Nach BASF-Explosion keine Gefahr für die Bevölkerung

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Ludwigshafen, den 21. Oktober 2016
Moderne Mess- und Analysetechnik im Einsatz
Nach BASF-Explosion keine Gefahr für die Bevölkerung

Aufgrund der Erkenntnisse einer modernen Mess- und Analysetechnik hat die Feuerwehr der Stadt Ludwigshafen nach dem Explosionsunglück bei der BASF ihre Sicherheitshinweise für die Bevölkerung festgelegt und laufend angepasst.

Im Ergebnis ist festzuhalten, dass am 17. und 18. Oktober bei Luftmessungen keine erhöhten Werte in den Stadtteilen Oppau, Edigheim, Pfingstweide und Friesenheim gemessen wurden. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand nicht. Im unmittelbaren Bereich an der Schadensstelle auf dem Werksgelände sowie im angrenzenden Gewerbegebiet Nachtweide schlugen die Schnellanalyse-Geräte der Feuerwehr an. Viele Bürgerinnen und Bürger hatten über Geruchsbelästigungen in den nördlichen Stadtteilen geklagt. Auch wurden Reizungen der Atemwege gemeldet. Aufgrund des Lagebildes und auf der Basis einer Gesamtabwägung hatte die Stadtverwaltung umgehend und vorsorglich empfohlen, Fenster und Türen geschlossen zu halten und sich nicht längere Zeit im Freien aufzuhalten. Aufgrund eigener Erkenntnisse und der seit Dienstagabend vorliegenden Informationen durch BASF konnten die Sicherheitshinweise Schritt für Schritt zurückgenommen werden.

Die Feuerwehr war seit der Explosion permanent mit ihren Messfahrzeugen im Einsatz. Die Messgeräte zeigen, sehr einfach formuliert, an, ob in der Luft Fremdstoffe festzustellen sind. Sie geben keine Auskunft über die Art der gemessenen Stoffe und deren Konzentration. Detaillierte Analysen dazu sind in der Regel zeitaufwendig und daher nicht für schnelle Lagebeurteilungen in einem unmittelbaren Gefahrenmoment geeignet.

Die bewerteten Messergebnisse wird die Stadt nun im Internet veröffentlichen. Die Beigeordneten Dieter Feid und Klaus Dillinger, der Leiter der Feuerwehr, Peter Friedrich, sowie der Ärztliche Leiter des Gesundheitsamtes des Rhein-Pfalz-Kreises, Dr. Thomas Bienert, informierten darüber bei einem Pressegespräch am Freitag, 21. Oktober 2016.

"Uns ist es wichtig, unser Handeln transparent und nachvollziehbar zu machen. Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgern erläutern, welche Maßnahmen wir zu ihrem Schutz ergreifen, wenn es aktuelle Gefahrenlagen gibt. Die Sicherheit und die Gesundheit der Menschen in unserer Stadt haben dabei stets oberste Priorität. In diesem Sinne sind auch die Warnhinweise in dieser Woche zu verstehen", so Feid. Es sei Aufgabe der Feuerwehr, in einer solchen Gefahrenlage schnell und umfassend alle vorliegenden Erkenntnisse zu bewerten und dann die entsprechenden Verhaltensregeln festzulegen.

"Deswegen haben wir uns schnell entschieden, sowohl über Sirenen als auch über die Warn-Apps KATWARN und NINA die Bevölkerung zu warnen und vorsorglich aufzufordern, Fenster und Türen zu schließen und den Aufenthalt im Freien zu meiden. In einer Situation, in der unklar ist, was genau geschehen ist und welche Stoffe möglicherweise freigesetzt werden, muss gelten: Sicherheit geht vor", erklärte Friedrich. Umfangreiche Luftmessungen nach Hinweisen aus der Bürgerschaft

Bereits um 11.30 Uhr wurde am 17. Oktober über das Computer gestützte Ausbreitungsmodell für Luftschadstoffe berechnet, wie sich aufgrund der herrschenden Witterung die bei der Explosion entstandenen Schadstoffe ausbreiten würden. Auf der Basis der Modellrechnungen wurden außerdem sofort umfangreiche Luftmessungen im Stadtgebiet vorgenommen, die auch am Dienstag, 18. Oktober, und Mittwoch, 19. Oktober, weitergeführt wurden. Dazu waren insgesamt bis zu vier Erkundungsfahrzeuge im Einsatz. Neben einem eigenen Fahrzeug konnte die Ludwigshafener Feuerwehr auf Messfahrzeuge aus Worms, Speyer und Kaiserslautern zurückgreifen. Bereits kurz nach 12 Uhr am 17. Oktober waren erste Erkundungen im Gang.

Die Fahrzeuge bewegten sich auf festgelegten Routen insbesondere in den nördlichen Stadtteilen Oppau, Edigheim und Pfingstweide. Dazu kamen punktuelle Kontrollfahrten zum Beispiel zum Klinikum und zum Rathaus. Die Feuerwehr ging bei ihren Messungen auch Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern sowie Einsatzkräften nach, die über Geruchsbelästigungen und Atemwegsbeschwerden geklagt hatten. Es wurde sowohl vor Ort gemessen als auch Luftproben genommen, die dann im Gaschromatographen/ Massenspektrometer der Feuerwehr analysiert und von einem Chemiker der Stadt Ludwigshafen am Rhein bewertet wurden. Dabei wurden innerhalb der Stadtteile am Montag und am Dienstag keine erhöhten Werte gemessen.

Erhöhte Werte gab es am Montag an der Einsatzstelle am Landeshafen Nord und auch außerhalb der Werksgrenzen der BASF unmittelbar in der Nähe des Gewerbegebietes Nachtweide.

Die Sicherheitslage wurde laufend aufgrund neuer Erkenntnisse bewertet, dies führte zum Beispiel dazu, dass am Dienstag die Warnhinweise ergänzend zu Oppau, Edigheim und Pfingstweide auch auf den Stadtteil Friesenheim ausgeweitet wurden. Nach einer Änderung der Windrichtung, hatten sich Bürgerinnen und Bürger dort ebenfalls über Geruch und Atembeschwerden beklagt. Am Dienstagabend konnte dann die Warnung für alle Stadtteile bis auf das unmittelbar am Landeshafen Nord gelegene Gewerbegebiet Nachtweide aufgehoben werden. Dort gelten seit gestern keine Sicherheitshinweise mehr.

Um die Lage weiter zu beobachten und schnell reagieren zu können, wurde ein mobiles Messgerät der BASF im Gebiet stationiert, das laufend Messungen vornimmt und die gemessenen Daten in "Echtzeit" in die Umweltzentrale der BASF übermittelt. Die Stadt wird regelmäßig über die Ergebnisse informiert. Darüber hinaus hat der Bereich Umwelt der Stadt angeordnet, dass die Feuerwehr mit einem Messfahrzeug, einem so genannten ABC-Erkunder, regelmäßige eigene Messfahrten im Gewerbegebiet und den angrenzenden Stadtteilen Oppau, Edigheim und Pfingstweide durchführt.

"Wir werden auch weiterhin in enger Abstimmung mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd und der BASF die notwendigen Maßnahmen umsetzen. So ist die Feuerwehr weiter mit ihrem Messfahrzeug im Einsatz. Außerdem werden wir die von BASF in Abstimmung mit uns vorsorglich außerhalb des Werksgeländes genommenen Bodenproben auswerten. Darüber hinaus hat die Stadt Probenahmen von Boden im Bereich des Unfallorts veranlasst, um entsprechende Umweltschäden innerhalb des Werksgeländes bewerten zu können. Aus unserer Sicht müssen wir in den kommenden Wochen klären, was notwendig ist, um die Sicherheit von Anlagen im Stadtgebiet weiterhin zu erhalten", verdeutlichte Umweltdezernent Klaus Dillinger.

Informationen gibt es im unter www.ludwigshafen.de und auf dem Twitterkanal der Stadt. Das Info-Telefon der Feuerwehr unter der Nummer 5708-6000 bleibt weiterhin geschaltet.