Startups in Baden-Württemberg: Zufriedenheit mit wirtschaftspolitischem Umfeld deutlich verbessert

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Baden-württembergische Startups kleiner als im Bundesschnitt / Zwei Drittel der befragten Unternehmen in Baden-Württemberg bewerten das Startup-Ökosystem am Standort positiv / Zugang zu Venture Capital bleibt schwierig
Stuttgart, 24. März 2021. Die Startup-Szene Baden-Württembergs unterscheidet sich signifikant von der an anderen Standorten. Mit durchschnittlich sieben Mitarbeiter:innen und Umsätzen von 400.000 Euro sind Startup-Unternehmen in einem der wirtschaftsstärksten Bundesländer deutlich kleiner als im Bundesdurchschnitt (17 Mitarbeiter:innen, 3,2 Millionen Euro Umsatz). Nicht zufrieden sind die befragten Unternehmen im Land nach wie vor mit ihrem Zugang zu Wagniskapital. Mit 63 Prozent ist der Anteil der Gründer:innen, die mit dem wirtschaftspolitischen Umfeld am Standort zufrieden sind, hingegen vergleichsweise hoch. Zu diesen Ergebnissen kommt der 8. Deutsche Startup Monitor, den die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und der Bundesverband Deutsche Startups e. V. in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen erstellt haben. An der Studie haben sich knapp 2.000 deutsche Startups beteiligt, darunter 239 aus Baden-Württemberg.
Deutlich geringere Umsätze als im Bundesdurchschnitt
In Sachen Startups nimmt Baden-Württemberg schon länger eine Sonderstellung in Deutschland ein. Ausgerechnet in dem Bundesland, das mit einem Anteil von 4,9 Prozent am Bruttoinlandsprodukt auf Platz 1 der forschungsstärksten EU-Regionen liegt, sind die Startups überraschend klein: Mit einem Umsatz von 400.000 Euro machen sie nur etwa ein Achtel des Durchschnittsumsatzes von Startups in allen anderen Regionen. „Gerade die Innovationsstärke der Region ist möglicherweise der begrenzende Faktor für viele Startups. Für die stark mittelständisch und von Familienunternehmen geprägte Wirtschaftsregion ist es üblich, dass technologische Innovationen oder auch neue Geschäftsmodelle innerhalb des Unternehmens entstehen“, sagt Marcus Nickel, Standortleiter bei PwC in Stuttgart. „Das ist heute aber nicht mehr so einfach. Veränderungsgeschwindigkeit, neue Technologien, verschwimmende Branchengrenzen, plattformorientierte Geschäftsmodelle – das alles wird die Startup-Kultur auch hier stärker fördern. Etablierte Unternehmen können davon enorm profitieren, wenn sie sich hier öffnen und mit der Gründerszene kooperieren.“
Zufriedenheit mit wirtschaftspolitischem Umfeld stark gewachsen
Die öffentliche Hand scheint ihren Beitrag zur Förderung dieser Kultur bereits zu leisten. Mit 63 Prozent ist die Zufriedenheit mit dem wirtschaftspolitischen Umfeld verglichen mit dem Bundesdurchschnitt (56 Prozent) hoch. Daniel Mayr, Ansprechpartner der PwC-Startup-Initiative NextLevel in Stuttgart, kommentiert: „Das Land hat in den letzten Jahren seine Maßnahmen zur Förderung der Startup-Kultur deutlich verstärkt, auch als Reaktion zur relativen Schwäche der Szene in Baden-Württemberg. Initiativen wie Startup-BW und InnoLab BW sind sehr aktiv dabei, Startups untereinander und mit wichtigen Akteuren in der Wirtschaft und Hochschulen zu vernetzen sowie mit Services zu unterstützen.“
Hohe Zufriedenheit mit dem eigenen Ökosystem
Mit der Qualität ihres Ökosystems zeigen sich 2020 dann auch 66 Prozent der Startups in Baden-Württemberg zufrieden bis sehr zufrieden. Damit liegt die Region über dem Bundesdurchschnitt (61 Prozent). Geschätzt wird vor allem die Nähe zu den regionalen Universitäten. Ausbaufähig erscheint dagegen die Vernetzung mit etablierten Startups sowie mit Unternehmen aus der Region. „Zwischen Startups und den mittelständischen Unternehmen scheint es manchmal Verständigungsschwierigkeiten zu geben“, vermutet Standortleiter Marcus Nickel. „Hier treffen flache Hierarchien und agile Prozesse auf gewachsene Strukturen. Es wäre wünschenswert, wenn alle Seiten noch häufiger erkennen würden, dass sie von einem Miteinander profitieren können und sich der Mittelstand hier stärker engagiert.“
Zugang zu Kapital und Investitionen weiterhin schwierig
Zu einem solchen Engagement gehört auch die Frage der Finanzierung, die den Startups durchaus Sorgen bereitet. 41 Prozent bewerten den Zugang zu Kapital und Investitionen als schlecht bis sehr schlecht. Aktuell sind eigene Ersparnisse (bei 79 Prozent) sowie staatliche Fördergelder (43 Prozent) die wichtigsten Kapitalquellen für die Startup-Unternehmer:innen in Baden-Württemberg. 35 Prozent der Gründer würden Wagniskapital als Quelle bevorzugen, tatsächlich ist aber nur bei 10 Prozent der Startups Venture Capital Teil der Finanzierung.

Fünf weitere spannende Fakten im Überblick:
Fokus auf Business-to-Business
Baden-Württembergische Startups sind stark im B2B-Sektor. Die Region liegt mit 70 Prozent B2B-Kunden über dem Bundesdurchschnitt.
Informations- und Kommunikationstechnologie dominiert
Klar im Fokus der Startup-Unternehmen in Baden-Württemberg steht unverändert die IT- und Kommunikationsbranche. Mit einem Zuwachs von sieben Prozentpunkten hat sich die Bedeutung des Sektors noch einmal deutlich verstärkt. Mit einem Anteil von 36 Prozent liegt Baden-Württemberg mittlerweile über dem Bundesdurchschnitt (32 Prozent).
Weniger Bürokratie
Vereinfachte Verwaltungsleistungen stehen auf der Wunschliste an die Politik ganz oben, gefolgt vom Ausbau der staatlichen Venture-Capital-Finanzierungsangebote und einer Reduzierung der Steuern.
Baustelle Diversity
Wie in ganz Deutschland sind auch in Baden-Württemberg Gründerinnen immer noch selten: Ihr Anteil liegt wie auch im Bundesdurchschnitt nur bei 16 Prozent.
Man spricht Deutsch
Die fehlende internationale Vernetzung wird von der Mehrzahl der Startups Baden-Württembergs bedauert, aber auch in den eigenen Teams fehlt es an Internationalität: Nur 21 Prozent aller Mitarbeiter stammen aus einem Land außerhalb Deutschlands. Die Arbeitssprache in den Unternehmen ist fast ausschließlich deutsch (79 Prozent).