Der Holzbau hat begonnen - Wohnprojekt der ehrenamtlichen Gruppe Collegium Academicum nimmt Gestalt an

Uli
Uli Hillenbrand

Ambitioniertes Heidelberger Wohnprojekt wächst in die Höhe: Der Holzbau hat begonnen

Heidelberg. Fast acht Jahre ist es inzwischen her, dass eine Hand voll junger Menschen in Heidelberg sich das Ziel setzten, den Bau eines selbstverwalteten Wohnheims zu verwirklichen.Das Projekt hat den Anspruch, nicht nur kostengünstigen, selbstverwalteten Wohnraum für rund 250 junge Menschen zu schaffen, sondern auch Freiraum zum gesellschaftlichen Austausch und für kritische Bildung - das alles unter der Prämisse, ganzheitlich ökologisch zu denken und zu handeln. Was anfangs wie ein schöner Traum klang, wird Realität: Die mittlerweile aus 30 jungen Menschen bestehende Projektgruppe „Collegium Academicum“ konnte sich im November über den Start der Holzbauarbeiten freuen.
Das sich nun auf der Konversionsfläche „US Hospital“ im Bau befindliche Wohnheim wird rund 4000 m² Wohnfläche umfassen und wird fast ausschließlich mit Holz gebaut. „Im Gegensatz zu Baumaterialien wie Stahl, Zement und Beton verursacht die Holzproduktion nicht nur sehr wenige CO2-Emissionen, sondern bindet Kohlenstoff sogar“, erläutert die Studentin Johanna Ueltzhöffer.
Durch die Holzskelettbauweise und das hohe Maß an Vorfertigung der einzelnen Elemente soll der Neubau bereits Ende 2021 fertiggestellt werden. Neben diesem Gebäude soll ein ehemaliges Pförtnerhäuschen zum Café umgenutzt werden und ein altes Verwaltungsgebäude der US-amerikanischen Truppen Platz für ein Orientierungsjahr für junge Menschen schaffen. Eine flächensparende Architektur, ein Raum- und Bildungskonzept mit Fokus auf Genügsamkeit sowie ein bewusster Umgang mit Ressourcen während und nach der Bauphase sind weitere Aspekte, die das Vorhaben zu einem Leuchtturm im Bereich Ökologie und Nachhaltigkeit machen.
Seit 2015 wird die Projektgruppe Collegium Academicum dabei von der Internationalen Bauausstellung Heidelberg unterstützt und begleitet. Für das kreative und nachhaltige Wohnkonzept wird der Holzneubau in Passivhausbauweise unter anderem von dem Programm “Holz Innovativ” gefördert, welches sich aus EU- und Landesmitteln finanziert. Klara Müller, die sich seit drei Jahren in der Projektgruppe engagiert, ergänzt: „Das Herzstück unserer Finanzierung sind insbesondere Direktkredite von Privatpersonen, die dieses außergewöhnliche Vorhaben ermöglichen.“ Als Teil des deutschlandweit agierenden Mietshäuser Syndikats schafft die Projektgruppe zudem Wohnraum, der langfristig kostengünstig und dem Spekulationsmarkt entzogen ist.
Im nächsten Jahr soll unter anderem mit den Sanierungsarbeiten der Altbauten begonnen und die Bewohnerschaft für den Neubau festgelegt werden. Bereits jetzt sind Bewerbungen für den Einzug in das neue Wohnheim über die Homepage der Initiative möglich. Franziska Meier, die seit 2013 dabei ist, freut sich: „Unsere langjährigen Mühen werden nun belohnt und wir können von Tag zu Tag sehen, wie unser einstiger Traum zur Realität wird“, und Klara Müller ergänzt: „Es ist schön zu sehen, dass sich viele junge Menschen von überall her bei uns bewerben“.

 

Das Wohnprojekt der Projektgruppe „Collegium Academicum“
Die Projektgruppe „Collegium Academicum“ initiiert ein selbstverwaltetes Wohnprojekt, welches zugleich als Veranstaltungsort sowie als Bildungsinstitution für 250 junge Menschen in Heidelberg-Rohrbach fungieren wird.
Die Projektgruppe besteht aus rund 30 ehrenamtlich arbeitenden Studierenden, Doktorand*innen und jungen Berufstätigen. Ziel ist es neben der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, Freiräume für selbstbestimmte Bildung und Kultur zu ermöglichen. Mit einem Café und einer großen Aula für kulturelle Veranstaltungen möchte sich das Wohnheim zudem dem Stadtteil öffnen und bietet sich als
neuer Treffpunkt in Rohrbach an. Im Zentrum des Bildungskonzepts stehen Nachhaltigkeit und praktisches Lernen. In einem Altbau ist ein Orientierungsjahr für Schulabgänger vorgesehen. Ein Neubau, der Wohnraum für 176 Personen schaffen wird, ist in nachhaltiger Holzbauweise geplant.
Das Vorhaben wird mit Bundesmitteln aus dem Zukunft Innovationsprogramm „Variowohnen“ und über EU- und Landesmittel innerhalb des Förderprogramms „Holz Innovativ“ gefördert. Das Projekt ist Teil des Mietshäuser Syndikats, einem bundesweiten Verbund aus selbstverwalteten Wohn- und Wirtschaftsprojekten, und ist seit 2015 Projekt der Internationalen Bauausstellung Heidelberg.
Die Bauarbeiten für den Neubau haben im April 2020 begonnen, die Holzbauarbeiten im November 2020. Die Fertigstellung des Gebäudes ist bis Ende 2021 geplant. Bewerbungen für das Wohnheim sind unter www.collegiumacademicum.de/einziehen/ bereits jetzt möglich.
Hervorgegangen ist die Projektgruppe aus dem Förderverein Collegium Academicum Heidelberg e.V., der sich seit der Schließung des Wohnheims „Collegium Academicum“ in der Seminarstraße 2 Ende der 70er Jahre für selbstverwalteten Wohnraum und interdisziplinäre Bildung engagiert.