Quartett gibt jetzt den Takt im Capitol an

Capi

Mannheim. Ein Album von Herbert Grönemeyer heißt "Bleibt alles anders". Der deutsche Star hat am Alten Messplatz noch nie gastiert, doch seine Botschaft gilt für die aktuelle Situation des Veranstaltungshauses Capitol. Es wird sich am Führungsstil wohl sicher manches ändern, aber das Veranstaltungskonzept am Alten Messplatz bleibt, wie es ist. Ohne die 1800 Sponsoren geht gar nichts, um den "Gemischtwarenladen" mit seinem breiten Unterhaltungsangebot, Fremdveranstaltern, Eigenproduktionen und gelegentlichen Aktionstagen wie "Kein Platz für Rassismus" am Laufen zu halten.
Wenn Thorsten Riehle Ende des Monats nach einem Vierteljahrhundert als Geschäftsführer seinen Hut nimmt, geht eine Ära zu Ende. Der SPD-Fraktionschef im Gemeinderat war für seine Partei als Oberbürgermeister-Kandidat ins Rennen gegangen, war aber am Sonntag Christian Specht (CDU) unterlegen. Schon als er seine Kandidatur bekannt gab, hatte er verkündet, das Capitol zu verlassen – egal wie die Wahl ausgehe. Riehles letzter Arbeitstag ist der 31. Juli.
Ab August wird dann ein eingespieltes Viererteam den Takt angeben. Aber auf absehbare Zeit soll am Erfolgskonzept der Talentschmiede, die an 300 Tagen im Jahr Veranstaltungen bietet, nicht gebastelt werden. "Die Gesamtkalkulation eines Spielplanes muss stimmen, dann sind wir wie schon immer auch für Experimente offen", sagt die neue Geschäftsführerin, Yvonne Geiger, im Gespräch mit der RNZ. Die gelernte Bürokauffrau kennt den Laden in- und auswendig: "Die allererste Veranstaltung, bei der ich arbeitete, war eine ,Frosch sucht Föhn’-Party. Und die ist ja längst Geschichte."
Sie hat während ihres Werdegangs fast alles Jobs im Haus schon einmal erledigt: an der Garderobe, an der Theke, im Einlass und als Barchefin. Dann übernahm die zweifache Mutter die Abteilung "Finanzen und Verwaltung" und schließlich die Prokura für einen Betrieb mit demnächst 17 Angestellten. Mit Thorsten Baumann, dem Leiter des Betriebsbüros, bildet sie das künftige Geschäftsleitungsduo.
Das Modell, generationenübergreifende Unterhaltung zu bieten, bleibt sakrosankt. "Warum etwas ändern?", fragt auch Sascha Krebs. Seit Jahren steht er als Sänger und Musicaldarsteller auf der Bühne des Mannheimer Konzerthauses. Nun übernimmt er zusätzlich die Rolle des Programmdirektors: "Mein Ziel ist, den gesunden Mix beizubehalten und gelegentlich etwas zu riskieren".
Altrocker werden künftig ebenso auf seinem Zettel stehen wie noch unbekannte Entertainer, die Potenzial für Größeres besitzen. Die Bandbreite vom Kindertheater, über Kabarett und Comedy, Konzerten von Kim Wilde bis The Sweet ist beispiellos in der Metropolregion. Einzig den Bereich Tributebands hält er bislang noch für unterrepräsentiert. Aber daran werde gearbeitet, verspricht Krebs.
Waren es einmal Xavier Naidoo und Bülent Ceylan, die sich ihre ersten Meriten im Capitol holten, sind es laut dem neuen Manager heute Gringo Mayer und Jonathan Zelter, die im Capitol einen Kickstart hingelegt haben. Aber der 48-jährige gebürtige Heidelberger mit der langen Mähne will nicht allein regionalen Talenten eine Chance geben. Die Auswahlkriterien sind fair. "Nach ein bis zwei Auftritten zeigt sich meist, ob die Neuentdeckung wirklich eine Perspektive auf dem Markt hat", so der erfahrene Frontmann der "Queen Kings".
Die Dritte im Bunde der neuen Führungsriege heißt Julia Wütscher und ist ebenfalls eine alte Bekannte. Die langjährige Pressesprecherin und dreifache Mutter übernimmt das regionale und überregionale Marketing. Ihren Fokus legt sie auf klassische Printwerbung, digitales Networking und den Bereich Social Media, wofür das Haus eine neue Stelle geschaffen hat.
Die dreifache Mutter will dadurch mit dem Kreativteam die virtuelle Außenwirkung weiterentwickeln. Auch direkt vor der Haustür: Die Fassade des ehemaligen Kinopalastes bekommt bald ein Facelifting. Wie schon gesagt: "Im Capitol bleibt alles anders".

 

Wolf H. Goldschmitt