Stadtgeschichte Mannheims multimedial erleben Eröffnung der großen stadtgeschichtlichen Ausstellung im MARCHIVUM - 5.-7.11. mit freiem Eintritt

25.10.2021

HistorischeStadtrundfahrt
Arge Tatwerk / Finkemedia

"Es wird spektakulär: Ergebnis ist eine konsequent digitale Ausstellung, die es in der deutschen Stadtmuseumslandschaft so noch nicht gegeben hat", verspricht der Direktor des MARCHIVUM, Professor Ulrich Nieß, wenn er über die stadtgeschichtliche Ausstellung seines Hauses berichtet. Denn die über 400-jährige Stadtgeschichte Mannheims wird hier auf einzigartige multimediale und interaktive Weise erlebbar sein. Für die Ausstellung wurde das Erdgeschoss komplett umgebaut. Die Schau reicht von den Anfängen der Stadtgründung bis in die Gegenwart. Mannheims lebhafte Geschichte, für die immer auch das Thema "Vielfalt" zentral war, wird eindrucksvoll nacherzählt.

"Die stadtgeschichtliche Ausstellung im MARCHIVUM setzt neue Standards. Sie lässt die Geschichte unserer Stadt lebendig werden und ermöglicht es mit ihren Inszenierungen den Besucherinnen und Besuchern auf mehr als 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche in die Vergangenheit einzutauchen. Dabei kommen die großen und die kleinen Geschichten zum Tragen, die Mannheims Identität bis heute prägen. Deshalb möchte ich alle Mannheimerinnen und Mannheimer einladen, diese einzigartige Ausstellung zu besuchen" sagt Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Und Kulturbürgermeister Michael Grötsch ergänzt: "Diese besondere Dauerausstellung, die Stadtgeschichte mit neuer digitaler Präsentation verbindet, ist ein innovatives Angebot an die Besucherinnen und Besucher des MARCHIVUM."

Das Eröffnungswochenende mit freiem Eintritt und kostenlosen Führungen findet vom Freitag, 5. November bis Sonntag, 7. November 2021 von 10 bis 18 Uhr statt. Die Führungen beginnen um 11, 13, 15 und 17 Uhr. Dafür muss man sich nicht extra anmelden, allerdings ist die Teilnehmerzahl pro Führung begrenzt. Für den Besuch im MARCHIVUM gelten die 3-G-Richtlinien: geimpft - genesen - tagesaktuell getestet, und es besteht die Verpflichtung, sich vor Ort zu registrieren. Die Lesesäle der Bauakteneinsicht und der stadthistorischen Forschung sind daher am Freitag, 5. November geschlossen.

Bereits der Auftakt der Schau ist eindrucksvoll: Wie in einem Zeitraffer lässt ein großes Stadtmodell mit dreidimensional wirkenden Projektionen Mannheims Geschichte in den wichtigsten Grundzügen lebendig werden. Begleitend dazu überziehen wandelnde Bilderwelten die Wände. Die fesselnde Inzenierung leitet über zu den weiteren, chronologisch gegliederten Stationen der Ausstellung.

Der nächste Raum erinnert an die Anfänge Mannheims als Dorf an zwei Flüssen und seiner Gründung 1606/07 als Festungsstadt. Auf witzige Weise begegnet uns hier die wichtigste Quelle des 17. Jahrhunderts: Die Ratsprotokolle nehmen virtuell-lebendig Gestalt an und erzählen von vielen Geschichten aus dem Alltag der jungen Stadt. Neueste Forschungen über das "Mannheimer Experiment", als die Stadt Menschen aus allen Ländern anlockte, werden anschaulich präsentiert. Wie viele Häuser um 1660 hatten französische oder niederländische Besitzer? Und wie sah es kurz vor 1689 aus, als die Stadt von den Truppen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. völlig zerstört wurde?

Das 18. Jahrhundert repräsentieren in einer digitalen Animation die für Mannheim wichtigsten drei Kurfürsten – Johann Wilhelm (1690-1716), Karl Philipp (1716-1742) und Karl Theodor (1742-1799). Sie reden mit- und übereinander und rühmen sich ihrer Taten für Mannheim. Johann Wilhelm verweist darauf, dass er die Stadt nach der Zerstörung ab 1697 wiederaufgebaut habe. Karl Philipp betont, Mannheim 1720 zur blühenden Residenzstadt erhoben zu haben, während sein Nachfolger Karl Theodor den europaweit ausstrahlenden Kulturglanz unter seiner Herrschaft hervorhebt. Das Ganze kommt höchst humorvoll, intelligent und spielerisch daher; tiefere Einblicke bieten dann ein digitaler Zeitstrahl sowie eine Touch-Station.

Die wissenschaftlichen Leistungen jener Epoche können die Besucherinnen und Besucher im sogenannten Lab an einem Medientisch spielerisch erkunden: Hier werden Entdeckungen von Forschern und Gelehrten im Bereich der Naturwissenschaften vorgestellt, aber auch die Experimentierfreudigkeit in den Bereichen Kunst und Theater aufgezeigt. Barocke Putten weisen den Weg in die Welt des Pterodaktylus antiquus, der Mannheimer Schule und vieles mehr. Die Schattenseite jener Epoche wird über Einzelschicksale im Zucht- und Waisenhaus vermittelt.

Das 19. Jahrhundert veranschaulicht eine große Collection Wall, an der man zentrale Entwicklungen dieser Umbruchszeit erkunden kann. Mannheims Weg als badische Handels- und Industriestadt, die zunehmende Bedeutung von Bürgertum, Frauen und Arbeiterbewegung – nicht nur in der Revolution 1848/49 – kommen ebenso zur Sprache wie das geradezu „amerikanische Wachstum“ zur Groß- und Einwanderungsstadt um 1900. Zudem wartet diese Sektion mit einem ganz besonderen Higlight auf. Auf einem Benz-Automobil haben die Besucherinnen und Besuchern die einmalige Gelegenheit, eine virtuelle Stadtrundfahrt durch das Mannheim vergangener Tage zu unternehmen. Die Nachbildung des in der Quadratestadt 1886 erfundenen Automobils lädt dazu ein, sich selbst an den Steuerhebel zu setzen und spielerisch durch die Planken oder die Breite Straße zu fahren. Drei Jahre nach der Erfindung des Automobils wurde der Wasserturm am Friedrichsplatz fertiggestellt. Selbstverständlich ist auch ihm eine interaktive Ausstellungseinheit gewidmet, über die sich zum Beispiel die Baugeschichte, die Architektur und Technik oder das besondere Verhältnis der Mannheimerinnen und Mannheimer zu ihrem Wasserturm erkunden lässt.

Den Bruch in der Aufwärtsentwicklung Mannheims markiert der Erste Weltkrieg. Eine Raumprojektion mit historischen Dokumenten zeichnet die Kriegsauswirkungen auf Mannheim und seine Menschen eindrucksvoll nach. Im Anschluss daran rücken die weiteren Zäsuren, Auf- und Umbrüche, aber auch Kontinuitäten des 20. und 21. Jahhrunderts ins Blickfeld. Die verheerende Zerstörung Mannheims im Zweiten Weltkrieg führte die Stadt an die Grenzen ihrer Existenz. Wie gelang der Wiederaufbau und wie veränderte er das Stadtbild? Wie verlief die politische, wirtschaftliche oder kulturelle Entwicklung? Wie gestaltete sich der Alltag in den Weimarer Jahren und unter der NS-Diktatur? Welche Auswirkungen hatte die Nachkriegszeit und was zeichnet die Stadt heute aus? Antworten darauf gibt eine imposante Collection-Wall, an der die Besucherinnen und Besucher auf gezielte Spurensuche oder eine spontane Entdeckungstour geben können.

Am Ende des Rundgangs wird in einer weiteren spannende Inzenierung der Blick auf Einzelpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts und ihre Geschichte gelenkt. Zudem erzählen in Videoinstallationen Mannheimerinnen und Mannheimer über ihren Stadtteil, gilt doch die Quadratestadt immer auch als Stadt der Vororte. Die abwechslungsreiche, multimediale Schau endet in der Gegenwart und ihrer Vielfalt, im Mannheim von hier und heute.

Die Gestaltung der gesamten Ausstellung wurde von der Berliner Arbeitsgemeinschaft Tatwerk/finke.media in Zusammenarbeit mit dem kanadischen Medienspezialisten und Künstler Stacey Spiegel als Creative Director von PWL übernommen. Kuratiert wurde die Schau von Dr. Anja Gillen, Dr. Andreas Schenk, Dr. Susanne Schlösser, Elke Schneider, Dr. Harald Stockert und Dr. Thomas Throckmorton. Die Projektsteuerung oblag Silvia Köhler. Vielfältig unterstützten zudem die beiden Fördervereine, allen voran der Freundeskreis MARCHIVUM um die engagierte Vorsitzende Helen Heberer. Weitere Förderer und Sponsoren sind: die Heinrich-Vetter-Stiftung, die Baden-Württemberg-Stiftung, die Kulturstiftung der Länder, die Kultur.Gemeinschaften, die GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft, das Bauhaus und der Rotary Club Mannheim. Der Mannheimer Morgen und das Rhein-Neckar-Fernsehen sind Medienpartner.

Während des Eröffnungswochenendes vom 5. bis 7. November 2021 ist der Ausstellungsbesuch kostenfrei. Der Eintritt beträgt regulär 5 €, ermäßigt 2,50 €, Schulklassen je 1 € pro Person. Die üblichen Öffnungszeiten sind: Dienstag, Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr sowie Mittwoch von 10 bis 20 Uhr.

Die Ausstellung befindet sich im Erdgeschoss des MARCHIVUM. Sie ist barrierefrei zugänglich und enthält inklusive Angebote. Weitere Informationen können auf www.marchivum.de abgerufen werden.