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SV Waldhof - Die Produktion in der „Buwe Fabrik“ läuft

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(Foto: SpoWo) v.l.n.r; Reiner Hollich, Matthias Findeisen, Jürgen Heuser, Timo Herr
(GM) Die Fakten über die Jugendabteilung, die bei der Mitgliederversammlung des SV Waldhof, im November 2022, auf den Tisch gelegt wurden, stimmten mehr als nachdenklich. Der Deutsche Fußballbund (DFB) verweigert dem SV Waldhof die Lizenz für das geplante Nachwuchsleistungszentrum, solange der Verein im Jugendbereich mit der Dietmar-Hopp-Stiftung „Anpfiff ins Leben“ zusammenarbeitet. Die Beendigung dieser Zusammenarbeit – zum 30. Juni 2023 - bedeutete jedoch auch, auf jährlich 350.000 Euro zu verzichten, die von der Stiftung bisher bezahlt wurden.

Präsident Bernd Beetz machte deutlich, dass sein finanzielles Engagement beim SV Waldhof eine Unterstützung des e.V. nicht weiter vorsieht und der Verein selbst tätig werden müsse, unter anderem durch das Suchen eigener Sponsoren und stärkeres Einbinden von ehrenamtlichen Mitarbeitern. Diese Fakten waren mehr als ernüchternd, war doch die Jugendabteilung eines der Aushängeschilder des Vereins, ja sogar seine Keimzelle. Und hatte Bernd Beetz, als er sein Amt als Präsident antrat, den Mitgliedern nicht versprochen, beim Waldhof ein Nachwuchsleistungszentrum einzurichten, das vom DFB lizensiert wird? Und nun die Kehrtwende. Dr. Stefan Fulst-Blei, der Vorsitzende des Aufsichtsrats des e.V., sagte treffend, was dies für die Zukunft bedeuten könnte: „Ohne klääne Buwe, gibt’s kä große Buwe!“

Hoffnung machte dann allerdings das Statement von Horst Seyfferle, dem Vizepräsidenten des SV: „Wir reden im Moment nicht mehr über ein Nachwuchsleistungszentrum (das für die 2. Bundesliga obligatorisch wäre), sondern eher über ein sogenanntes Förderzentrum. Es geht vor allem darum, die Jugend beim SV Waldhof zu retten.“

In einem ersten Schritt dazu, wurde Jugendleiter Matthias Findeisen als 5. Mitglied ins Präsidium des SV Waldhof aufgenommen, um dort die Belange der Jugend zu vertreten. Das Votum der Mitglieder dafür fiel mehr als deutlich aus.
Heute, ein knappes Jahr später, kann man – trotz der Trennung von „Anpfiff ins Leben“ – feststellen: Die Jugend beim SV Waldhof ist gerettet! Mehr noch, der Jugendbereich steht besser da, als man vor einem Jahr erwarten durfte.

Die Aufnahme Matthias Findeisens in den Aufsichtsrat war dazu der entscheidende Schritt. Mit ihm steht der richtige Mann am richtigen Ort. Er ist kein Lautsprecher, vielmehr ruhig und besonnen und vor allem, wusste er sehr schnell, was zu tun ist. Nach dem Motto: „Such` dir Leute, die besser sind als du und lass` sie auf ihrem Gebiet arbeiten“, stellte er sich zunächst seine eigene Truppe zusammen, das war auch seine Bedingung, um diese Aufgabe zu übernehmen. Dazu hatte er bereits einige Leute im Blick, vor allem Reiner Hollich, Ur-Waldhöfer, einst selbst Spieler, später Erfolgstrainer, der den SV Waldhof 2011 wieder zurück in die Regionalliga führte, nachdem die Blau-Schwarzen ein Jahr zuvor wegen Lizenzentzugs in die Oberliga absteigen mussten.

Reiner Hollich sollte zukünftig als Berater für den Leistungsbereich fungieren, also für die Mannschaften von U16 bis zur U21, die anstelle der bisherigen U23 in der Verbandsliga spielt. Für die U10 bis U12 ist nun Jürgen Heuser zuständig und Michael Weber koordiniert die U13- bis U15-Teams. Das Scouting übernahm Timo Herr, dem Reiner Hollich einen großen Fußballverstand und einen guten Blick für junge Talente bescheinigt. Zudem gehören Alexander Beyer, Charlie Holzmann und Besnik Potoku zur neuen Jugendabteilung. Alles überzeugte Waldhöfer und „Typen“, die ihre jeweilige Aufgabe ernst nehmen. Unterstützt wird die neue Jugendabteilung von einer Task Force, bestehend aus Mike Schüßler sowie dem Sportlichen Leiter der Drittligamannschaft, Tim Schork, und Vizepräsident Horst Seyfferle.

Reinert Hollich gibt zu, dass er anfänglich skeptisch war, dass mit wenig zur Verfügung stehenden Mitteln der Neuanfang klappen würde, ist aber heute stolz darauf, „dass wir aus allen Jahrgängen Mannschaften melden konnten, die auch funktionieren.“
Matthias Findeisen ergänzt: „In den letzten fünf Monaten verzeichneten wir über 90 Zugänge in der Jugendabteilung. Durch `Anpfiff ins Leben` waren wir in ein Korsett gepresst. Aus Mannschaften, die ebenfalls von `AiL´ unterstützt werden, wie zum Beispiel Astoria Walldorf, konnte kein Spieler zu uns kommen, zumindest nicht aus dem oberen Regal, so will ich es einmal ausdrücken. Jetzt können wir jeden Spieler ansprechen, der für uns interessant ist und der auch zum SV Waldhof kommen will. Und diesen Jungs können wir eine Perspektive bieten, sich weiter zu entwickeln. Natürlich geht es nicht immer darum, gleich an eine Profikarriere zu denken. Viele Jugendspieler, die aus Vereinen kommen, die ein NLZ haben, wollen aber auch eine Perspektive haben, auf diesem Niveau weiterzuspielen und die können wir ebenfalls bieten.“

Jürgen Heuser war nie davon begeistert, dass „Anpfiff ins Leben“ bisher, neben den sozialen, schulischen und beruflichen Aspekten, auch die sportlichen Geschicke bei der Jugend des SV Waldhof nicht aus der Hand geben wollte. „Ich war schon immer davon überzeugt, dass der sportliche Bereich immer Sache des SV Waldhof sein muss“, erklärt das Waldhof-Urgestein. „Um es klar zu sagen“, so Jürgen Heuser, „im sozialen, schulischen und beruflichen Bereich, gibt es nichts Besseres, als eine Zusammenarbeit mit `Anpfiff ins Leben`, aber das Sportliche muss einfach in unserer Hand liegen.“

Das sieht auch Matthias Findeisen so, bremst aber gleich zu frühe Euphorie. „Natürlich ist es noch zu früh, zu sagen, dass alles schon auf dem richtigen Weg ist, aber auf jeden Fall sind wir auf einem guten Weg in die richtige Richtung.“

Stellte sich die Suche nach eigenen Sponsoren für die Jugendabteilung vor einem Jahr noch als eher schwieriges Unterfangen dar, kann Matthias Findeisen heute dagegen feststellen, dass die Bereitschaft dazu doch größer ist, als zunächst gedacht. „Hier dürfen wir uns einmal ausdrücklich bei Vizepräsident Horst Seyfferle für seine Unterstützung bedanken, der tatsächlich Sponsoren für die Jugendabteilung gewinnen konnte, die mit ihrem Engagement dafür sorgen, dass beim Waldhof auch in Zukunft gehobener Jugendfußball gespielt werden kann. Zudem sorgte Horst Seyfferle dafür, dass wir vom Autohauses Bukur aus Frankenthal, zwei Fahrzeuge kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Das ist natürlich eine großartige Sache.“

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(Foto: pr.) v.l.n.r.; Horst Seyfferle, Heike Bukur, Matthias Findeisen, Freddi Bukur

Inzwischen bestehen auch zur Mannheimer Geschäftswelt sehr gute Kontakte, sodass im Oktober der sogenannte „Plan B“ vorgestellt wird, wie Matthias Findeisen bereits jetzt verkünden kann. „Mehrere Mannheimer Großfirmen stellen ihre Ausbildungsmöglichkeiten, in Verbindung mit der fußballerischen Ausbildung, vor“, so der Leiter der Jugendleiter. „Plan B, eben deshalb, wenn es für die große Fußballkarriere halt doch nicht reicht.“

Beim SV Waldhof ist man tatsächlich auf einem guten Weg, an die alte Tradition guter Jugendarbeit anzuknüpfen. Die Produktion der Buwe Fabrik läuft. „Ja, bei uns dampft es wieder“, wie es Matthias Findeisen ausdrückt. Und er und seine Truppe werden sicher dafür sorgen, dass es „weiterdampft“.

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(Foto: SpoWo) Matthias Findeisen vor der "Buwe Fabrik"