Schillerpreis an Christian Petzold verliehen

28.11.2021

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Stadt Mannheim Bild Lys Y. Seng

Es ist der bedeutendste Preis, den die Stadt Mannheim in einem zweijährigen Turnus vergibt: Heute (28.11.2021) wurde im Nationaltheater der – erstmals mit 20.000 Euro dotierte - Schillerpreis 2020 an den Filmregisseur und Drehbuchautor Christian Petzold verliehen. Pandemiebedingt hatte die Verleihung erst in diesem Jahr stattfinden können. “Hätte die Preisverleihung stattfinden können wie geplant, hätten wir als Einstimmung gestern Undine im Atlantis Kino sehen und Christian Petzold live im Gespräch mit Sascha Keilholz erleben können. Hier hat uns die Corona Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich bin froh, dass wir den Preis dennoch – wenn auch im kleinen Rahmen - heute verleihen können“, betonte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in seiner Ansprache.

Der Oberbürgermeister führte aus, dass der Schillerpreis eng mit dem Selbstverständnis der Stadt verbunden sei. „Der Preis erinnert an die Begründung der Idee eines Nationaltheaters, damals Synonym für ein bürgerliches, das heißt demokratisches und nicht aristokratisches Theater, für ein Bekenntnis zu Gleichheit und zur Demokratie und ein schon als Bau ein Symbol dafür, mehr Demokratie zu wagen“, so der OB.

Mannheim sei zwar keine Filmstadt, aber ein Ort der intensiven Auseinandersetzung mit Filmen und Mannheim werde in seiner Diversität und Wahrhaftigkeit auch in Filmen wahrgenommen, führte der Oberbürgermeister weiter aus. „In Christian Petzolds komplexen Filmfiguren liegt eine Wahrhaftigkeit, die geradezu schmerzt. In seinen Filmen spiegeln sich deutsche Geschichte und Gegenwart in seltener Intensität. Er hat mit seinem Werk in herausragender Weise zur Erneuerung und zur internationalen Strahlkraft des deutschsprachigen Films in den letzten zwanzig Jahren beigetragen“ würdigte der Oberbürgermeister den Preisträger.

Barbara Auer betonte in ihrer Laudatio, dass Christian Petzold einen eigenen Stil geschaffen habe, geprägt durch Minimalismus, Genauigkeit und die Achtsamkeit für Räume und Figuren. Petzold lasse sich nicht verbiegen oder manipulieren. Er entmündige sein Publikum nicht, er fordere es und er zeige in seinen Filmen Menschen, die stets ein Geheimnis bewahrten. „Ich kenne niemanden, der das Kino so liebt. Du fütterst uns Schauspieler mit Bildern und Eindrücken“, beschrieb Auer die Zusammenarbeit mit dem bekannten Regisseur. Der Film „Transit“ stehe für sie für das Gesamtwerk Petzolds. „Deine Figuren agieren alle in Transiträumen, in Übergangszonen. Deine Filme zeigen uns unsere Welt. Sie beschönigen nichts. Durch ihre Wahrhaftigkeit erhöhen sie das Gezeigte und lassen es als weniger übel erscheinen“, endete Auer ihre Laudatio.

Christian Petzold „outete“ sich in seiner kurzen Dankesrede als Goethe-Fan und bekannte: „Ich liebe Romane. Goethe hat Romane geschrieben und Schiller nicht.“ Deshalb habe er sich auch, obwohl studierter Germanist, nur wenig mit Schiller auseinandergesetzt. In seinen Dank für den Preis schloss er ausdrücklich die Sozialdemokratie ein, da er ohne das Bafög in den 70er Jahren kein Abitur machen und auch nicht hätte studieren können. „Dann wäre ich Briefträger geworden, das war mein Traumberuf, weil ich dachte, dass ich dann die Briefe heimlich hätte lesen können“, erklärte Petzold.

Den künstlerischen Teil der Preisverleihung gestalteten Matthias Brandt und Jens Thomas mit einer Wort-Musik Collage „Voice Over“, die eine Passage aus „Transit“ zum Ausgangspunkt nahm, ein ausdrücklicher Wunsch des Preisträgers. Beide Künstler sind mit Mannheim eng verbunden. Beide haben mit ihren Programmen mehrfach in der ausverkauften Alten Feuerwache das Publikum im Rahmen des Festivals Enjoy Jazz begeistert.

Der Preisträger trug sich im Rahmen der Veranstaltung in das Goldene Buch der Stadt Mannheim ein.

Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet. Die Aufzeichnung wird voraussichtlich im Laufe des 29.11. auf der Homepage der Stadt Mannheim abrufbar sein.