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SC Käfertal – Erfolgreich mit deutsch-bulgarischem Trainerduo

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(Foto: SpoWo) Ognyan Tsvetanov, rechts, und Matthias Dehoust

(GM) In einem fremden Land Fuß zu fassen ist nie einfach, meisten sogar richtig schwierig. Aber manchmal kann es auch so einfach sein – zumindest wenn man auf den Fußball zurückgreifen kann.

Ein gutes Beispiel dafür ist Ognyan „Ogi“ Tsvetanov, dem Co-Trainer des SC Käfertal, dem Tabellenführer der Mannheimer Kreisklasse A2. Ogi Tsvetanov ist Fußballtrainer mit der UEFA B-Lizenz und arbeitete in seiner bulgarischen Heimat mehrere Jahre als Trainer und Sportdirektor beim Zweitligisten, FC Dunaw Ruse, ehe er Jugendtrainer in der Football Academy von Tsarsko Selo, in Bulgariens Hauptstadt Sofia wurde.

Vor knapp drei Jahren machte er mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn Urlaub in Ketsch, wo seine Schwiegereltern leben. Wie es manchmal im Leben so läuft, wollte seine Frau nach dem Urlaub nicht mehr zurück in die alte Heimat und die Tsvetanovs beschlossen, in Deutschland zu bleiben. Ognyan Tsvetanov fand recht schnell Arbeit bei FedEx als Zusteller und begann an der Volkshochschule in Schwetzingen Deutschkurse zu belegen, denn er wollte unbedingt wieder etwas mit Fußball zu tun haben und dafür muss er eben gut deutsch sprechen und verstehen können. Leider ist es seinem Job geschuldet, dass er die eine oder andere Unterrichtsstunde ausfallen lassen musste.

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(Foto: SpoWo) UEFA-Trainer mit B-Lizenz - Ognyan Tsvetanov vom SC Käfertal

Er suchte über Google die E-Mail-Adressen von Amateurvereinen in der Region heraus und schrieb – auf englisch – zehn Vereine an. Vier davon antworteten, einer davon war der FC Germania Friedrichsfeld, der von Matthias Dehoust trainiert wurde. Ognyan übernahm die Position des Co-Trainers und als Matthias Dehoust zur Saison 2022/23 als Trainer zum SC Käfertal wechselte, war ihm klar, dass er seinen „Co“ mitnehmen würde.

Die Arbeit des bereits in Friedrichsfeld erfolgreichen Duos, trug auch sehr schnell in Käfertal Früchte. Der SCK steht mit deutlichem Vorsprung an der Tabellenspitze der Kreisklasse A2 und holte in der laufenden Saison bereits 20 Siege, außerdem stehen 6 Unentschieden zu Buche und nur eine Niederlage. Wer „Ogi“ Tsvetanov bei der Vorbereitung zum Training zusieht, der glaubt eher, es würde ein Trainings-Parcours eines deutlich höherklassigen Vereins aufgebaut werden. Da fließen Übungen aus dem Profibereich ein, es gibt kaum Leerlauf und manchmal erinnern die Kommandos dezent an Drill. Das mag den einen oder anderen Spielern zwar zum Stöhnen bringen, aber der Tabellenplatz zeigt, dass sich die Mühe lohnt – der SC Käfertal steht vor dem Aufstieg in die Kreisliga.

„Ogi ist wirklich sehr akribisch in seiner Arbeit“, erklärt uns Matthias Dehoust im Gespräch. „Er ist halt ein professioneller Trainer, aber seine Ansprüche sind auch sehr hoch. Manchmal etwas zu hoch für die A-Klasse. Er muss halt akzeptieren, dass diese Spieler Amateure sind. Da muss er entsprechende Maßstäbe anlegen.“

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(Foto: SpoWo) Akribische Vorbereitung auf das Training

Man merkt es dem 34-jährigen Bulgaren an, dass er sich nicht damit zufrieden gibt, die Mannschaft konditionell auf Trab zu bringen, er will die Spieler individuell besser machen. „Man muss im Training immer 100% geben“, sagt er. „Das zahlt sich im Spiel aus. Der Fußball gibt immer alles zurück.“

„Ich denke schon, dass Ogi irgendwann in höheren Klassen trainieren möchte – und auch wird“, ist Matthias Dehoust überzeugt. „Aber dazu muss er natürlich die deutsche Sprache beherrschen. Das sage ich ihm auch immer wieder. Für Fitness zu sorgen, ist die eine Seite, aber die Taktik vorgeben oder eine Umstellung während des Spiels vorzunehmen, ist die andere Seite. Das muss er den Spielern erklären können. Und dazu muss er einfach die deutsche Sprache beherrschen. Daran muss er arbeiten.“

Ognyan Tsvetanov träumt natürlich davon, irgendwann als Profi-Trainer arbeiten zu können. Ob es ganz nach oben geht, wird sich zeigen. Träumen darf schließlich jeder. „Sein Herzensverein“ ist übrigens der FC Barcelona. Seit er als Siebenjähriger von seiner Oma ein Trikot des spanischen Weltvereins geschenkt bekam, schwärmt er von den Katalanen. Aber wieso Barcelona? Ognyan Tsvetanov lacht. „Das Sportgeschäft, in das mich meine Oma mitnahm, hatte nur drei Trikots, von FC Parma, von Bayern München und eben von FC Barcelona – da habe ich das Trikot von Barcelona genommen, seitdem bin ich Fan dieses Clubs.“ Dass Bulgariens wohl bekanntester Fußballer, und WM-Torschützenkönig von 1994, Hristo Stoichkov, beim FC Barcelona spielte, könnte bei dieser Wahl möglicherweise auch eine Rolle gespielt haben.

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(Foto: pr.) Ogi überreicht Hristo Stoichkov ein Trikot von Dunaw Ruse

Man darf auf die weitere Entwicklung des SC Käfertal gespannt sein, aber auch auf den weiteren Weg von Ognyan Tsvetanov. Der Aufstieg des SCK in die Kreisliga wäre auf jeden Fall für den Verein und für das deutsch-bulgarische Trainerteam ein Erfolgserlebnis.