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Die Sportwoche gratuliert Uwe Seeler …

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Uwe Seeler - einer der Größten des deutschen Fußballs

… der heute 85 Jahre alt ist.
(GM) In den 1960er Jahren gab es in Deutschland praktisch niemand, der nicht wusste, wer Uwe Seeler war. Ob Frau oder Mann, ob Fußballfan oder nicht, „uns Uwe“, wie er auf Plattdeutsch von den Hamburgern genannt wurde, war im Grunde ein gesamtdeutsches Fußballidol und somit Gemeinschaftseigentum – eben „Unser Uwe“. Nur für den Hamburger Stadtrivalen, FC St. Pauli, war er „Euch Uwe“; die St. Paulianer waren ja schon immer sehr kreativ.

Der am 5. November 1936 geborene Uwe Seeler, Sohn eines fußballspielenden Hamburger Hafenarbeiters, kam als 10-Jähriger zum HSV und verbrachte beim Traditionsverein seine gesamte Karriere. Er war noch keine 17 Jahre alt, als er zum ersten Mal in der ersten Mannschaft eingesetzt wurde. Insgesamt absolvierte er für die Hanseaten, zwischen 1953 und 1972, 476 Spiele, in denen er 404 Tore erzielt.

Mit knapp 18 Jahren machte er sein erstes Länderspiel, am 16. Oktober 1954, wenige Monate nachdem Deutschland in der Schweiz Weltmeister geworden war. Seit 1962, nachdem Hans Schäfer nach der WM in Chile seine internationale Karriere beendete, war Uwe Seeler auch Kapitän der Nationalmannschaft, für die er 43 Tore erzielte. Sein letztes Länderspiel, Nr. 72, machte er im September 1970, er trug somit 16 Jahre lang das Trikot der Nationalmannschaft. Uwe Seeler nahm an vier Weltmeisterschaften teil und bestritt 21 WM-Spiele, mehr als jeder andere WM-Teilnehmer vor ihm. Dieser Rekord hielt 28 Jahre, bis ihn Lothar Matthäus bei der WM in Frankreich überbot.

Man könnte es Tragik nennen, dass Uwe Seelers Karriere in der Nationalmannschaft begann, als Deutschland gerade Weltmeister geworden war und endete, bevor Deutschland zum zweiten Mal den Titel holte. Er spielte mit Fußballern zusammen, die 1954 Weltmeister geworden waren und später mit Spielern, die 1974 Weltmeister werden sollten, aber er selbst durfte den Goldpokal nie in den Händen halten. Dennoch war Uwe Seelers internationale Karriere mehr als glanzvoll: er war einmal – in Chile – WM-Vierter, einmal Vizeweltmeister, 1966 in England, als ihn im Finale gegen den Gastgeber, das „Wembley-Tor“ - möglicherweise – um den Titel brachte und einmal WM-Dritter, in Mexiko, bei dem ihm wohl sein spektakulärster Kopfballtreffer gelang, nämlich der 2:2-Ausgleich gegen Titelverteidiger England, mit dem Hinterkopf.

Überhaupt zeichnete Uwe Seeler eine außergewöhnliche Kopfballstärke aus, aber im Grunde erzielte er spektakuläre Tore aus allen Lagen – per Fallrückzieher, per Seitfallzieher, mit rechts, mit links, aus dem Gewühl heraus und hart bedrängt vom Gegner. Er war ein Mittelstürmer im klassischen Sinn, einer da hinging, wo es weh tat. Und er ging über jede Schmerzgrenze hinaus. Im Februar 1965 erlitt er im Bundesligaspiel bei Eintracht Frankfurt einen Riss der rechten Achillessehne. Damals bedeutete solch eine Verletzung das fast sichere Ende einer Karriere als Leistungssportler. Aber Uwe Seeler stand ein halbes Jahr später wieder auf dem Trainingsplatz und erarbeitete sich mit ungeheurer Zähigkeit und Disziplin wieder die alte Leistungsstärke und schoss kurz darauf, im WM-Qualifikationsspiel in Schweden, das entscheidende Tor zum 2:1-Sieg, durch das sich Deutschland für die WM in England qualifizierte.

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Typisch "uns Uwe" - Tore aus jeder Lage

Uwe Seeler war der erste Spieler, der – 1960 – zum Fußballer des Jahres gewählt wurde; diese Auszeichnung erhielt er auch noch 1964 und 1970. Er war in der ersten Bundesligasaison, 1963/64, Torschützenkönig, er war 1960 Deutscher Meister und 1963 DFB-Pokalsieger, er war, nach Fritz Walter, der zweite ehemalige Nationalspieler, der zum Ehrenspielführer der Nationalmannschaft ernannt wurde. Dazu kommen Dutzende weiterer Ehrungen, unter anderem auch die zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt Hamburg. Sie alle aufzuzählen ist nur schwer möglich und würde jeden Rahmen sprengen.

„Meine Eltern haben großen Wert auf Ehrlichkeit, Korrektheit und Anstand gelegt. So bin ich erzogen worden“, betont er immer wieder – und lebte danach. Er hat sich immer daran gestört, wenn ein Fußballer ein Autogramm „hinkritzelte“ und nicht leserlich schrieb. „Das macht man einfach nicht. Man schreibt ein Autogramm anständig.“ Nicht zuletzt waren es diese Einstellung und dazu seine Bodenständigkeit, die ihn nicht nur bundesweit sondern überall auf der Welt beliebt machten.

Als ihm 1961 Inter Mailand ein „Millionenangebot“ unterbreitete, um ihn zu einem Wechsel nach Italien zu bewegen, lehnte der heimatverbunden Seeler, nach einiger Überlegung, ab und entschied sich für eine „sichere Zukunft in zuhause“ – eine Entscheidung über die ganz Fußball-Deutschland erleichtert war. Nur der damalige Bundestrainer, Sepp Herberger, wusste, dass die ganze Aufregung unnötig war. Ihm war klar, dass Uwe Seeler nicht aus Hamburg weggehen würde. „Der geht nädd nach Italie. Eher krigge die mich, als den Uwe!“ Einmal mehr hatte Sepp Herberger recht behalten.

Uwe Seeler hat seine Entscheidung, in Hamburg zu bleiben, nie bereut. Im Rückblick ist er mit seinem Leben hochzufrieden. Er und seine Frau Ilka, die er 1959 geheiratet hat, bekräftigen: „Wenn wir unser Leben noch einmal leben könnten, würden wir es wieder ganz genauso machen.“ Wer kann das schon von sich behaupten?

Wir wünschen Uwe Seeler zu seinem 85. Geburtstag alles erdenklich Gute und noch ein langes Leben in bestmöglicher Gesundheit. Alles Gute, „Uns Uwe!“