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DFB-Pokal: SV Waldhof – Holstein Kiel 5:3 n. E.

Elfmeter
(Foto: PIX/M.Ruffler) Der Waldhof jubelt - Wagner, Mitte, hat den letzten Elfmeter versenkt

SV Waldhof zieht nach „Pokalkrimi“ in zweite DFB-Pokal-Hauptrunde ein
(GM) Waldhof-Trainer Christian Neidhart hatte einen Pokalkrimi angekündigt und Wort gehalten. Seine Mannschaft lieferte dem Zweitligisten, Holstein Kiel, einen Kampf auf Augenhöhe, zeigte dabei Siegeswillen bis zum Schluss und zog – getragen von den über 13.000 Fans – völlig verdient in die 2. Runde des DFB-Pokals ein. 0:0 hatte es nach regulärer Spielzeit – und auch noch nach Verlängerung – gestanden, sodass das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen musste. Während bei den Blau-Schwarzen jeder Schütze traumhaft sicher verwandelte, setzte Schulz den dritten Elfmeter der Gäste über das Tor. Nachdem Wagner dem fünften Treffer für den Waldhof versenkt hatte, brachen im Carl-Benz-Stadion alle Dämme.

Vor dem Anpfiff wurde die Südtribüne in „Walter-Pradt-Tribüne“ umbenannt und trägt nun den Namen des früheren Spielers und Trainers des SV Waldhof, der zudem viele weitere Funktionen am Alsenweg ausgeübt hatte, ehe er im August 2014, viel zu früh, mit 65 Jahren, an Leukämie verstarb.

In Erinnerung an den Sieg in der ersten Runde im DFB-Pokal der vergangenen Saison, gegen Eintracht Frankfurt, begann der SV Waldhof auch gegen den Zweitligisten aus Kiel ohne großen Respekt. Zwar hatte Kiel die erste Möglichkeit durch Pichler, als Gohlke seinen Gegenspieler davoneilen ließ, Behrens war aber zu Stelle (3.), die erste richtig gute Chance zur Führung hatte allerdings auf der anderen Seite Ekincier, der Holsteins Torhüter Schreiber zu einer Riesenparade zwang, die zum ersten Eckball der Begegnung führte (5.). Der Eckball ergab eine weitere Möglichkeit für die Waldhöfer, durch Martinovic, die aber ebenfalls nicht erfolgreich war (6.).

Beide Teams blieben offensiv und Kiel versuchte die Kontrolle über das Spiel zu bekommen. Zwar mussten Höger und Behrens mit vereinten Kräften den Führungstreffer der Gäste, durch Korb, in der 14. Minute, verhindern, aber im direkten Gegenzug hatten die Gäste auch Glück, dass Martinovic mit seinem Versuch das Tor knapp verfehlte (15.), Taz hatte die Vorarbeit geleistet. Nach der ersten Viertelstunde hatte Kiel eine kurze Drangphase, allerdings ohne weitere zwingende Chancen. In der 30. Minute und gleich danach, holen sich die Kieler Komenda wegen Foulspiels und Sander wegen Trikotziehens die ersten Gelbe Karten ab. Das Zerren am gegnerischen Trikot praktizierten die Gäste noch einige weiter Male, wohl auch, weil sich Schiedsrichter Tobias Reichel zeitweise recht nachsichtig zeigte.

In der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit gestaltete sich die Partie wieder ausgeglichen, doch wenige Minuten vor dem Halbzeitpfiff wurde es noch einmal turbulent. Kurz hintereinander lag zweimal die Mannheimer Führung in der Luft, durch Ekincier, nach Vorarbeit von Martinovic, aber Torhüter Schreiber pariert (42.) und kurz darauf durch Martinovic sebst, der aber das Tor knapp verfehlte (45.). Unmittelbar vor dem Pausengang musste Marcel Seegert buchstäblich Kopf und Kragen riskieren, um dann sogar das 0:1 durch Korb zu verhindern. Dabei prallte der Waldhof-Kapitän gegen den Pfosten, blieb kurz benommen liegen, konnte nach kurzer Behandlung aber weiterspielen. Gleich darauf ging es in die Kabinen.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit musste die Partie kurz unterbrochen werden, da auf der OST gezündelt wurde und Rauchschwaden aufstiegen (50.). Dann holte sich Bahn die erste Gelbe Karte für den Waldhof ab, nach einem Foul an Porath (55.). Knapp 10 Minuten später jubeln die Waldhöfer Fans, Gohlke hatte nach einem Freistoß von Taz per Kopf getroffen, stand aber knapp im Abseits, der Treffer zählte demnach nicht (64.). Das Ende der regulären Spielzeit kam näher und es blieb spannend. Nachdem Kiel bereits zweimal gewechselt hatte, kam in der 78. Minute auch beim Waldhof ein frischer Spieler in die Partie; Kother ersetzte Ekincier. Und nach einem Doppelwechsel der Gäste, wechselt in der 90. Minute auch Christian Neidhart doppelt – Dörfler kommt für Taz und Sohm für Martinovic.

Nach sechsminütiger Nachspielzeit steht es immer noch 0:0 und es geht in die Verlängerung. Die ist kaum gestartet, da prüft Wolf erneut die Qualität der Waldhof-Trikots und sieht die Gelbe Karte. Die Verlängerung verläuft zunächst etwas behäbig, ehe es in der 97. Minute vor dem Waldhöfer Tor brenzlig wird, doch Gohlke kann Wriedt gerade noch am erfolgreichen Torschuss hindern. Dies war jedoch die einzige Chance der Gäste in der Verlängerung, die ansonsten komplett den Gastgebern gehörte. Kiel wehrte sich mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln und hatte in der 111. Minute Glück, dass Wolf, nachdem er Dörfler ohne Chance auf den Ball, von den Beinen geholt hatte, nicht die Ampelkarte gezeigt bekam. Nur eine Minute später holte sich Wriedt nach einem Ellenbogencheck die nächste Gelbe Karte für Kiel ab. In dieser Phase wirkte der Unparteiische nicht wie eine Autorität.

Das Spiel hat sehr viel Kraft gekostet, was den Akteuren inzwischen deutlich anzumerken ist. Großes Risiko geht keines der Teams mehr ein und so bleibt es auch nach 120 Minuten torlos. Das Elfmeterschießen muss die Entscheidung bringen.

Waldhof beginnt, mit Bahn, der flach zum 1:0 trifft, Erras gleicht wuchtig für Kiel aus, 1:1. Rossipal legt für den Waldhof wieder vor – 2:1. Komenda täuscht Behrens erfolgreich und trifft zum 2:2; Russo zimmert seinen Elfmeter hoch ins Eck, der Waldhof führt 3:2 und die blau-schwarzen Anhänger haben gleich noch einmal Grund zum Jubeln, als Schulz seinen Versuch über das Tor setzt. Sohm erhöht für Waldhof dann auf 4:2, ehe Wriedt der 4:3-Anschluss gelingt. Als Wagner schließlich zum 5:3 einnetzt, ist das Elfmeterschießen und somit das Spiel entschieden. Der Waldhof steht in der 2. Runde.

DFB-Pokal – 1. Hauptrunde
SV Waldhof Mannheim – Holstein Kiel 5:3 n. E. (0:0, 0:0)
Waldhof: Behrens - Riedel, Gohlke, Seegert, Rossipal, Russo, Höger (106. Wagner), Ekincier (78. Kother), Bahn , Taz (90. Dörfler), Martinovic (90.+1 Sohm)
Kiel: Schreiber - Becker, Komenda , van den Bergh, Korb (84. Erras), Sander (46. Schulz), Reese, Mühling, Porath (84. Wolf), Arp (69. Obuz), Pichler (96. Wriedt)
Schiedsrichter: Tobias Reichel; Zuschauer: 13.137