Bei Mitgliederversammlung des SV Waldhof ging es hoch her.

Mitgliederversammlung

Heftige Kritik an Geschäftsführer Markus Kompp rücken die gute wirtschaftliche Entwicklung in den Hintergrund.
(GM) Der große Andrang vor dem Kulturhaus Waldhof – trotz miserablen Wetters – ließ schon ahnen, dass die diesjährige Mitgliederversammlung des SV Waldhof nicht ganz lautlos über die Bühne gehen würde. Mit 24-minütiger Verspätung konnte Präsidiumsmitglied Tobias Schmidt die 354 Mitglieder im brechend vollen Saal begrüßen – 336 davon waren stimmberechtigte Mitglieder.

Zunächst stellte Tobias Schmid klar, dass die Mitgliederversammlung wie geplant durchgeführt würde und widersprach damit einem Beitrag in der „Rheinpfalz“, nach dem die Veranstaltung „aus Sicherheitsgründen“ abgesagt werden sollte. Auch auf die „Bombe“, die angeblich platzen sollte, würde es nicht geben. „Wenn etwas platzen sollte, dann höchstens der Saal aus allen Nähten, weil er so voll ist“, so Tobias Schmidt, der darüber hinaus um Sachlichkeit bat.

Wie üblich, gedachten die Mitglieder anschließend der Verstorbenen des vergangenen Jahres und erhoben sich dabei von ihren Plätzen. Danach informierte Tobias Schmidt über zwei formelle Satzungsänderungen, die notwendig wurden, weil das Amtsgericht bestimmte Formulierungen neu festgelegt hatte – dieser Antrag wurde mit deutlicher Mehrheit (304 Stimmen) angenommen.

Auch zwei Anträge des Ehren- und Ältestenrates, vorgetragen von dem Vorsitzenden, Klaus Markgraf, wurden mit großer Mehrheit angenommen. Der Ehren- und Ältestenrat hatte einen gestaffelten Beitrag für Kinder und Jugendliche sowie Schüler und Studenten bis 25 Jahren vorgeschlagen, da der übliche Jahresbeitrag für diese Gruppierungen einfach zu teuer ist. Des Weiteren wurde beschlossen, dass langjährige Mitglieder, deren Mitgliedschaft durch bestimmte Umstände, beispielsweise durch die Umstellung von Beitragsmarken auf Karteiverwaltung und später durch EDV-unterstützte Verwaltung, unterbrochen wurde, die Lücke, die bis zum erneuten Eintritt entstanden war, durch einen bestimmten Jahresbeitrag schließen können, um damit zu einer ununterbrochenen Mitgliedschaft zu kommen, die wiederum Voraussetzung für Ehrungen und Jubiläen ist.

In einem weiteren Beitrag berichtete Klaus Markgraf vom Ehrenabend, der zwei Tage zuvor im Clubhaus am Alsenweg über die Bühne gegangen war, und bei dem zahlreiche, verdiente Mitglieder geehrt worden waren - allen voran Karl Herbig, der seit sage und schreibe 80 Jahren Mitglied beim SV Waldhof ist.

In seinem Bericht über die Arbeit des Aufsichtsrates hob Dr. Stefan Fulst-Blei besonders die ehrenamtlichen Helfer hervor, die sich nach dem Ausstieg von „Anpfiff ins Leben“ um die Belange der Jugendabteilung kümmern und die Nachwuchsarbeit auf einem sehr hohen Niveau halten konnte. „Vor einem Jahre stand ich hier und warnte: `Ohne klääne Buwe, gibt`s kä große Buwe`. Heute kann ich sagen: `Die klääne Buwe sin do, die große Buwe hoffentlich auch bald wieder.“

Stefan Fulst-Blei bescheinigte dem Präsidium eine ordnungsgemäße Geschäftsführung und empfahl die Entlastung. Diese Empfehlung sprach auch Karl Söhnchen in seinem Bericht über die Kassen- und Rechnungsprüfung aus. Er bestätigte die ordnungsgemäße Buchführung und konnte darüber hinaus von einem erfreulich angestiegenen Kassenbestand von 57.000 Euro zum 30.06.2023 berichten. Die Abstimmung über die Entlastung des Präsidiums und des Aufsichtsrates, für die Geschäftsjahre 2021/22 und 2022/23, fiel auch hier mit deutlicher Mehrheit aus.

Dann berichtete Präsident Bernd Beetz über die überaus positive Entwicklung der Jugendabteilung. „Alle Mannschaften konnten ihre Klasse halten. Unsere U 21 ist die jüngste Mannschaft in der Verbandsliga und steht dort auf einem sehr guten 7. Tabellenplatz. In unserer C-Jugend haben wir eine sehr hohe Leistungsdichte, das lässt für die Zukunft hoffen und mit Kennedy Okpala hat ein Spieler aus unserer Jugend gerade den Sprung zu den Profis geschafft.“

Anschließend kam Bernd Beetz auf den wirtschaftlichen Bereich zu sprechen und attestierte dem SV Waldhof „so gut wie noch nie“ dazustehen. Zwar gab es für die Geschäftsjahre 2021/22 und 2022/23 negative Salden,

                                         2021/22                2022/23             Veränderung
Einnahmen                        649.727,14              609.326,35        - 40.400,79
Ausgaben                         - 782.532,04           - 712.954,70        + 69.577,34
Vereinsergebnis             - 132.804,90            - 103.628,35        + 29.176,55

aber, wie Bernd Beetz feststellte, erwartet er für das Jahr 2023/24 ein positives Ergebnis. „Dann werden wir den `Break Even` schaffen.“ Weiterhin zog der Präsident eine kurze Bilanz über sein bisheriges finanzielles Engagement. „Wir haben bisher jedes Jahr das Budget erhöht und inzwischen habe ich über 20 Millionen Euro in den Verein gesteckt. Glauben Sie mir, niemand ist daher über unsere derzeitige sportliche Situation frustrierter als ich.“

Frustriert war dann Bernd Beetz ganz sicher auch, als sich die Mitglieder zu Wort melden konnten. Einmal mehr wurde unverhohlene Kritik an Geschäftsführer Markus Kompp laut. Die Mitglieder, die das Mikrofon ergriffen, trugen ihre Kritik allesamt sachlich und mit zahlreichen Argumenten vor. Begriffe wie „Machtmensch“ und „Zerstörer“ wurden lautstark beklatscht und mit „Markus-muss-weg-Rufen“ begleitet. „Es gibt keine Waldhof-Familie mehr“, musste sich Bernd Beetz anhören. „Für Markus Kompp sind die Fans nur dazu da, um im Stadion Stimmung zu machen. Er hinterlässt nur verbrannte Erde.“

Auch Kompps Umgang mit früheren Mitarbeitern, und die vielen verlorenen Prozesse vor dem Arbeitsgericht, stießen den Fans auf. „Herr Beetz, wenn Sie über 20 Millionen in den Verein gesteckt haben, wieso halten Sie dann an so einem Mitarbeiter fest?“, fragte ein Mitglied. Wieder wurden „Markus-muss-weg-Rufe laut.

Auch Trainer Rüdiger Rehm und besonders auch Sportgeschäftsführer, Tim Schork, wurden von der Kritik nicht ausgenommen. „Tim Schork hat elf Jahre Sparkassenerfahrung, aber keine Erfahrung als Sportlicher Leiter“, kritisierte ein anderes Mitglied. „So einen unerfahrenen Mann holt man hierher. Warum? Weil er von Herrn Kompp leicht zu führen ist? Und wieso ist Tim Schork nach zwei Jahren als Sportgeschäftsführer noch immer nicht im Handelsregister eingetragen?“

Dann meldete sich der frühere Stadionsprecher, Stephan Christen, zu Wort, inzwischen Geschäftsführer des Catering-Unternehmens McCate. Er berichtet von der Art und Weise, wie er als Sponsoring-Partner von Markus Kompp behandelt wurde und dass der SVW-Geschäftsführer einen Termin zur Vertragsunterzeichnung, der der Spielbetriebs GmbH weit über 100.000 Euro gebracht hätte, absagen wollte, weil seine Frau Geburtstag habe.

Bernd Beetz zeigte sich sichtlich beeindruckt. Er versuchte zwar, die Verdienste Markus Kompps herauszustellen, versicherte aber, die gegen den Geschäftsführer vorgebrachte Kritik ernst zu nehmen. „Und ich werde das auch adressieren.“

„Werden Sie im Falle des Abstiegs den SV Waldhof auch in der Regionalliga noch unterstützen?“, wollte ein anderes Mitglied wissen. „Ich will nicht absteigen“, antwortete der Präsident zunächst, fügte dann auf näheres Nachhaken aber hinzu: „Klar gehe ich (auch in die Regionalliga) mit!“

Es war bereits deutlich nach 22:00 Uhr, als mit dem Absingen des alten Waldhof-Liedes die Mitgliederversammlung beendet wurde.