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Die Sportwoche erinnert an Bernd Trautmann

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Bernd Trautmann - einer der besten Torhüter aller Zeiten

(GM) Heute vor 10 Jahren starb einer der besten deutschen Torhüter aller Zeiten: Bernd Trautmann. Der gebürtige Bremer bestritt zwar nie ein Spiel für die deutsche Nationalmannschaft, wurde aber in der 1950er als Torhüter von Manchester City weltberühmt.

Bernd Trautmann geriet kurz vor Ende des 2. Weltkriegs in englische Gefangenschaft, aus der er 1948 entlassen werden sollte. Er lehnte es aber ab nach Deutschland zurückzukehren, blieb in England und begann beim St. Helens Towns Footballclub, in der Nähe von Lancashire, Fußball zu spielen, nachdem er bereits im Gefangenenlager auf sich aufmerksam gemacht hatte, als er sich bei einem Spiel der Kriegsgefangenen ins Tor stellte und bereits da sein herausragendes Talent zeigen konnte.

Bald wurden Proficlubs auf den Deutschen aufmerksam und neben den Tottenham Hotspurs, dem FC Everton, den beiden Clubs aus Manchester, bot auch der FC Burnley mit, aber Trautmann unterschrieb bei Manchester City.

Die Proteste unter den Fans waren groß. Dass so kurz nach dem Krieg ausgerechnet ein „Kraut“, und dazu noch ein ehemaliges Mitglied der Luftwaffe, das Tor der Citizens hüten sollte, wollten die Anhänger nicht akzeptieren. Ausgerechnet ein jüdischer Geistlicher, der aus Deutschland geflohen war, setzte sich für ihn ein und erklärte: „Wenn dieser Fußballer ein anständiger Kerl ist, dann kann ich keinerlei Nachteil erkennen. Jeder muss nach seinen persönlichen Verdiensten beurteilt werden.“

Es gelang Bernd Trautmann schnell, seine Kritiker durch grandiose Leistungen zum Schweigen zu bringen. In seinem ersten Spiel für die Profimannschaft von Manchester City, beim großen Favoriten, FC Fulham, gab es zwar eine 0:1-Niederlage, aber Trautmann hatte mit einer großartigen Leistung überzeugt und die Fulham-Angreifer fast zur Verzweiflung gebracht. Nach dem Abpfiff zollten ihm durch langen Applaus sowohl die Spieler der eigenen, als auch die von Fulham, und sogar die Fans des FC Fulham ihren Respekt.
„Ich wollte den Leuten zeigen, dass ich ein guter Torwart und ein guter Deutscher war, und die Dinge liefen gut für mich an diesem Tag. Aber dass die Spieler beider Mannschaften mir nach Ende des Spiels applaudierten und die Fulham-Fans mich mit Standing Ovation feierten, ist etwas, das ich nie vergessen werde“, erklärte Bernd Trautmann nach diesem Erlebnis voller Rührung.

Im Laufe weniger Jahre entwickelte sich Bernd Trautmann zum besten Torhüter Englands und erhielt bald das Prädikat „Weltkasse“. Kein Geringerer als der legendäre sowjetische Torhüter, Lew Jaschin, stellte damals fest: „Es gibt nur zwei Torhüter von Weltklasse. Der eine ist Lew Jaschin, der andere ist dieser deutsche Junge, der bei Manchester City spielt – Trautmann.

Der Höhepunkt seiner Karriere war sicherlich der Gewinn des FA Cups, im Londoner Wembley Stadion, gegen Birmingham City, in welchem Trautmann ab der 75. Minute mit gebrochenem Genick spielte. Bei einem Zusammenprall mit Birminghams Peter Murphy brachen zwei Nackenwirbel – zum Glück für Trautmann so, dass sie sich ineinander verkeilten und auf diese Weise nicht die Nervenbahnen beschädigten. Trotz extremer Schmerzen und in seinen Bewegungen eingeschränkt, hielt Trautmann bis zum Abpfiff durch, parierte dabei immer noch gefährliche Schüsse spektakulär, obwohl er mehrfach zusammenbrach und immer wieder behandelt werden musste und rettete so seinem Team die 3:1-Führung über die Zeit.

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Nach dem Cup-Final - Trautmann ahnt noch nichts von seinem Genickbruch

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Die Titelseite der "Sun"

Dieses Spiel machte Bernd Trautmann, den die Engländer nur „Bert“ nannten endgültig zur Legende. 1964, mit 41 Jahren und insgesamt 590 Spielen für Manchester City hängte „der Nazi, der ein Engländer wurde“, seine Fußballschuhe an den Nagel. Ein Länderspiel war ihm nicht vergönnt, denn Bundestrainer Sepp Herberger, verzichtete auf Spieler, die im Ausland tätig waren, sonst wäre Bernd Trautmann vielleicht 1954 Weltmeister geworden. Der Versuch von Schalke 04, Trautmann 1952 zurück nach Deutschland zu holen, scheiterte fast kläglich. Etwa 10.000 DM hatten die Knappen geboten, tatsächlich verlangte City 200.000 DM.

Am 19. Juli 2013 starb Bernd Trautmann, im Alter von knapp 90 Jahren, in seinem Haus im spanischen Valencia. Zu seinen Ehren widmete Manchester City das erste Spiel der Premier-League-Saison 2013/14 seinem früheren Torhüter. Alle Spieler trugen Aufwärmtrikots mit seinem Namen und der Rückennummer 1.