Ausstellung „Das Innere der Dinge“ 4.6. – 9.7.2016

In den Naturwissenschaften wird das Innere, die Funktionsweise von Gegenständen meist mittels schematischer Zeichnungen angefertigt. Diese scheinen am besten geeignet zu sein, das Spezifische der Dinge darzustellen, weil sie ihre Essenz extrahieren.

Um das Spezifische, Spezielle, die Essenz, die inneren Werte, den Charakter von etwas geht es auch in der Ausstellung „Das Innere der Dinge“.
Die Begriffe deuten an, dass neben der reinen Beschreibung eines Gegenstandes auch seine „Beseelung“ gesehen werden kann.
Das bedeutet, Dinge können menschliche Eigenschaften transportieren. Wir kennen das zum Beispiel von Fetischen, denen eine außergewöhnliche Kraft zugeschrieben wird. Hier wird das Innere allein durch die Symbolhaftigkeit eines Gegenstandes deutlich. Dieser Vorgang bestimmt auch die Bewerbung von Konsumgütern. Dinge werden mit Emotionen belegt, um einen potentiellen Käufer in magischer Weise daran teilhaben zu lassen. Oder wenn ein türkischer Politiker ein Foto von einem Glas Wasser ins Netz stellt und es als das Glas preist, aus dem Präsident Erdogan getrunken hat. Wir sehen anhand solcher Beispiele, wie Bedeutungsaufladung von Gegenständen funktioniert.
Die ausstellenden Künstler/innen haben sich ganz unterschiedlich damit auseinandergesetzt.
Katja Hess' großformatiges Ölgemälde und die drei Fotografien von Klaus Meyer scheinen miteinander zu kommunizieren.
Auf dem Gemälde „Kopflos“ sehen wir vier Herrenhemden auf Schaufensterfiguren, denen Kopf und Unterleib fehlen. Mit Plastikfolie verhüllte Schaufensterpuppenköpfe- wenn auch weiblich- sind auf den Fotografien zu sehen. Beide Arbeiten sind gleichermaßen surreal: Das Dargestellte gaukelt reales menschliches Verhalten vor (geschwellte männliche Brustkästen, stark emotionalisierter Ausdruck der Köpfe), die natürlich nicht existiert, und die deshalb ein ungutes, verstörendes Gefühl beim Betrachter hinterlässt.
In „Geschenke des Kaisers“ von der Südkoreanerin Inock Kim Seifert ist ein Schwert im Mittelpunkt des Bildes positioniert. Es steht laut der Künstlerin für die Gewalt gegen Frauen, die japanischen Soldaten im 2. Weltkrieg als Sex-Sklavinnen dienten. Die Collage hat die große Form der japanischen Flagge. Das Sonnenrund in der Mitte wird von der Klinge durchkreuzt und wirft somit ein zweifelhaftes Licht auf Japan, das mit dieser Sonnenscheibe symbolisiert wird.
„Alles Licht“ und „Da ist Licht“ – zwei verwandte Gemälde, die denselben Innenraum zeigen. Es sind leere Räume, die zum einen durch ihre Architektur wirken, zum anderen durch die sich durchkreuzenden Lichtstrahlen und „Lichtwände“. Sie erfüllen in unterschiedlicher Farbigkeit den Raum, so dass das Licht eine geradezu stoffliche Qualität bekommt.
Was verbirgt sich im Inneren der Kästen von Astrid Bergmann? Es sind „working moms“, arbeitende Mütter. Im Hintergrund kann man Ausschnitte aus Interviews lesen, die sich mit der Doppelbelastung von Beruf und Familie beschäftigen.
Die an Blüten erinnernden Objekte von Sehriban Köksal Kurt bestehen hauptsächlich aus Pappmachée, dem manchmal Pigmente beigemischt wurden. Sie verwendet jedoch auch Blütensamen, Watte, Transparentpapier, Draht, Spiegel. Die Titel „Der Mensch“ und „Die Reise muss bei dir selbst beginnen“ zeigen, dass der Mensch sich wie die vielgeschichteten Blätter einer Blüte oder einer Frucht entwickeln muss, sich entfalten muss, um sein reichhaltiges Innere auszubilden.

Vernissage: Samstag, 4.6.2016, 19 Uhr
Einführung in die Ausstellung: Lena Berkler M.A., Kunsthalle Mannheim

Teilnehmende KünstlerInnen:
Astrid Bergmann (Mischtechnik),Liliana Geiss, Katja Hess, Inock Kim Seifert (Malerei)
Sheriban Köksal-Kurt (Objekte), Klaus Meyer (Fotografie)
Kuratorin der Ausstellung: Lisa Berger

GEDOK Galerie Römerstr. 22, 69115 Heidelberg
www.gedok-heidelberg.de
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GEDOK Heidelberg e.V. Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstförderer
Öffnungszeiten: MI + FR 17-20 Uhr, SA 11- 14 Uhr und nach Vereinbarung

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