73 Prozent der Weltbevölkerung leben ohne umfassende soziale Absicherung vor den Lebensrisiken Altersarmut, Krankheit, Invalidität und Tod des Hauptverdieners. Konkret heißt das: Sieben von zehn Menschen bekommen keine Rente, haben keine Krankenversicherung und keinerlei Schutz vor Verarmung. Besonders betroffen davon sind Arbeitnehmer*innen im informellen Sektor, darunter zahlreiche Frauen und etliche Kinder. Letztere müssen in vielen Fällen Geld verdienen, statt zur Schule zu gehen, um das Überleben ihrer Familien zu sichern. Auf diese internationalen Missstände weist Stefan Rebmann (SPD), Bundestagsabgeordneter und entwicklungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, anlässlich des Welttages für menschenwürdige Arbeit am 7. Oktober 2016 hin.
„Um den Teufelskreis der Armut langfristig zu durchbrechen, ist Bildung der entscheidende Schlüssel“, so Rebmann. Als weitere zentrale Bestandteile auf dem Weg zu menschenwürdiger Arbeit nennt der Abgeordnete den Auf- und Ausbau sozialer Sicherungssysteme in Entwicklungs- und Schwellenländern, die Einführung adäquater Mindestlöhne und die Stärkung von Gewerkschaften als Hüter sozialer und ökologischer Arbeitsstandards. In der Pflicht stünden auch international agierende Unternehmen mit global verzweigten Produktions- und Lieferketten. „Einige Unternehmen nehmen erfreulicherweise ihre gesellschaftliche und wirtschaftsethische Verantwortung bereits aktiv wahr, doch halten immer noch zu viele ihrer Wettbewerber entsprechende Standards nicht ein, um Kosten zu sparen“, kritisiert Rebmann. Lohndumping, Zwangs- und Kinderarbeit, Diskriminierung von Frauen und Minderheiten, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Organisationsverbote und gravierende Mängel bei der Arbeitsplatzsicherheit seien Realität in vielen Fabriken.
„Mit freiwilligen Regelungen kommen wir nicht weiter“, konstatiert der Entwicklungspolitiker, „wir brauchen vielmehr Rahmenbedingungen, die für alle multinational agierenden Unternehmen gleich strenge, verbindlich festgeschriebene und einklagbare sozial-ökologische Standards und Sanktionen in Fällen der Nichteinhaltung festlegt.“ Nach Rebmanns Überzeugung könnte hierzu der Nationale Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) zum echten Meilenstein werden. „Dafür müsste die Union jedoch aufhören, so gut wie alle Verbindlichkeiten einfach wegzustreichen“, fordert Rebmann. „Ich setze auf die Vernunft unserer Bundeskanzlerin. Denn ein starker, verbindlicher NAP würde weltweit große Wirkung entfalten!“