Mietercheck kritisiert hohen Wohnungsleerstand in Deutschland - 1,5 Mio. Wohnungen betroffen

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In Deutschland stehen mehr als 1,5 Millionen Wohnungen leer. Gleichzeitig wird der Wohnraum in Ballungszentren immer knapper und damit teurer. Der Online-Bonitätsprüfer Mietercheck fordert die Politik auf aktiv zu werden. (Bildquelle: Shutterstock.)

Vor Kurzem hat die Bundesregierung ihren Stadtentwicklungsbericht veröffentlicht. Die Auskunftei Mietercheck betrachtet diesen mit Sorge. Auf der einen Seite wird in deutschen Großstädten und vor allem in Universitätsstädten Wohnraum immer knapper und damit teurer. Auf der anderen Seite geht die Bundesregierung davon aus, dass in Deutschland aktuell deutlich mehr als 1,5 Millionen Wohnungen in Städten und auf dem Land leer stehen. „Das darf nicht sein. Die Politik muss aktiv gegen Leerstände vorgehen, um der Wohnungsnot und künstlich steigenden Mietpreisen in Ballungsgebieten Herr zu werden – zum Wohle der Mieter“, betont Matthias Heißner, Gründer von Mietercheck, dem größten deutschen Anbieter von Bonitätsauskünften für private Vermieter. In Deutschland gibt es laut des Statistischen Bundesamtes über 42 Millionen Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden. (Nichtwohngebäude sind Gebäude, in denen mehr als die Hälfte der Gesamtnutzfläche Nichtwohnzwecken dient.)

Um die Situation auf dem Wohnungsmarkt zu entspannen, wurde in einigen Städten das Wohnraumschutzgesetz verschärft. Das ist z.B. in Großstädten wie Berlin, Köln, Stuttgart und Hamburg der Fall. Dort sind Vermieter und Wohnungsbaugesellschaften inzwischen dazu verpflichtet, eine Wohnung zu melden, wenn sie länger als drei Monate leer steht. So sollen die Vermieter stärker in die Pflicht genommen werden und müssen Wohnungen im Zweifelsfall – etwa bei einer Haussanierung – auch befristet vermieten, um lange Leerstände zu vermeiden. Verweigern Vermieter eine zumutbare Zwischenvermietung, kann die Kommune sie per Wohnnutzungsgebot dazu zwingen. Bei Verstößen sehen die Gesetze Strafen in Höhe von 50.000 bis zu 100.000 Euro vor.

Einige Städte gehen sogar noch weiter. So erlaubt beispielsweise das Gesetz über den Schutz und die Erhaltung von Wohnraum in Hamburg (Hamburgisches Wohnraumschutzgesetz - HmbWoSchG) eine zeitweise Enteignung und Zwangsvermietung. In einem Präzedenzfall entzog der Bezirk Hamburg Mitte einem Wohnungsbesitzer zeitweilig sechs Wohnungen, die mehr als fünf Jahre leer standen. Die Stadt übergab die Wohnungen an einen Treuhänder, der sie sanierte und vermietete. Erst dann erhielt der Eigentümer seine Immobilie zurück. Er muss die Sanierungskosten tragen und bleibt an die neuen Mietverträge gebunden. Auch in Berlin erlaubt ein verschärftes Zweckentfremdungsverbot die Enteignung auf Zeit.

Trotz der drohenden Strafen versuchen Vermieter immer wieder einer Leerstandsmeldung zu entgehen – häufig mit Erfolg. „In vielen Kommunen sind die Behörden nicht in der Lage, die Leerstände vor Ort genau zu erfassen und nachzuhalten, weil ihnen schlichtweg das Personal fehlt. Das könnte die Politik ändern, indem sie auf Bundesebene, aber auch auf regionaler Ebene, aktiver wird“, erklärt Mietercheck-Gründer Matthias Heißner. Wären die Leerstände transparenter, könnten die Ämter in den betroffenen Städten gezielt die Wohnungsnot mindern. Denn nicht selten müssen Mieter aus finanziellen Gründen ihre gemieteten Wohnungen aufgeben. In solchen Fällen könnten sie in einer der 1,5 Millionen leeren Wohnungen günstiger unterkommen.