Hohe Ehre für eine besondere Frau Die Schriftstellerin Ingrid Noll ist zur Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt Weinheim ernannt geworden

WeinhEB

Weinheim. „Sie sind Intelligent, haben Charme und Humor, das Herz am rechten Fleck, soziales Engagement und eine hohe Identifikation mit unserer Stadt. Sie sind wahrlich eine besondere Frau. Jede Begegnung – und jedes Gespräch mit Ihnen – war und ist für mich eine Bereicherung.“ Mit diesem Satz leitete Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just am Sonntagmorgen im Weinheimer Rathaus zur feierlichen Überreichung des Ehrenbürgerbriefes weiter: Ingrid Noll nahm in „mit Freude und Stolz“ entgegen – und einer launigen Rede, wie man sie eben kennt. Die 88-jährige Krimiautorin ist nun offiziell Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt Weinheim. „Wer hätte gedacht“, schmunzelte sie, „dass ich mal mit Sepp Herberger auf einer Liste stehe.“
Der Gemeinderat hatte sich schon am 12. Juli dieses Jahres mit einem einstimmigen Beschluss dazu entschieden, diese Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Zu den Ehrengästen zählte auch der LKA-Präsident Andreas Stenger, der ein Fan der alten Dame ist. Und im Grunde sind sie auch Kollegen: Ingrid Noll ist Ehren-Hauptkommissarin der Mannheimer Polizei.
„Bei Ihren zahlreichen Lesungen sind Sie selbstverständlich immer Botschafterin und Werbeträgerin für unsere Stadt. In unzähligen Talk-Shows und anderen öffentlichen Auftritten haben Sie mit Ihrer verschmitzt-sympathischen Art für Weinheim geworben“, bescheinigte Manuel Just, der in seiner Laudatio nicht nur auf das literarische Schaffen der „Grande Dame des deutschen Krimis“ einging, sondern auch auf ein vielfaches ehrenamtliches Engagement in Weinheim, zum Beispiel als Schirmherrin von Kinder-Theatertagen. „Die Wärme, mit der Sie zu den Kindern und den anwesenden Zuschauern gesprochen haben, hat die Herzen berührt und sie gleichzeitig die Faszination Theater spüren lassen“, erinnerte sich Manuel Just.
Darüber hinaus hält die neue Ehrenbürgerin auch heute noch Lesungen in Schulen und bei öffentlichen Veranstaltungen, um insbesondere Kindern das Lesen näher zu bringen.
Schon im Februar 2020 war Ingrid Noll zur „Botschafterin Weinheims“ ernannt worden. Der OB bedankte sich dafür, dass die Stadt die berühmte Bürgerin auch immer wieder in Marketingaktivitäten einbauen konnte. Seit November 2021 gibt es einen „Ingrid-Noll- Weg“ zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. An 13 Stationen in der Innenstadt können Besucher über einen QR-Code auf ihrem Handy der Stimme von Ingrid Noll lauschen, die mit ihrem ganz eigenen Stil und mit einem augenzwinkernd-subtilen Humor von Ort zu Ort führt.
Der OB zeichnete den Lebensweg der neuen Ehrenbürgerin nach, der sie 1967 an der Seite ihres Mannes, des Arztes Peter Gullatz, nach Weinheim führte. „Hier bin ich heimisch geworden“, bestätigte die „Lady of Crimeheim“, wie sie sich oft selbst nennt.
Ihr erstes ehrenamtliches Engament fiel in die Schulzeit ihrer Kinder. Ingrid Noll, die also eigentlich Ingrid Gullatz heißt (Noll ist ihr Geburtsname) engagierte sich ehrenamtlich im Elternbeirat und gab in der Schulmensa der heutigen Dietrich-Bonhoeffer-Schule Mittagessen aus.
Ihr Debütroman „Der Hahn ist tot“ erschien im Jahre 1991 und wurde sofort ein großer Erfolg. Bisher sind 21 Bücher erschienen. Ingrid Noll gilt als eine der erfolgreichsten deutschen Krimi-Autoren der Gegenwart, nicht wenige bezeichnen sie als die „Grande Dame der deutschen Krimi-Autoren“; ihre Bücher wurden in 27 Sprachen übersetzt und zum Teil mit prominenten Schauspielern verfilmt. Viele Noll-Romane spielen im Rhein-Neckar-Raum, zum Beispiel in Heidelberg, Mannheim oder Ladenburg, und in ihrer Heimatstadt Weinheim.
Ingrid Noll berichtet in ihrer eigenen Art, wie sie in Weinheim heimisch wurde und den Kurpfälzer Dialekt lernen musste. „Ich wusste vorher nicht, dass Brotworschd nicht aus Brot gemacht wird“, grinste sie. Und sie bedankte sich zusätzlich mit einem Versprechen: „Ich werde in meinen Büchern niemals einen Weinheimer ermorden lassen.“