Nobelpreisträger-Schifffahrt 2022 auf dem Bodensee

„Your first step to Stockholm: BADEN-WÜRTTEMBERG. THE LÄND“, mit dieser Begrüßung wurden rund 15 Nobelpreisträgerinnen und - träger und rund 500 internationale Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler am 1. Juli 2022 in Lindau auf der „MS Sonnenkönigin“ willkommen geheißen zur Nobelpreisträger-Schifffahrt 2022 auf dem Bodensee, zu der sie das Land Baden-Württemberg zum Abschluss der 71. Nobelpreisträgertagung in Lindau eingeladen hatte.

Die 71. Nobelpreisträgertagung in Lindau hatte sich vom 26.06.2022.-01.07.2022 der Disziplin „Chemie“ gewidmet. Den Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern aus aller Welt wurden auf der Überfahrt von Lindau zur Blumeninsel Mainau, wo die offizielle Verabschiedung stattfand, vielfältige Möglichkeiten geboten, sich über den Wissenschaftsstandort Baden-Württemberg zu informieren. Vertreten waren baden-württembergische Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die aktuelle Arbeiten und Ergebnisse aus der Chemie präsentierten: Die Universitäten Freiburg, Heidelberg, Hohenheim, Konstanz, Stuttgart, Tübingen und Ulm, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Helmholtz Institut Ulm (HIU), das Fraunhofer Institut für Chemische Technologie (ICT), das Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) sowie Baden-Württemberg International (bw-i).

„Wir sind stolz auf die Vielzahl an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die unser Land zu bieten hat. Sie sind international anerkannt für ihre wissenschaftlichen Errungenschaften und die enge Verbindung und den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Industrie, zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung”, so Andrea Lindlohr, Staatssekretärin im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen, die die diesjährige Nobelpreisträger-Schifffahrt auf dem Bodensee am 1. Juli 2022 in Vertretung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann begleitete. Ferner sagte sie: „Wir brauchen die Wissenschaft, um die großen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen: die Corona-Pandemie, den Klimawandel, aber auch wirtschaftliche und politische Krisen. Wir brauchen die Wissenschaft als Basis für die demokratische Diskussion und für evidenzbasierte Entscheidungen. Deshalb zählen wir auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie Sie – helle Köpfe, die sich trauen, in neuen Bahnen zu denken und unkonventionelle und manchmal auch provokative Ideen zu entwickeln”, und weiter: „Die Bedeutung dieses Austauschs geht weit über die wissenschaftlichen Fragen hinaus” und „Die Tagung ist auch eine einzigartige Gelegenheit, um gesellschaftliche und politische Themen zu diskutieren und die Rolle der Wissenschaft in unserer heutigen Gesellschaft zu reflektieren. Diesem regen Austausch an neuen Ideen zwischen jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beizuwohnen, gibt einem das Gefühl, dass unsere Zukunft in guten Händen ist.”

Die diesjährige 71. Nobelpreisträgertagung mit dem Schwerpunkt Chemie hatte sich intensiv mit dem Kernthema Katalyse und Synthese auseinandergesetzt, insbesondere mit der Organokatalyse, deren umweltfreundliche Verfahren sie besonders attraktiv machen und auch mit neuen funktionalen Molekülen und deren Design und Strukturvorhersage mittels Künstlicher Intelligenz. Ein wichtiges Anliegen war auch das Thema „Wissenschaft in der Gesellschaft”, mit Schwerpunkten zu „Vertrauen in die Wissenschaft“ sowie zu „Diversität in der Forschung“.

Ein großer Tag war die Nobelpreisträgerschifffahrt auch für die Landessieger von „Jugend forscht“, die mit an Bord kommen durften und die Gelegenheit nutzen konnten mit den renommierten Forschenden
ins Gespräch zu kommen. Das Schülerforschungszentrum Südwürttemberg e. V. aus Tuttlingen präsentierte sich mit einem Beitrag zu algenbasierten Biopolymeren in der Ausstellung.

Auf der Insel Mainau, wo sich der Sitz der Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertagungen befindet, fand neben dem Schloss die abschließende Podiumsdiskussion zum Thema „The Diversity Challenge” statt mit Aybeg Nafiz Günenç (Georg-August-Universität Göttingen / Max Planck Institute for Biophysical Chemnistry), Vanessa Restrepo Schild (Bio-Techne), Donna Strickland (University of Waterloo) und Pernilla Wittung-Stafshede (Chalmers University of Technolo-gy) sowie Paul Walton (University of Nottingham), der das Gespräch moderierte. Danach wurden die Tagungsteilnehmerinnen und teilnehmer, die aus 90 Ländern angereist waren und die Tagung als „Lindau Almumni“ verlassen, durch die Präsidentin des Kuratoriums für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau, Bettina Gräfin Bernadotte af Wisborg, und Staatssekretärin Andrea Lindlohr verabschiedet. Dem folgte das „Science Picknick“ und danach die Rückfahrt mit dem Schiff nach Lindau.

„Baden-Württemberg international“ (bwi), das Kompetenzzentrum des Landes zur Internationalisierung von Wirtschaft ermöglicht es 15 ausgewählten internationalen Nachwuchswissenschaftlerinnen und - wissenschaftlern im Anschluss an die Nobelpreisträgertagung noch die Universitäten und Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg kennenzulernen. Dieses siebentägige „Post Conference Programme”, diese Chance für den wissenschaftlichen Nachwuchs, wird durch Projektmittel des Wissenschaftsministeriums Baden-Württemberg finanziert.

Die Lindauer Nobelpreisträgertagungen wurden 1951 ins Leben gerufen und bringen jedes Jahr Nobelpreisträgerinnen und -träger und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zum Austausch zusammen. Die Tagung wird vom Kuratorium für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau und der Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertagungen mit Sitz auf der Insel Mainau organisiert. Traditionell lädt das Land Baden-Württemberg zum Abschluss der Veranstaltung zur Schifffahrt über den Bodensee zur Insel Mainau ein.

Foto 1 : Blick ins Schiffsinnere mit dem Banner „Your first step to Stockholm: BADEN-WÜRTTEMBERG. THE LÄND“

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Diana Rasch

Foto 2: Der Nobelpreisträger für Chemie 2021 Benjamin List (links), Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr besucht Stefan Naumann am Stand der Universität Stuttgart

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Foto 3: Staatssekretärin Andrea Lindlohr (links) am Stand der Universität Heidelberg bei Nicolas F. Zorn

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Foto 4: Herzliche Verabschiedung durch die Präsidentin des Kuratoriums für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau, Bettina Gräfin Bernadotte af Wisborg

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Foto 5: Nicht die Südsee – Blick auf den Landungssteg der Insel Mainau mit der wartenden „MS Sonnenkönigin“

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Text: Diana Rasch    Foto: Diana Rasch