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Die Sportwoche erinnert an Sepp Herberger, …

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… der heute vor 125 Jahren auf dem Waldhof geboren wurde.
(GM) Es gibt Menschen, die bereits früh ihre Bestimmung erkennen und die noch dazu mit allem ausgestattet sind, das nötig ist, um ihr Ziel zu erreichen. Ganz gleich, wie wenig verheißungsvoll die Herkunft ist und ganz gleich, was auf dem Weg zum Ziel auch passieren mag.
Sepp Herberger war zweifelsohne solch ein Mensch. Der Fußball bestimmte sein ganzes Leben und er bestimmte den Fußball seiner Zeit. Der Junge, der am 28. März 1897 in eine arme Familie auf dem Luzenberg hineingeboren wurde und dadurch in ein soziales Umfeld, das nicht viele Chancen zum gesellschaftlichen Aufstieg bot, hat sich aller Widrigkeiten zum Trotz seinen Lebenstraum erfüllt und alles erreicht, was er sich vorgenommen und erträumt hatte.

Er hat alles, was die Natur ihm mitgab, in die Waagschale geworfen und damit das höchste seiner Ziele erreicht – Fußball-Weltmeister zu werden. Er war Perfektionist, Stratege, Taktiker, Motivator, Psychologe und was sonst noch alles. Vor allem aber war er Fußballlehrer im besten Wortsinn und nicht zuletzt auch Vaterfigur für seine Spieler. Alle diese Attribute kann man ihm mit Fug und Recht zuschreiben und doch war er noch vieles weitere mehr: Sepp Herberger, der Mann, der 1954 den ersten Fußball-Weltmeister-Titel nach Deutschland holte.

Über ihn wurde schon alles geschrieben, was es zu wissen gilt. Vieles ist wahr, einiges unwahr, manches übertrieben, aber jeder weiß – ohne Sepp Herberger wäre Deutschland 1954 nicht Weltmeister geworden. Denn zwei weitere Eigenschaften waren notwendig, um dieses utopisch anmutende Ziel zu erreichen: ein unbändiger Ehrgeiz und ein unerschütterlicher – an Sturheit grenzender – Glaube an sich selbst.

Sepp Herberger formte die Mannschaft, die am Ende die Weltmeisterschaft in der Schweiz gewinnen sollte, über Jahre hinweg. Er studierte bis ins kleinste Detail alle möglichen Gegner und besonders diesen, den er zwischen sich und seinem größten Erfolg vermutete. Während sich andere Trainer vom genialen Angriffsspiel des haushohen Favoriten, Ungarn, beeindrucken ließen, erkannte Sepp Herberger Schwächen im Defensivverhalten des damaligen Wunderteams, besonders auf deren rechter Abwehrseite, über die später dann auch die deutschen Treffer des Finales vorbereitet werden sollten.

Sepp Herbergers Fähigkeiten als Trainer sind seit jeher anerkannt und unbestritten. Darüber ging jedoch lange fast unter, dass er selbst ein hervorragender und technisch versierter Fußballer war, sogar Nationalspieler, ehe er Trainer wurde. Er, der aus allerärmsten Verhältnissen stammte, hatte sich ganz nach oben gearbeitet; zielstrebig und selbstbewusst – und oft ohne Rücksicht auf die Meinung anderer. So kritisierte nach dem Krieg die Öffentlichkeit seine Mitgliedschaft in der NSDAP, allerdings hätte Herberger, ohne Mitglied in der Partei zu sein, niemals als Verbandstrainer arbeiten und daher auch nicht Reichstrainer werden können. Ein Anhänger der Ideologie der Nazis war er nachweislich nicht. „Ich habe meinen Austritt aus der Partei ernsthaft erwogen“, schrieb er damals. „Er wäre der folgerichtige Schritt meiner wachsenden politischen Erkenntnis gewesen. Aber ich konnte mich nicht dazu entschließen, weil er automatisch den Verlust meiner Stellung (Trainer beim Westdeutschen Spielverband) zur Folge gehabt hätte, für mich gleichbedeutend mit der Aufgabe meines Lebenswerkes.“

Dieser Vision ordnete Herberger vieles unter. Und er hielt konsequent daran fest. So wie an „seinen“ fünf Kaiserslauterern, die 1954 im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft eine überraschende Niederlage gegen Hannover 96 hinnehmen mussten und daher, direkt vor der WM in der Schweiz, nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzten. „Überaltert“ waren nach Meinung der Presse der 34-Jährige Fritz Walter und sein 30-jähriger Bruder Ottmar sowie Werner Kohlmeyer, der ebenfalls bereits 30 Jahre alt war. Herbergers Appell an die fünf Pfälzer lautete daher: „Jetzt erst recht.“ Das war sein Ratschlag, Niederlagen zu verarbeiten. „Das ist eure Chance, es besser zu machen. Den Kritikern zu zeigen, dass ihr euch zu Recht für die WM qualifiziert habt.“ Herberger wusste genau, dass er Spieler, die etwas gutzumachen hatten, einfacher motivieren konnte, wie Spieler, die nach einem Erfolg erst einmal „satt“ sind.

Und als es während des WM-Turniers darum ging, sich nicht gänzlich in die Karten schauen zu lassen, nahm er - erneut ohne Rücksicht auf die Kritik der Presse – eine deftige Niederlage in Kauf, um in einem möglichen Finale gegen den gleichen Gegner, eine völlig andere Mannschaft auf das Feld zu schicken. Alle Schachzüge Herbergers gingen damals auf und mündeten in einer der größten Sensationen im internationalen Fußball.

„Ich war ein Besessener, einer der nach letzter Erkenntnis aus war“, sagte er einmal über sich selbst und charakterisierte sich damit mehr als treffend. Die Erkenntnisse Sepp Herbergers haben heute noch ihre Gültigkeit, genau wie seine Weisheiten, die er meist knapp zusammenfasste und die längst dem allgemeinen Sprachgebrauch angehören. Viele von Herbergers Erkenntnissen und viele seiner Weisheiten haben heute noch ihre Gültigkeit, auch wenn heute kaum noch ein Fußballspiel exakt 90 Minuten dauert. Und dass Frauen - entgegen seiner Meinung – doch den „Fußballsport ausüben“ können, würde er heute vielleicht auch einsehen.

Außer dem Fußball in seiner Gesamtheit, lagen Sepp Herberger besonders die Unterprivilegierten der Gesellschaft am Herzen, unter anderem straffällig gewordene Jugendliche, die er in den Jugendstrafanstalten besuchte und für die er dort Fußballspiele organisierte. „Wer oben ist, darf die unten nicht vergessen“, erklärte er dazu. Und er lebte auch danach.

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An Sepp Herberger wird man sich auch in vielen Jahren noch erinnern. Seine Sprüche werden weiter zitiert werden, viele seiner Trainingsmethoden sind heute noch nützlich und seine Spielphilosophie („Das wirklich gute Spiel kennt keinen Stillstand, einen guten Spieler sieht man immer in Bewegung …“) ist heute so aktuell wie vor Jahrzehnten. In erster Linie wird Sepp Herberger aber als der Mann im Gedächtnis bleiben, der mit seiner Mannschaft den ersten Weltmeister-Titel nach Deutschland brachte.