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SVW – Abschied von Patrick Glöckner

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(Foto: PIX/M.Ruffler) Patrick Glöckner verlässt den SV Waldhof zum Saisonende

Nach zwei Jahren trennen sich die Wege von Patrick Glöckner und dem SV Waldhof
(GM) „Nach vielen gemeinsamen Gesprächen haben wir entschieden, die Zusammenarbeit mit Patrick Glöckner über den 30. Juni 2022 hinaus, nicht fortzuführen“, lautete der entscheidende Satz von Tim Schork, auf der Pressekonferenz, die der SV Waldhof am Mittwochnachmittag kurzfristig angesetzt hatte.

Die Mehrheit der anwesenden Journalisten hatte wohl damit gerechnet, zu erfahren, wer den SV Waldhof zukünftig trainieren wird, nachdem zuletzt im Umfeld des Drittligisten immer öfter über einen möglichen Trainerwechsel gemutmaßt wurde. Als dann Patrick Glöckner am Carl-Benz-Stadion vorfuhr, wurde allerdings allgemein vermutet, dass die Vertragsverlängerung verkündet würde – beide Annahmen bestätigten sich nicht, stattdessen erklärte Tim Schork die Zusammenarbeit ab 30. Juni für beendet. Dass ein Trainer, dessen Vertrag nicht verlängert wird, bei der Bekanntgabe dieser Nachricht selbst anwesend ist, ist keine Selbstverständlichkeit. Patrick Glöckner zeigte Größe, indem er sich dieser Situation und den anschließenden Fragen stellte.

Der Sportliche Leiter erklärte, wie es zu dieser Entscheidung kam und weshalb die Personalie jetzt doch vor Ende der Saison abschließend behandelt wurde, nachdem die Vertragsgespräche mit dem Coach erst nach Saisonende stattfinden sollten. „Wir haben sehr viele Gespräche geführt und sind gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen, dass es sinnvoll ist, die Zusammenarbeit zu beenden“, so Tim Schork weiter, „Ich gebe zu, dass ich auch gewisse Restzweifel habe, wie es hätte weitergehen können. Daher wollen wir nicht nur irgendeine lapidare Erklärung abgeben. Alles wurde ganz offen besprochen. Wir haben ein klares Ziel und wollen diese Zielsetzung in einer anderen Besetzung weiterverfolgen.“

Dass diese Entscheidung nun doch vor Saisonende gefallen ist, begründet Tim Schork mit der Tatsache, dass inzwischen der Aufstieg nicht mehr möglich ist. „Seit der Niederlage gegen den SC Freiburg II ist das Thema Aufstieg für diese Saison abgehakt, sodass wir nun doch früher das Gespräch mit dem Trainer angehen konnten. Patrick Glöckner hat in den zwei Jahren, die er hier ist, viel bewirkt, die Zeit war sehr intensiv und er hat in seinem Engagement nie nachgelassen. Dafür ist ihm der SV Waldhof sehr dankbar. Über die Entscheidung haben wir heute auch die Mannschaft und den Mitarbeiterstab informiert.“

Bevor Patrick Glöckner zu der Entscheidung der Verantwortlichen Stellung bezog, berichtete er zunächst, dass es dem Balljungen, der am Montagabendspiel durch Böller verletzt wurde (die Sportwoche berichtete), inzwischen besser geht. „Die Gesundheit steht nun einmal über allem. Und Tim darf am letzten Spieltag in die Garderobe kommen, dann schenken wir ihm ein Trikot seines Wunschspielers. Das haben wir ihm versprochen.“

Es spricht für den scheidenden Coach, dass er in diesem Augenblick noch an den verletzten Balljungen dachte.

Dann lässt Patrick Glöckner kurz die letzten beiden Jahre Revue passieren. Er berichtet von der schwierigen Corona-Zeit, in der weitgehend auf die Fans verzichtet werden musste. „Schade, dass wir so viele Spiele keine Zuschauer hatten, so konnten die Fans unsere Arbeit gar nicht richtig beurteilen. Wir haben ja zuletzt gesehen, wie es ist, die Zuschauer im Carl-Benz-Stadion zu erleben. Gerade das letzte Jahr, nach den vielen Abgängen, wie Max Christiansen, Arianit Ferati, Jan-Hendrik Marx und Marco Schuster, war ein schwieriges Jahr, aber wenn man dann auf den Platz kommt und hört die Stadionhymne, dann entschädigt das für vieles.“

Als Patrick Glöckner Ende Juli 2020 an den Alsenweg kam, ging es neben seiner Aufgabe als Trainer auch darum, die Infrastruktur zu verbessern und alte Strukturen aufzubrechen. Die Trainingsbedingungen am Alsenweg waren alles andere als optimal und die Räumlichkeiten hatten zwar so etwas wie „nostalgischen Charme“, waren aber für einen Drittligisten alles andere als angemessen. In den letzten beiden Jahren wurden dort allerhand Verbesserungen erreicht und deutlich bessere Voraussetzungen für das Training geschaffen.

Was die „Kernaufgabe“ betrifft, kann sich Patrick Glöckners Bilanz ebenfalls sehen lassen. Mit einem Kader, der bei seinem Amtsantritt bereits feststand, kam er in seinem ersten Waldhof-Jahr auf Platz 8 und trotz der oben genannten Abgänge, nach der letzten Saison, steht sein Team jetzt auf dem 5. Tabellenplatz. Dazu kommen die Siege im Verbandspokal 2020 und 2021, durch die der SV Waldhof an der DFB-Pokal Hauptrunde teilnahm – unvergessen sind die Spiele gegen Eintracht Frankfurt – besonders der 2:0-Sieg im August 2021 - und Union Berlin. Auch in diesem Jahr steht die Mannschaft von Patrick Glöckner wieder im Finale des Verbandspokals und hat erneut die große Chance, am DFB-Pokal teilzunehmen. Dass er seine Arbeit beim SV Waldhof nicht fortführen kann, bedauern auch viele, die Patrick Glöckner anfänglich ablehnend gegenüberstanden – nach der erfolgreichen Trares-Ära.

Selbstverständlich gab es auch viele Kritiker, mancher bemängelte, dass er zu „weich“ sei und dass er die Mannschaft immer in Schutz nahm – besonders nach wenig überzeugenden Auftritten. Aber Leute, die nahe an der Mannschaft sind, wissen, dass Patrick Glöckner auch laut und bestimmt werden konnte. Dafür, dass in dieser Saison der Aufstieg, den die Führungsetage „vorgegeben“ hat, nicht geschafft wurde, kann der Trainer nicht verantwortlich gemacht werden, auch nicht für die oft zitierte „mangelhafte Chancenverwertung“. Wenn der nicht geschaffte Aufstieg in die 2. Bundesliga der Hauptgrund ist, Patrick Glöckners Vertrag nicht zu verlängern, dann muss sein Nachfolger wissen, was auf ihn zukommt. Das ist eine schwere Hypothek, die zu stemmen, sich nicht jeder antun will. Zumal noch nicht klar ist, wie der Kader für die Saison 2022/23 aussehen wird.

„Die Rahmenbedingungen sind für den (zukünftigen) Trainer klar“, macht Tim Schork noch einmal deutlich. Stellt aber klar: „Noch steht kein Nachfolger fest. Wir wollten nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen.“

„Der Abschied von der Mannschaft – obwohl es ja noch nicht ganz soweit ist – war sehr emotional“, gibt Patrick Glöckner zu. „Wenn man so lange zusammengearbeitet hat, ist es immer schade, wenn eine Partei gehen muss. Es fällt mir nicht leicht, den Verein zu verlassen. Das ist nicht einfach und auch ein Stück weit traurig. Ich hoffe aber, dass es für den Waldhof gut weitergehen wird. Ich möchte mich bei allen hier bedanken, besonders bei der Familie Beetz – bei Bernd Beetz und Christian und den anderen Geschwistern, die ich kennenlernen durfte. Natürlich möchte ich mich auch bei allen anderen bedanken, mit denen ich zusammenarbeitete und besonders bei unseren Fans, die die Mannschaft immer so bedingungslos toll unterstützen.“

Nach zwei Jahren geht die Zeit Patrick Glöckners beim SV Waldhof also zu Ende. Noch ist nicht klar, wie es bei ihm weitergehen wird. „Zunächst einmal gilt es, die Saison erfolgreich zu Ende zu spielen, darauf liegt meine Konzentration“, erklärt er mit Nachdruck. „Und natürlich wollen wir auch den Verbandspokal holen, es wäre dann der dritte in Serie. Darüber hinaus habe ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht. Meine Zukunft ist völlig offen. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringen wird.“ Das wird den Fans des SV Waldhof bestimmt genauso gehen.