European League: Benfica Lissabon – Rhein-Neckar Löwen 35:36

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Löwen-Drama in neuer Dimension
36:35-Sieg in der European League bei Benfica Lissabon gleicht einem selten dagewesenen Handball-Wahnsinn
Das können anscheinend nur die Rhein-Neckar Löwen: Handball-Wahnsinn in Serie fertigen. Das 36:35 (19:15) bei Benfica Lissabon enthält alles, was man sich als Krimi-Autor erspinnen kann. Hauptdarsteller beim dritten Sieg im dritten Euro-League-Gruppenspiel ist Niclas Kirkeløkke, der 14 seiner 15 Würfe verwandelt und allein damit schon ein zentrales Kapitel dieses geschichtenreichen Abends geschrieben hätte. Wenn da nicht die letzte Sekunde gewesen wäre.

Die Löwen in zweifacher Unterzahl. Mehr als zehn Sekunden auf der Uhr. Es steht 35:35. Benfica spielt den bis dahin so treffsicheren Linksaußen Stiben Valencia frei. Wurf. Parade Mikael Appelgren. Steven Plucnar hechtet nach dem Ball, sichert ihn, spielt geistesgegenwärtig weiter, die Kugel findet Niclas Kirkeløkke. Mit einer Sekunde auf der Uhr fliegt sein 15. Wurf über die Torlinie. Löwen-Sieg in Lissabon. Und was für einer!

Mit nun 6:0 Punkten führen die Löwen weiter Gruppe A vor Nantes (4:2 Punkte nach Sieg über Kristianstad) an und sind ganz klar auf Kurs Hauptrunde. Untermauert wird dieser Kurs in Lissabon ab der 13. Minute. In dieser nimmt Löwen-Trainer Sebastian Hinze seine erste Auszeit, weil seine Mannschaft in denselben Strudel zu geraten droht wie beim Spiel gegen Kiel vor zwei Tagen. Technische Fehler und schwache Abschlüsse bringen Benfica auf 8:4 nach vorne. Die Kurs-Korrektur heißt mehr Verantwortung für den Ball – und Steven Plucnar.

Steven Plucnar mittendrin
Der Neuzugang läuft sofort heiß, bringt ein paar Extra-Prozentpunkte Energie aufs Feld. Insgesamt agieren die Löwen nun konzentrierter und entschlossener, zwingen Benfica zu Fehlern. Die Folge: Ein 11:4-Lauf zwischen dem 11:8 für Lissabon in Minute 19 und dem 19:15 zur Pause für die Männer in Gelb, die in ihren hellblauen Cup-Trikots in diesen elf Minuten eine Wahnsinnsfigur abgeben. Und weil das nach der Pause so weitergeht, steht nach etwas mehr als 35 Minuten ein 18:25 aus Sicht der gastgebenden Portugiesen auf der Anzeige.

Der Wahnsinn fängt da aber erst an. Mit dem siebten Feldspieler, den die Löwen anfangs sehr gut verteidigen, findet Lissabon immer mehr Sicherheit, kommt zu Toren über außen und Kreis. Tor um Tor wird es enger, weil die Löwen umgekehrt nicht mehr ins Tempospiel kommen, selbst stehend angreifen müssen und sich dabei sehr schwertun. In dieser Phase hält der entfesselte Kirkeløkke die Löwen lange vorne. Dennoch schafft Benfica erst die Wende (32:31, 55.), um dann sogar mit zwei Toren in Führung zu gehen (34:32, 57.).

Dann passiert das: 55 Sekunden vor Schluss zieht Plucnar einen Siebenmeter. Juri Knorr tritt an und legt das Siebenmeter-Thema ad acta, verwandelt eiskalt zum 35:35. Benfica greift an, verliert den Ball. Die Löwen kontern und treffen. Aber falsch gedacht. Die Schiedsrichter entscheiden, dass Benfica-Coach Gonzalez rechtzeitig den Buzzer zur Auszeit gedrückt hat. Hinze kriegt – wahrscheinlich wegen Meckerns – zwei Minuten. Zwei Minuten auch noch wegen Fouls beim Wurf Benficas knapp 15 Sekunden vor Schluss. Den Löwen droht der bittere Stoß ins Löwenherz. Und dann passiert der Appelgren-Plucnar- Kirkeløkke-Wahnsinn!

Benfica Lissabon – Rhein-Neckar Löwen 35:36 (15:19)
Löwen: Birlehm (1.-53., 11 Paraden), Appelgren (ab 53., 2 Paraden) – Späth – Kirkeløkke (14), Lindenchrone (5), Plucnar (4), Knorr (4/2), Holst (4), Zacharias (4), Schefvert (1), Óskarsson, Jaganjac, Móré, Davidsson, Michalski, Gislason
Lissabon: Jensen (4 Paraden), Capdeville (5), Zoric – Moreno (6), Rahmel (6), Sanchez-Migallon (4), Valencia (4), Borges (4), Grigoras (4), Izquierdo (3), Belone (2), Lumbroso (2), Freire, da Costa, Taleski, Bandeira

Quelle: www.rhein-neckar-loewen.de

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