"Tina - Das Tina Turner Musical" - Stuttgart-Premiere am 16.03.2023 beeindruckt das Publikum stark
Vor 1.800 Gästen fand am 16.03.2023 im Stage Apollo Theater in Stuttgart-Möhringen die Premiere des einzigen von Tina Turner und Erwin Bach autorisierten Musicals statt und hinterließ ein stark beeindrucktes Publikum. Jubel, viel, viel Applaus und Standing Ovations gab es für diese Show über die "Queen of Rock" - und gemeint war diese Anerkennung möglicherweise auch für beide Tina Turners. Aisata Blackman schafft es mit ihrem Part als Tina Turner in jeder Hinsicht das Maximum zu erreichen. Für alle, die die echte Tina Turner nie live erlebt haben, ist das wie ein Geschenk. Beeindruckt darf man sein von der Geschichte einer starken Frau, die sich so vieles im Leben erkämpfen musste und als Ausnahmekünstlerin zum Weltstar wurde und begeistert von der mitreißenden Musik und der großartigen Darbietung aller Mitwirkenden, Solisten, Ensemble und Orchester. Mehr als 20 der größten Songs Tina Turners, viele davon Welthits, wurden im Musical dargeboten und das Finale war wie ein Tina Turner Konzert.
Aisata Blackman verkörpert Tina Turner, die vor mehr als 80 Jahren als Anna Mae Bullock in Nutbush, Tennessee (USA) zur Welt kam und trotz vieler Widrigkeiten als Tina Turner eine der größten Sängerinnen wurde und die es geschafft hatte, sich in einer zweiten Karriere komplett neu zu erfinden, so als wäre es ihre eigene Lebensgeschichte – umwerfend gut. Und ihr gelingt es, all die kleinen Details so selbstverständlich in ihre Darbietung einzubauen, dass nach Sekunden klar ist: Das ist typisch Tina Turner, das sind diese ungeheuer schnellen und kraftvollen Tanzbewegungen, die unverwechselbaren Haltungen, Posen und die starke Körperspannung, diese unglaublichen Beine, die kleinen und großen Gesten und die Mimik, oft mit einem Augenzwinkern, schelmisch, ein bisschen selbstironisch, und dann noch der Kleidungsstil, die funkelnden Kleidchen mit glänzenden Steinchen oder Pailetten oder die aus Leder, die Jacken und dann noch die Perücken, wie die Tina-Löwenmähne bei „The Best“, die man auf den ersten Blick erkennt. Und natürlich der unvergleichliche stimmgewaltige Gesang, über den Tina Turner selbst sagte: "In meinem Gesang lag immer viel Gefühl, weil er weit in das Leben hineinreicht, das ich führte. Die Leute wussten: Das war kein Hollywood, das war echt."
Die ebenfalls herausragende Besetzung der weiteren Rollen beeindruckte auch mit starken Leistungen:
Ike Turner - Carlos de Vries, Zelma Bullock - Kim Sanders, Alline Bullock/Ikette - Jahlisa Norton, Raymond Hill - Prince Orji, Rhonda Graam - Martina Lechner, Roger Davis - Matt Posada, Erwin Bach - Florian Sigmund, Gran Georgeanna - Anastasia Bain, Phil Spector - Dani Spampinato, John Carpenter - Nico Baumgartner, Richard Bullock - Perci Moeketsi. Anna Mae als Kind spielte Abigail und Alline als Kind verkörperte Ruhama. In weiteren Rollen: Naomi Dundas, Tatyana Gilbertson, Madina Frey, Aswinta Vermeulen, Alice Wittmer, Sacha Setubun und Chukwu Asante I.
Viel Applaus gab es auch für den musikalischen Leiter Leif Klinkhardt und sein Orchester.
Das Drehbuch stammt von Katori Hall. Regie führte Phyllinda Lloyd. Verantwortlich für die Choreographie war Anthony van Laast. Für Bühnenbild und Kostüme Mark Thompson, für Maske und Hair-Styling Campbell Young, für das Lichtdesign Bruno Poet, für Video-Projektionen Jeff Sugg.
Tina Turner, mit bürgerlichem Namen Anna Mae Bullock, war in bescheidenen Verhältnissen im kleinen Ort Nustbush, Tennessee (USA) aufgewachsen und hat schon früh Erfahrungen mit gewalttätigen Ausbrüchen in ihrem Umfeld und auch dem Gefühl des Verlassenseins gemacht. Und trotzdem war in ihr die Idee stark geworden, all das hinter sich zu lassen. Und sie hatte auch die Kraft der Musik und ihrer eigenen Stimme wahrgenommen, wenngleich sie für ihren lauten Gesang in der Kirche in ganz jungen Jahre gerügt wurde. Mit Ike Turner, der sie, als sie Mitte der 1950-er Jahre für seine Band „Kings of Rhythm“ entdeckt hatte, begann ihre Karriere. Und mit der „Ike und Tina Turner Revue“ sind sie viele antrengende Jahre weltweit unterwegs (auch als Vorgruppe von den Rolling Stones). Ihre Songs wie „Proud Mary“ (von John Fogerty), "River Deep, Mountain High", „Nutbush City Limits“ (Tina Turner) klingen heute praktisch wie Traditionals, als wären sie schon immer da gewesen. Ike und Tina heiraten, aber für Tina und ihre Kinder ist das keine gute Zeit, denn mit Ike gibt es viele Auseinandersetzungen und er neigt auch zu Wut - und Gewaltausbrüchen. Erst 1976 kann sich Tina nach 16 Jahren befreien. Sie will nur ihren Namen "Tina Turner" mitnehmen. Und Soul und Blues hinter sich lassen. Jahrelang hat sie keine Plattenverträge oder Engagements und versucht sich mit Jobs über Wasser zu halten, putzt auch Toiletten, bis sie musikalisch einen ganz neuen Weg einschlagen kann und Erfolg hat.
Als internationale Solokünstlerin gelingt Tina Turner in den 1980-er Jahren ihr Comeback und eine unvergleichliche Karriere. Die Perücke ist dabei nicht nur ein künstlerischer Akzent, dahinter steht ein Unfall bei einer Bühnenshow mit pyrotechnischen Elementen, bei dem Tina Verletzungen erlitt. Aber wenn schon eine Perücke, dann eine die fetzt. Und hält, denn temporeich und temperamentvoll agiert die Bühnenpersönlichkeit noch immer. „Whats Love Got To Do With It“, „Private Dancer“ (Mark Knopfler), „I Can`t Stand The Rain“, „The Best“ werden sehr erfolgreich. Und die optische Präsenz durch die aufkommenden Musik-Videos wirkt stark. Der Deutsche Erwin Bach begleitet Tina Turner auf ihrem musikalischen Weg und wird auch ihr Partner im Leben, mit dem sie ihr Glück findet. Weitere Wegbegleiter, Freunde, Förderer stehen Tina Turner zur Seite. Dazu gehören auch freundschaftlich verbundene künstlerische Weggefährten wie Mick Jagger und David Bowie.
"Musik hat keine Farbe", sagt die Tina Turner in der Show. Aber sie hatte erstaunlich lange damit zu kämpfen, dass ihre Musik den Schwarzen als zu weiß und den Weißen als zu schwarz galt. Und wie Tina Turner bewies, kennt Musik auch keine Grenzen beim Geschlecht oder Alter.
Tina Turner war sechs mal zu Gast bei Thomas Gottschalk in seiner Samstagabend-Show "Wetten dass?!". Tina Turner gewann zahlreiche Preise, darunter 12 Grammy Awards, einen davon für ihr Lebenswerk, und verkaufte mehr als 200 Millionen Tonträger. Als Solokünstlerin verkaufte sie zudem mehr Konzertkarten, als alle anderen Solokünstlerinnen und -künstler der Musikgeschichte. Hierfür wurde sie als eine der erfolgreichsten und einflussreichsten Sängerinnen, die auf eine fünf Jahrzehnte andauernde Karriere zurückblicken kann, ins Guinnessbuch der Rekorde aufgenommen.1988 wurden 188.000 Karten allein für Tina Turners Auftritt im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro verkauft.1991 wurde Tina Turner Mitglied in der Rock `n Roll Hall of Fame und erhielt einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Und drei ihrer Singles wurden in die Grammy Hall of Fame aufgenommen: „River Deep – Mountain High“, „Proud Mary“ und „The Best“. Auch als Schauspielerin hinterlässt Tina Turner einen starken Eindruck, z. B. als Acid Queen in The Who`s „TOMMY“ oder in Filmen wie „Mad Max: Jenseits der Donnerkuppel“, wo sie als Aunt Entity neben Mel Gibson spielt und auch mit dem Song „We Don`t Need Another Hero“ erfolgreich ist, der in Deutschland auf Platz 1 kam und sowohl von Symphonieorchestern als auch von Metalbands gecovert wird. (Erwähnen sollte man noch den Tina Turner gesungenen Titelsong für den James Bond-Film „Golden Eye“ (mit Pierce Brosnan), geschrieben von den U2-Mitgliedern Bono und The Edge).Tina Turners zeitlose Hits werden heute noch immer gerne gehört, gespielt und versetzen die Menschen in Bewegung. Gute Qualität setzt sich durch, thank you, Tina / Anna Mae.
Das Musical „Tina“ feierte seine Weltpremiere 2018 in Großbritannien, wo Tina Turner auch in den 1980-er Jahren ihr Comeback gestartet hatte, und es begeisterte außer in London auch in Hamburg, Madrid, Utrecht, zudem in Australien und am New Yorker Broadway. Stage Entertainment erklärte, im Vorverkauf für ein Musical noch nie so viele Karten verkauft zu haben wie jetzt für „Tina“. Trotz der traurigen Momente in der Biographie Tina Turners, die im Musical nicht ausgespart werden, ist das Musical allerbeste Unterhaltung. www.stage-entertainment.de
Carlos de Vries (links), der Ike Turner spielt und Aisata Blackman (rechts), die die Rolle der Tina Turner übernahm, mit dem Produzenten Jan Vermeer (International Executive Producer)
Typisch Tina
Aisata Blackman als Tina Turner
Text und Foto: Diana Rasch