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Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg 2020 an Levin Westermann verliehen

BrentanoWestermann
Konrad Gös

Preisverleihung in Corona-Zeiten: Levin Westermann (rechts) erhielt in der Stadtbücherei Heidelberg von Bürgermeister Dr. Joachim Gerner den Clemens-Brentano-Preis 2020

 

Für seinen Lyrikband „bezüglich der schatten“ (Verlag Matthes & Seitz Berlin, 2019) hat Levin Westermann den mit 10.000 Euro dotierten Clemens-Brentano-Preis für Literatur der Stadt Heidelberg erhalten. Der in Biel beheimatete Schriftsteller nahm die Auszeichnung am 28. Oktober 2020 im Rahmen einer Feierstunde aus den Händen von Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner im Hilde-Domin-Saal der Stadtbücherei Heidelberg entgegen.

„Intime Auseinandersetzung mit der Zerstörbarkeit von Leib und Natur“

Die Jury hatte die Entscheidung für Westermann im April dieses Jahres gefällt. In der Jury-Begründung heißt es: „Levin Westermanns Texte leben von suggestiven Bildern, vom Rhythmus der Sprache und der Arbeit am Klang. Zum postapokalyptischen Sound und einer intimen Auseinandersetzung mit Trauer und Verzweiflung angesichts der Zerstörbarkeit des Leibes sowie der Natur gesellen sich Humor und sprachlicher Glanz. Die Gedichte nehmen jedes einzelne Wort ernst und fügen sich zu Zyklen mit einer jeweils eigenen Form. Dabei bewegen sie sich in einem weiten Raum literarischer Tradition.“

Ein Werk mit vielfältigen Resonanzräumen

Laudator Christian Metz würdigte die zahlreichen literarischen Resonanzräume in Westermanns Lyrik und lobte vor allem eine Eigenschaft des in seinen Augen außergewöhnlichen Preisträgers: „Westermann legt höchste Maßstäbe gegenüber dem von ihm Verfassten an. Er fordert von seiner Lyrik nicht weniger als ‚poetische Einsichten‘. Die schreibt man nicht einfach daher. Auf die muss man – auch als Autor – warten können, um dann akribisch an ihr zu arbeiten“, so Christian Metz.

Gegenwartsanalyse im antiken Gewand

Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner lobte Westermanns Band als das Werk eines Solitärs, der mit der literarischen Tradition ebenso vertraut ist wie mit den gegenwärtigen kulturellen Debatten: „Er thematisiert gesellschaftliche Krisen ebenso wie Veränderungen, die das individuelle, persönliche Leben betreffen. Seine Figuren bewegen sich dabei durch einen katastrophisch gestimmten Raum – vorwiegend Landschaften, die im wortwörtlichen wie übertragenen Sinne eisig sind. Man denkt an Beckett und an den Engel der Geschichte. Ein Fuchs geht um, die Vögel verharren lauernd in den Ästen: Endzeitstimmung kurz gesagt. Westermann beschwört sie mit der Wucht eines antiken Dramas – immer aber auch mit einem Hauch des Surrealen und Phantastischen.“

Gerner verwies zudem auf die Besonderheit des Heidelberger Literaturförderpreises: Deutschlandweit einzigartig sei, dass professionelle Literaturkritiker und Studierende als gleichberechtigte Jurymitglieder auf Augenhöhe miteinander diskutierten. In diesem Sinne fördere der Preis nicht nur die Autorinnen und Autoren. Einmal mehr zeige sich die enge Bindung von Stadt und Universität gerade im Bereich der UNESCO-Literaturstadt-Aktivitäten.

Preisträger Levin Westermann sagte in seiner Dankesrede: „Ich freue mich ungemein über den Preis, da er nicht nur eine große Ermutigung für die Zukunft ist, sondern mir in diesen schwierigen Wochen und Monaten auch ganz konkret geholfen hat, wieder zum Schreiben zu finden.“