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SV Waldhof – SC Freiburg II 2:1

Bahn
(Foto: PIX/M.Ruffler) Waldhöfer Jubel, nach dem Treffer von Bahn, links, zum 2:1

Waldhof stoppt ausgerechnet gegen Freiburg die Niederlagenserie – Last-Second-Siegtreffer von Bahn
(GM) Viele Waldhof-Anhänger schüttelten nach dem Abpfiff ungläubig die Köpfe. Dass ihre Mannschaft dieses Spiel, gegen - in der ersten Halbzeit - haushoch überlegene Freiburger, am Ende noch gewannen, ist nur schwer zu erklären. Nach einem Treffer von Stark lagen die Breisgauer nach der ersten Halbzeit zwar knapp vorne, aber nach Torchancen hätten die Gäste weit deutlicher vorne liegen müssen, ja eigentlich hätte das Spiel schon entschieden sein können. Die Überlegenheit des SCF II dauerte bis weit in die zweite Hälfte, doch je mehr sich das Spiel dem Ende zuneigte – und je mehr Chancen die Freiburger weiter ausließen, desto stärker kam der Waldhof auf und fünf Minuten vor dem Ende der 90 Minuten gelang Wagner mit einem herrlichen Treffer der Ausgleich.

Freiburg versuchte es zwar noch einmal und hatte durch Vermeij auch tatsächlich die Chance zur erneuten Führung, doch der Angreifer verpasste knapp. Mit dem letzten Angriff in der vierminütigen Nachspielzeit holte der Waldhof nach einem Konter einen vielumjubelten Eckball heraus, der wertvolle Zeit zu bringen schien, doch genau diese letzte Aktion führte zum nicht mehr möglich scheinenden 2:1-Siegtreffer für die Waldhöfer, nachdem Bentley Baxter Bahn den Ball über die Linie gedrückt hatte.
So wenig wie die Waldhöfer wahrscheinlich erklären können, wie sie dieses Spiel gewinnen konnten, so wenig Worte werden die Freiburger finden, um die Niederlage zu erklären.

Marcel Seegert war nach seiner Gelbsperre wieder dabei, obwohl der Kapitän leicht angeschlagen in die Partie ging. Dafür fehlte Malte Karbstein, der verletzt war. Wie angekündigt, war auch Adrien Lebeau wieder einsatzfähig und – etwas überraschend – stand Daniel Keita-Ruel in der Startformation; Berkan Taz und Dominik Martinovic nahmen dafür erst einmal auf der Bank Platz.

Vom Anpfiff weg übernahm Freiburg das Kommando und kam bereits nach 20 Sekunden (!) zum ersten Eckball. Und der bringt auch gleich Gefahr, als Rosenfelder am langen Pfosten, mit dem Rücken zum Tor abschließt, aber knapp über den Querbalken schießt. Jan-Christoph Bartels war jedoch rechtzeitig da, brauchte aber nicht einzugreifen (3.). Eine Minute später gibt es erneut Eckball für die Gäste und eine weitere Minute später bereits den nächsten. Der führt zu einem Waldhöfer Konter, der aber nicht gut ausgespielt wird und von den Freiburgern locker abgelaufen wird.

Bereits früh im Spiel, in der 7. Minute, holt sich Thomas Pledl für ein taktisches Foul die Gelbe Karte ab und als die Waldhöfer Abwehr im Spielaufbau direkt vor dem eigenen Strafraum den Ball verliert und Vermeij aus spitzem Winkel an Bartels scheitert, musste man schon das Schlimmste befürchten. Zu allem Übel bekam dann auch noch Marcel Seegert Probleme am rechten Oberschenkel (22.), musste bandagiert werden, konnte zum Glück aber weiterspielen.

Die Freiburger Führung, durch Stark, war eine logische Folge des Spielverlaufs. In der 28. Minute kommen die Gäste über die rechte Seite; nach Vorarbeit von Treu passt Kehl flach vor das Waldhöfer Tor, Vermeij lässt in der Mitte den Ball durch, zu Stark, der am langen Pfosten lauert und der bezwingt Bartels mit einem platzierten Flachschuss – es steht 0:1. Dass der Freiburger Torschütze danach provozierend vor der OST jubelt, war völlig unnötig und wird daher auch mit einem Pfeifkonzert bedacht. Auch in der Folge bleiben die Freiburger am Drücker und haben in der 35. Minute das 0:2 vor Augen, als nach einem verunglückten Rückpass von Rossipal plötzlich Vermeij mutterseelenalleine vor Bartels steht, aber der Waldhöfer Schlussmann reagiert klasse und verhindert den deutlicheren Rückstand.

Apropos Vermeij, der Freiburger Angreifer hat dem Waldhof in der Vergangenheit bereits mehrmals wehgetan und den entscheidenden Treffer für sein Team erzielt. Dass er solche Chancen auslässt, ist eher ungewöhnlich und es sollte nicht seine letzte vergebene Chance gewesen sein.

Auch in der 39. Minute liegt das 0:2 in der Luft. Nach einer Flanke von Ezekwem nimmt Röhl den Ball direkt, trifft aber nur das Außennetzt – Riesenglück für die Mannschaft von Christian Neidhart, die froh sein musste, kurz darauf nur mit einem knappen Rückstand in die Pause zu gehen – es hätte auch gut und gerne 0:3 oder gar 0:4 stehen können. Die Pfiffe der eigenen Fans begleiten die Blau-Schwarzen in die Kabinen.

Zum zweiten Spielabschnitt ersetzt Martinovic den eher unauffälligen Pledl, der allerdings auch bereits gelb-verwarnt war. Die zweite Halbzeit beginnt so, wie die erste endete. Freiburg macht Druck und Vermeij ist mit einem weiteren Versuch erfolglos (50.). Der Waldhof kann sich kaum vom Freiburger Druck befreien und in der 55. Minute kommt weiteres frisches Personal auf den Platz. Schnatterer ersetzt Lebeau und für Keita-Ruel, der sich kaum einmal durchsetzen konnte, kommt Sohm.

Eher dezent kommt Waldhof besser ins Spiel und hat in der 62. Minute urplötzlich die Chance zum Ausgleich, als Wagner einen Eckball von Schnatterer per Kopf verlängert, aber der Ball gerade noch von der Linie geschlagen wird. Nur eine Minute später kommt Martinovic über die rechte Seite und holt eine weitere Ecke für den Waldhof heraus. 8:8 heißt das Eckballverhältnis am Ende, nachdem der SCF II in dieser Statistik bereits 8:2 geführt hatte. Martinovic hat auch die nächste Waldhöfer Möglichkeit, scheitet aber knapp an Freiburgs Torhüter Atubolu (66.). Wenig später zieht Winkler aus der zweiten Reihe ab – ganz knapp drüber. Die Fans spüren, dass ihr Team es noch einmal wissen will und machen sich lautstark bemerkbar. Bemerkenswert auch Marcel „Cello“ Seegert, der sichtlich angeschlagen ist, aber wieder einmal die Zähne zusammenbeißt und durchhält. Ein echter Kapitän, eben.

Während der Waldhof plötzlich marschiert, kommt die Zeit der Wechsel. Bei Freiburg kommt zunächst Guttau für Stark (67.), dann beim Waldhof Taz für Winkler (71.), kurz darauf Dreifachwechsel bei Freiburg, Kehl, Baur und Röhl machen Platz für Makengo, Fahrner und Breunig (78.). Unterdessen agiert der Waldhof fast nur im Vorwärtsgang und belohnt sich tatsächlich in der 85. Minute mit dem Ausgleich. Eine Flanke von Schnatterer kommt über Freiburgs Schmidt, der von Bahn bedrängt wurde, zu Wagner, der noch Treu ins Leere laufen lässt und den Ball sehenswert in den rechten Winkel zirkelt. Ein Tor wie aus dem Bilderbuch – es steht 1:1.

Bezeichnet für den Ruck, der etwa zur Mitte der zweiten Halbzeit durch die Mannschaft des SV Waldhof gegangen war, ist die anfeuernde Geste Wagners, der anzeigt, dass der Ausgleich nicht genug ist. Doch auch Freiburg will sich mit dem Unentschieden nicht abfinden, zu lange waren die Breisgauer das spielbestimmende Team, als dass man mit einem Punkt zufrieden sein könnte. Und prompt wird es noch einmal gefährlich vor dem Waldhöfer Tor, als in der 90. Minute Fahrner von der rechten Seite in die Mitte passt, zu Vermeij, der einen Meter vor Bartels den Ball ganz knapp verpasst.

Es gibt vier Minuten Nachspielzeit obendrauf. Die sind fasst um, als der Waldhof nach einem Freiburger Angriff kontert und einen Eckball herausholt. Die bringt Schnatterer herein, Jans verlängert am kurzen Pfosten in die Mitte, wo Bahn sein linkes Bein ausfährt und tatsächlich zum 2:1 trifft (90.+ 4). Direkt danach erfolgt der Schlusspfiff. Der Rest „war nur noch Ekstase pur“, wie der Siegtor-Schütze nach dem Schlusspfiff überglücklich in die Mikrofone schreit.

Freiburgs Trainer Thomas Stamm haderte hinterher mit den vielen vergebenen Chancen seiner Mannschaft, die seiner Meinung nach „70, 80 Minuten die bessere Mannschaft“ war. Damit liegt er sicher richtig. Aber wie sagte bereits Sepp Herberger: „Ein Spiel dauert 90 Minuten.“ Heutzutage oft sogar 94 und mehr Minuten. Und so lange hat der Waldhof an diesem Nachmittag noch an eine Wende im Spiel geglaubt – und wurde belohnt. So gesehen war der Sieg noch nicht einmal unverdient.

SV Waldhof Mannheim – SC Freiburg II 2:1 (0:1)
Waldhof: Bartels - Jans, Riedel, Seegert, Rossipal, Wagner, Bahn , Pledl (46. Martinovic), Lebeau (55. Lebeau), Winkler (76. Winkler), Keita-Ruel (55. Sohm)
Freiburg: Atubolu - Treu, Rosenfelder, Schmidt, Ezekwem, Engelhardt, Kehl (78. Makengo), Röhl (78. Breunig), Stark (67. Guttau), Baur (78. Fahrner), Vermeij
Tore: 0:1 Stark (28.), 1:1 Wagner <(>85.), 2:1 Bahn (90-+4); Schiedsrichter: Alexander Sather; Zuschauer: 8.866