Landesforschungspreis Baden-Württemberg und Preis für mutige Wissenschaft 2024 verliehen an Prof. Dr.-Ing. Lena Maier-Hein, Prof. Dr. Christiane Werner und Prof. Dr. Kira Rehfeld
Der Landesforschungspreis und der Preis für mutige Wissenschaft wurden am 22. Oktober 2024 im Weißen Saal im Neuen Schloss in Stuttgart von der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin Petra Olschowski an drei Forscherinnen verliehen. An Prof. Dr.-Ing. Lena Maier-Hein aus Heidelberg (Grundlagenforschung), Prof. Dr. Christiane Werner aus Freiburg (Angewandte Forschung) und Prof. Dr. Kira Rehfeld aus Tübingen (Preis für mutige Wissenschaft), für ihre Arbeiten, die einen wichtigen Beitrag zur Krebs- und Klimaforschung leisten. Die beiden jeweils mit 100.000 Euro dotierten Landesforschungspreise Baden-Württemberg zeichen Spitzenleistungen in der Grundlagenforschung und in der Angewandten Forschung aus. Die Laudation erfolgte durch Prof. d. Dr. h.c. Hans-Georg Kräusslich, Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Prof. Dr. Christiane Werner, Ökosystemphysiologin an der Universität Freiburg, ist eine der innovativsten Wissenschaftlerinnen in ihrem Fachgebiet und hat mit ihren Forschungsarbeiten das Verständnis der Stressphysiologie von Pflanzen erheblich erweitert, womit Strategien zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen, die immer extremeren Bedingungen ausgesetzt sind, entwickelt werden können. Untersucht wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosysteme, vor allem Wälder, dabei wurden die komplexen Interaktionen zwischen Pflanzen, Boden, Beständen und der Atmosphäre analysiert. Ein besseres Verständnis dieser Prozesse hilft bei der Abschätzung wie sich Hitze- und Trockenstress auf Bäume auswirkt und die Anpassungsmechanismen zu finden, die diese Auswirkungen abmildern können. Christiane Werner und ihr Team arbeiten mit modernsten Untersuchungsmethoden, die sie auch weiterentwickeln. So werden auch von Pflanzen emittierten Substanzen untersucht, die zur Bildung von Aerosolpartikeln und troposphärischem Ozon beitragen, womit ihre Forschungsarbeit ein wichtiges Bindeglied zur Atmosphären- und Klimaforschung bildet.
Prof. Dr.-Ing. Lena Maier-Hein, Leiterin der Abteilung „Intelligente Medizinische Systeme“ am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Direktorin des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg erreichte mit ihrem Team - weltweit einzigartig - nicht nur enorme Fortschritte an der Schnittstelle von künstlicher Intelligenz und chirurgischer Bildgebung, sondern hat damit auch neue Forschungsfelder für medizinische Forschung und für direkte klinische Anwendungen eröffnet. Sie arbeitet auf dem Gebiet der Datenwissenschaften in der chirurgischen Bildgebung und entwickelt neue KI-basierte Methoden. Diese ermöglichen chirurgischen Teams während einer Operation auf neue Art in Echtzeit und ohne den Einsatz von Strahlung einen besseren Einblick in die Vorgänge im Körperinneren zu gewinnen wie z.B die Gewebedurchblutung, die Unterscheidung zwischen gesundem und krankem Gewebe oder auch eine beginnende Sepsis. Dies steigert die Effektivität enorm und trägt auch erheblich zur Sicherheit der Patienten bei. Lena Maier-Hein arbeitet eng mit wissenschaftlichen, klinischen und industriellen Partnern zusammen, was bahnbrechende Fortschritte auf diesem Gebiet ermöglicht hat. Durch zahlreiche klinische Anwendungen und industrielle Partnerschaften konnte die Praxisrelevanz und Markttauglichkeit ihrer Forschung aufgezeigt werden.
Prof. Dr. Kira Rehfeld, Universität Tübingen, Professorin für Klimatologie und Biospäre, Forschungsbereich Geo- und Umweltnaturwissenschaften, erhielt den mit 30.000 Euro dotierten "Preis für mutige Wissenschaft 2024". Sie forscht zu Klimavariabilität, Klimamodellierung und CO2-Entnahme aus der Atmospäre. Sie nutzt die experimentelle Paläoklimarekonstruktion für den Blick in die Vergangenheit und verbindet sie durch numerische Klimasimulation mit dem Blick in die Zukunft. Durch die Verknüpfung von empirischer und numerischer Forschung gelang es ihr, sich durch wichtige Forschungsarbeiten in beiden Gebieten sich einen Namen zu machen. Sie ist Mitglied in wichtigen Konsortien und Arbeitsgruppen der Paläoklimaforschung. 2021 wurde ihr der Manfred-Fuchs-Preis der Heidelberger Akademie der Wissenschaften zuerkannt und sie wurde auf eine ordentliche Professur (W3) für Klimatologie und Biosphärenforschung an die Universität Tübingen berufen. Mit ihrer interdisziplinären Forschung gelang es Prof. Dr. Kira Rehfeld, eine wichtige Brücke zwischen verschiedenen Wissenschaftskulturen zu bauen. So erarbeitet sie naturwissenschaftlich begründete Lösungen für den Klimaschutz, indem sie die Paläoklimaforschung, in der Regel in den Erdwissenschaften angesiedelt, und Klimamodellierung, die eher von Physikern und Meteorologen betrieben wird, zusammenzuführen.
Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg betonte: „Ich freue mich ganz besonders, dass wir in diesem Jahr drei Frauen für ihre herausragende Forschungsarbeit auszeichnen: Prof. Dr. Christiane Werner, Prof. Dr.-Ing. Lena Maier-Hein und Prof. Dr. Kira Rehfeld haben mit ihrer Forschung Erkenntnisse von höchster Relevanz für die medizinische Forschung und für direkte klinische Anwendungen sowie für die Verbesserung der Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen und für die Klimaforschung gewonnen“, „Mit dem Landesforschungspreis und dem Preis für mutige Wissenschaft drücken wir unsere Anerkennung für ihre exzellente wissenschaftliche Arbeit, ihr Engagement und auch den Mut aus, den es benötigt.“
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Georg Kräusslich, Präsident der Akademie der Wissenschaften sagte: „Die drei ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen haben bahnbrechende und höchst innovative Forschungsergebnisse zum Umgang von Pflanzen mit Stress, zur medizinischen Bildgebung mittels künstlicher Intelligenz (KI) sowie zum Klimaschutz geleistet und sind herausragende Repräsentantinnen des Wissenschaftsstandorts Baden-Württemberg.“
Der Preisverleihung folgte ein Impulsvortrag zum Thema „Motivation in der Wissenschaft“ von Prof. Dr. Thomas Gasser.
Dem schloss sich ein Wissenschaftsgespräch an, an dem Prof. Dr. Thomas Gasser, Professor für Neurologie und Ärztlicher Direktor der Abteilung Neurologie mit Schwerpunkt Neurodegenerative Erkrankungen am Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung und der Neurologischen Klinik des Zentrums für Neurologie der Universität Tübingen, der im April 2024 mit dem renommierten „Breakthrough Prize in Life Sciences“ für die Entdeckung genetischer Risikofaktoren der Parkinson-Erkrankung ausgezeichnet wurde sowie Ministerin Petra Olschowski und Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Georg Kräusslich, Arzt und Virologe, der seit 2000 die Virologie und seit 2004 das Zentrum für Infektiologie der Universität Heidelberg leitet, von 2009 bis 2023 Dekan der Medizinischen Fakultät war, seit 2008 Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist und seit 2023 auch deren Präsident, teilnahmen.
Der Landesforschungspreis wird seit 1989 alle zwei Jahre für herausragende wissenschaftliche Leistungen aller Disziplinen vergeben. So kommen bisherige Preisträger aus den unterschiedlichsten Bereichen, von der Biologie über die Philologie bis zur Finanzwissenschaft. Er ist mit insgesamt 200.000 Euro der höchstdotierte Forschungspreis eines Bundeslandes. Die 1909 gegründete Heidelberger Akademie der Wissenschaften, die als Landesakademie der Wissenschaften von Baden-Württemberg den fächerübergreifenden Austausch fördert, vergibt zusammen mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg den Landesforschungspreis. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst verleiht den Landesforschungspreis im jährlichen Wechsel mit dem Landeslehrpreis.
Durch die Veranstaltung führte Denise Schneider, SWR.
Musikalisch begleitet wurde die feierliche Preisverleihung von Prof. Fola Dada, Prof. Stephan Zimmermann und Prof. Christoph Neuhaus von der Musikhochschule Mannheim, Abteilung Jazz.
Die Fotos zeigen die drei Preisträgerinnen mit der Wissenschaftsministerin und den beiden Professoren, v.l. Prof. Dr. Thomas Gasser, Prof. Dr. Kira Rehfeld aus Tübingen, Prof. Dr.-Ing. Lena Maier-Hein aus Heidelberg und Prof. Dr. Christiane Werner aus Freiburg, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Georg Kräusslich und Wissenschaftsministerin Petra Olschowski sowie die Preisträgerinnen allein und einmal Prof. Dr.-Ing. Lena Maier-Hein aus Heidelberg mit ihrem Team.
Foto: Diana Rasch
Text: Diana Rasch und Elisabeth Rasch