Rhein-Neckar-Kreis: Wie der Kreis Armut konsequent zurückdrängt – Ausschuss legt beeindruckende Zwischenbilanz vor
Mit starken Partnern, neuen Programmen und klaren Strategien treibt der Rhein-Neckar-Kreis die Armutsbekämpfung voran. Jetzt hat der Ausschuss für Soziales eine umfassende Zwischenbilanz vorgestellt.
Der Ausschuss für Soziales des Rhein-Neckar-Kreises hat in seiner jüngsten Sitzung einen wichtigen Überblick über die laufenden Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut im Kreisgebiet erhalten. Grundlage ist das Ende 2024 verabschiedete Strategiepapier zur Armutsprävention, das seither gemeinsam mit Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Bildungsträgern und weiteren Netzwerkpartnern umgesetzt wird. Die präsentierten Ergebnisse zeigen: Die Arbeit wirkt – in verschiedenen Altersgruppen, Lebenslagen und Sozialräumen.
Frühe Hilfe: Prävention für Kinder, Jugendliche und Familien
Mit dem Präventionsnetzwerk „Starke Kinder Chancenreich“ stärkt der Kreis seine Angebote im Bereich Kinderarmut deutlich. Seit September ist der Rhein-Neckar-Kreis Teil des baden-württembergischen Landesnetzwerks gegen Kinderarmut. Eine eigens eingesetzte Standortkoordinatorin vernetzt seither lokale Einrichtungen, unterstützt Kommunen und entwickelt armutssensible Ganztagsangebote weiter. Möglich wird dies durch 100.000 Euro Landesmittel sowie zusätzliche Finanzierungen des Kreises.
Mehr soziale Teilhabe für ältere Menschen
Auch Seniorinnen und Senioren profitieren von neuen Strukturen: Das Projekt „Alt und Jung – Gemeinsam stark“ arbeitet mit Mehrgenerationenhäusern in Weinheim und Schriesheim sowie Familienzentren in Bammental, Leimen und Wiesloch zusammen. Ziel ist es, neue Begegnungs- und Unterstützungsangebote zu entwickeln, die Vereinsamung vorbeugen und Teilhabe fördern. Das Land unterstützt diesen Prozess über das Programm „Quartiersimpulse“ mit bis zu 115.000 Euro.
Niedrigschwellige Hilfen: Unterstützung für armutsbetroffene Menschen
Unter dem Motto „Wir bauen Brücken – Gemeinsam gegen Armut“ wurden 2025 die Tagesstätten der Wohnungslosenhilfe geöffnet – und zwar für deutlich mehr Zielgruppen als bisher. Neben wohnungslosen Menschen erhalten jetzt auch Personen mit Behinderung, psychischen Belastungen, Alleinerziehende und ältere Menschen Beratung, Begleitung und alltagspraktische Unterstützung. Das Projekt wird mit 40.000 Euro vom Land und 100.000 Euro vom Kreis gefördert.
Wohnen: Der größte Engpass bleibt bestehen
Besonders dringlich bleibt der Bereich bezahlbarer Wohnraum. Die aktuelle Wohnraumanalyse des Pestel-Instituts zeigt einen deutlichen Handlungsdruck: Der Wohnungsneubau ist seit den 1990er-Jahren eingebrochen, gleichzeitig wachsen Bevölkerung und Beschäftigung. Rund 12.000 leerstehende Wohnungen gelten als schwer reaktivierbar. Durch gestiegene Mieten müssen Haushalte mit geringem Einkommen einen immer größeren Anteil ihres Budgets für Wohnen aufbringen.
Um Lösungen voranzutreiben, plant der Kreis für Anfang 2026 eine große Fachkonferenz mit Kommunen und Wohnungsbaugesellschaften. Dabei sollen Best-Practice-Modelle vorgestellt und neue Strategien erarbeitet werden.
Die Wohnraumanalyse zeigt: Neubauzahlen sinken seit Jahrzehnten, während die Nachfrage steigt. Hohe Baukosten, Fachkräftemangel und lange Genehmigungsverfahren bremsen Investitionen aus. Gleichzeitig verhindert der langjährige Leerstand vieler Wohnungen schnelle Lösungen. Kommunale Kooperationen und neue Fördermodelle gelten als Schlüssel für Fortschritte.
„Wir wollen Armut aktiv zurückdrängen“ – Kreis setzt klares Zeichen
Sozialdezernent Fabian Scheffczyk unterstrich im Ausschuss die Bedeutung des gemeinsamen Vorgehens: „Armut hat viele Gesichter und betrifft Menschen unterschiedlichster Lebenslagen. Wir wollen diese Herausforderungen nicht nur verwalten, sondern aktiv angehen.“ Die laufenden Projekte zeigten bereits spürbare Erfolge – von der frühen Prävention bis zur Unterstützung im Alter.
Weitere Themen der Sitzung
Der Ausschuss erhielt zudem den Zwischenbericht des Jobcenters Rhein-Neckar-Kreis zum Zielerreichungsstand 2025. Besonders positiv: Das Ziel, schulabgehende Jugendliche frühzeitig in die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Heidelberg zu bringen, wurde bereits im September vollständig erreicht. Auch die Integration von Alleinerziehenden entwickelte sich besser als geplant.
Darüber hinaus nahmen die Kreisrätinnen und Kreisräte den Bericht des Kommunalverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) zu den Leistungen der Eingliederungshilfe für das Jahr 2023 zur Kenntnis.