Neun Südwestmetall-Förderpreise 2025 vergeben - auch Dr. Ruth Schültken von der Universität Mannheim und Dr. Marvin Walczok von der Universität Heidelberg wurden für ihre exzellenten wissenschaftlichen Arbeiten ausgezeichnet
Der Arbeitgeberverband Südwestmetall hat am 02.04.2025 in Stuttgart neun Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der baden-württembergischen Landesuniversitäten für ihre herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten mit dem Südwestmetall-Förderpreis 2025 ausgezeichnet. Für ihre exzellenten Dissertationen, die eine besondere Bedeutung für die industrielle Arbeitswelt und deren sozialpolitische Rahmenbedingungen haben, wurden ihnen vom Südwestmetall-Vorsitzenden Dr. Joachim Schulz die Urkunde und das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro im Rahmen einer Feierstunde überreicht. Die baden-württembergische Ministerin für Bildung, Forschung und Kunst, Petra Olschowski, sprach ein Grußwort.
Das sind die Preisträgerinnen und Preisträger der Südwestmetall-Förderpreise 2025:
Universität Mannheim
Dr. Ruth Schültken
„Intra- and inter-organizational misalignment problems in supply management“
Die Fotos zeigen Dr. Ruth Schültken einmal mit Südwestmetall-Vorsitzenden Dr. Joachim Schulz und einmal mit der baden-württembergischen Ministerin für Bildung, Forschung und Kunst, Petra Olschowski.
Dr. Ruth Schültken wurde für ihre herausragende Dissertation „Intra- and inter-organizational misalignment problems in supply management“ an der Universität Mannheim mit dem Südwestmetall-Förderpreis 2025 ausgezeichnet. Im Zentrum ihrer Arbeit stand die Frage, wie beim Lieferanten- und Beschaffungsmanagement, das immer komplexer gestaltet wird und bei dem es zu Fehlanpassungen kommen kann, eine Diskrepanz auftreten kann zwischen den Nachhaltigkeitsintentionen von Unternehmen und ihrem tatsächlichen Einkaufsverhalten. Mit dem Ziel Ursachen, Auswirkungen und Lösungsansätze für diese Fehlausrichtungen zu identifizieren und die Leistung und Nachhaltigkeit von Lieferketten zu verbessern, untersuchte sie die Fehlausrichtung zwischen den Nachhaltigkeitserwartungen einkaufender Unternehmen und der Leistung ihrer Lieferanten sowie die Inkompatibilität zwischen agilen Produktentwicklungsprozessen und traditionellen Beschaffungsprozessen. Dr. Ruth Schültken entschied sich nach ihrer Promotion für eine Fortführung ihrer wissenschaftlichen Kariere an der Universität Mannheim und arbeitet aktuell als Postdoc am Stiftungslehrstuhl für Procurement.
Universität Heidelberg
Dr. Marvin Walczok
„Friend or foe? How innovative digital technologies affect motivational work characteristics and employees’ perceived job insecurity“
Dr. Marvin Walczok erhielt für seine herausragende Dissertation „Friend or foe? How innovative digital technologies affect motivational work characteristics and employees’ perceived job insecurity“ an der Universität Heidelberg den Südwestmetall-Förderpreis 2025 aus den Händen des Südwestmetall-Vorsitzenden Dr. Joachim Schulz überreicht. Dr. Marvin Walczok untersuchte die psychologischen Konsequenzen, die sich aus der Verfügbarkeit von intelligenten Assistenzsystemen bei manuellen Montagetätigkeiten ergeben können. Inwieweit sind sie „Freund oder Feind“ bei der Gestaltung der digitalen Arbeitswelt – positive und negative Konsequenzen analysierte er anhand seiner empirischen Arbeit. Seine Experimente und Studien zeigen auf, welche motivationalen Arbeitsmerkmale sich in der Montage ergeben und auch wie die Automatisierung sich im Hinblick auf die affektive Arbeitsplatzunsicherheit auswirkt. Dr. Marvin Walczok führt seine Karriere an der Universität Heidelberg fort und ist in Forschung und Lehre tätig.
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Dr. Philipp Gönnheimer
„Automatisierte Bereitstellung von Maschinensteuerungsdaten in Brownfield-Produktionssystemen – Ein Beitrag zur Digitalisierung von Bestandsanlagen am Beispiel von Werkzeugmaschinen“
Dr. Philipp Gönnheimer wurde für seine herausragende Dissertation „Automatisierte Bereitstellung von Maschinensteuerungsdaten in Brownfield-Produktionssystemen – Ein Beitrag zur Digitalisierung von Bestandsanlagen am Beispiel von Werkzeugmaschinen“ am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung der Südwestmetall-Förderpreis 2025 überreicht. Dr. Philipp Gönnheimer entwickelte ein Assistenzsystem zur automatisierten Bereitstellung von Maschinensteuerungsdaten in bestehenden Produktionsanlagen, dem sogenannten Brownfield. Mit diesem System werden Daten aus unterschiedlichen Schnittstellen von Werkzeugmaschinen extrahiert und relevante Signale für Industrie 4.0-Anwendungen analysiert, mithilfe analytischer und maschineller Lernverfahren, und dann zugeordnet. Das Assistenzystem führt den Anwender durch den gesamten Prozess und begleitet ihn von der Datenauswahl bis zur Signalausgabe. Die Validierung erfolgte an verschiedenen Maschinentypen, die Funktionalität und Übertragbarkeit wurden überprüft. Dr. Philipp Gönnheimer wechselte nach seiner Promotion in die Geschäftsführung eines Familienunternehmens im Bereich Automatisierungskomponenten.
Universität Stuttgart
Dr. Carolin Carmen Brenner
„Interoperabilität beliebiger fahrerloser Transportfahrzeuge durch eine einheitliche Bewegungskoordination für die zukünftige vernetzte Intralogistik“
Dr. Carolin Brenner bekam für ihre herausragende Dissertation „Interoperabilität beliebiger fahrerloser Transportfahrzeuge durch eine einheitliche Bewegungskoordination für die zukünftige vernetzte Intralogistik“ an der Universität Stuttgart den Südwestmetall-Förderpreis 2025 zuerkannt. Dr. Dr. Carolin Brenner erarbeitete eine einheitliche Steuerungsmethode für verschiedene Typen von fahrerlosen Transportfahrzeugen (FTF) in der zukünftig vernetzten Intralogistik, führte hierfür Omni-Kurven-Parameter (OKP) ein, um an der einheitlichen Schnittstelle eine fahrzeuggeometrieunabhängige Ansteuerung zu ermöglichen und die Interoperabilität zwischen unterschiedlichen FTF-Systemen zu verbessern. Die fahrdynamischen Grenzen der Fahrzeuge wurden dabei berücksichtigt und die Implementierungen und Evaluierungen der entwickelten Konzepte wurden an realen und simulierten Fahrzeugen vorgestellt. Dr. Carolin Brenner setzt ihre wissenschaftliche Karriere am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) fort und arbeitet inzwischen als Postdoc im JuniorProfessorinnen-Programm.
Universität Hohenheim
Dr. Josepha Witt
„Applications of Blockchain Technology in E-Business Value Chains“
Dr. Josepha Witt wurde für ihre herausragende Dissertation „Applications of Blockchain Technology in E-Business Value Chains“ an der Universität Hohenheim den Südwestmetall-Förderpreis 2025 geehrt. Dr. Josepha Witt richtete ihren Blick auf Wertschöpfungsketten im E-Business und untersuchte ob und wie dort die Blockchain-Technologie verwendet werden kann und unterschied differenziert, wann andere Technologien vorteilhafter sind. Die Blockchain funktioniert wie ein Register, in dem steht, wem was gehört und wann etwas den Besitzer gewechselt hat. Dieses Register hat keinen zentralen Ort, an dem es sich befindet, sondern liegt verteilt auf verschiedenen Rechnern, die miteinander vernetzt sind. Dr. Josepha Witt begann nach ihrer Promotion eine Tätigkeit bei einem Automobilhersteller im Bereich Consulting.
Eberhard Karls Universität Tübingen
Dr. Mohammad M. Al Ktash
„Development of a UV Hyperspectral Imaging Prototype for Industrial Applications“
Dr. Mohammad Al Ktash erhielt für seine herausragende Dissertation „Development of a UV Hyperspectral Imaging Prototype for Industrial Applications“ an der Universität Tübingen den Südwestmetall-Förderpreis 2025. Dr. Mohammad Al Ktash fokussierte sich mit seiner Arbeit darauf, wie bei der Qualitätskontrolle Verunreinigungen, Inhaltsstoffe und Oberflächenzustände zerstörungsfrei und effizient charakterisiert und quantifiziert werden können. Am Beispiel von Baumwollfasern entwickelte er und validierte er Prototypen und auch chemometrische Datananalysemethoden, die hyperspektrale Daten auswerten und zeigte das Potenzial der UV-hyperspektralen Bildgebung für industrielle Anwendungen in der Qualitätskontrolle auf. Das Verfahren kann auch in anderen industriellen oder pharmakologischen Bereichen eingesetzt werden, auch dies wurde unter Beweis gestellt. Dr. Mohammad Al Ktash setzt seine wissenschaftliche Karriere fort. An der Hochschule Reutlingen ist er als Postdoc tätig.
Universität Ulm
Dr. Anna Veronika Aubele
„Donor-Acceptor Dyads and Triads for Single-Material Organic Solar Cells“
Dr. Anna Veronika Aubele wurde für ihre herausragende Dissertation „Donor-Acceptor Dyads and Triads for Single-Material Organic Solar Cells“ an der Universität Ulm mit dem Südwestmetall-Förderpreis 2025 ausgezeichnet. Dr. Anna Veronika Aubele widmete sich der Forschung im Bereich der organischen Photovoltaik. Ihr gelang es mit ihrer Arbeit die Synthese von 15 neuartigen Verbindungen zu präsentieren sowie deren detaillierte Analyse bezüglich ihrer physikalischen und photovoltaischen Eigenschaften. Rekordwirkungsgrade von über 5% für eine Diade und die Entwicklung eines langzeitstabilen photoaktiven Materials sind die herausragenden Ergebnisse. Dr. Anna Veronika Aubele arbeitet inzwischen als Senior Chemist in einem Deep Tech Startup.
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Dr. Joey Lee Disch
„Investigation of salt precipitation and water management in zero‐gap CO₂ electrolyzers producing CO“
Dr. Joey Disch erhielt für seine herausragende Dissertation „Investigation of salt precipitation and water management in zero-gap CO2 electrolyzers producing CO“ den Südwestmetall-Förderpreis 2025 überreicht. Dr. Joey Lee Disch untersuchte die elektrochemische Umwandlung von Kohlendioxid (CO₂) in Kohlenmonoxid (CO), die als vielversprechende Technologie für eine klimafreundliche Kreislaufwirtschaft gilt. Auch wenn das Verfahren an sich bereits existiert, sind die Herausforderungen im Hinblick auf die Energieeffizienz und Stabilität im Langzeitbetrieb noch nicht gelöst. Er konzentrierte sich in seiner Dissertation darauf, wie die bei der elektrochemischen Umwandlung von Kohlendioxid (CO₂) in Kohlenmonoxid (CO) benötigten Elektrolysezellen eine höhere Stabilität und Effizienz im Langzeitbetrieb erzielen können. Gezielte Verbesserungen an dieser Technik könnten helfen, eine Kreislaufwirtschaft zu erschaffen, die ohne fossile Rohstoffe auskommt. Dr. Dischs Forschungsergebnisse leisten einen wichtigen Beitrag bei der Weiterentwicklung nachhaltiger Technologien. Dr. Joey Lee Disch ist seit seiner Promotion bei der ionyysis GmbH tätig, einer Ausgründung des Fachbereichs Elektrochemische Energiesysteme der Universität Freiburg.
Universität Konstanz
Dr. Rita Sevastjanova
„Interactive Visual Investigation of Word Embedding Contextualizations in Large Language Models“
Dr. Rita Sevastjanova erhielt für ihre herausragende Dissertation „Interactive Visual Investigation of Word Embedding Contextualizations in Large Language Models“ an der Universität Konstanz den Südwestmetall-Förderpreis 2025 zuerkannt. Dr. Ruth Sevastjanova hat mit ihrer Arbeit einen maßgeblichen Beitrag zum besseren Verständnis von Large Language Models geleistet. Im Zentrum standen eingebettete Large Language Models wie Chat GPT und deren Visualisierung. Sie konzentrierte sich auf die Interpretierbarkeit dieser Einbettungen und auch der visuellen Analyse ihrer Stärken, Limitationen und Verzerrungen. Präsentiert werden visuelle Methoden, die den Vergleich von Modelleigenschaften und generierten Texten erleichtern und eine personalisierte Modellauswahl anhand nutzerdefinierter Sprachkonzepte erkennen. Thematisiert wird auch die Rolle von Funktionswörtern sowie die Erklärbarkeit von Sprachmodellen. Dr. Rita Sevastjanova führt ihre wissenschaftliche Karriere fort. Als Postdoc Researcher ist sie aktuell an der Universität Konstanz tätig.
Die baden-württembergische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Petra Olschowski, sagte im Rahmen der Veranstaltung: „Der Südwestmetall-Förderpreis ist ein klares Bekenntnis zur kontinuierlichen Förderung junger Wissenschaftler in unserer Region und für das Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Ich danke Südwestmetall herzlich für die schon mehr als 35 Jahre andauernde Partnerschaft mit unseren Landesuniversitäten! Meine herzlichsten Glückwünsche gehen an die neun Preisträger. Sie werden für Ihre wissenschaftlichen Leistungen, die konkrete Lösungen für Fragestellungen in den Bereichen Automatisierung, Prozessoptimierung und Einsatz von KI in Unternehmen leisten, ausgezeichnet. Für den weiteren beruflichen Weg in der Wissenschaft oder Wirtschaft wünsche ich Ihnen alles Gute.“
Der Südwestmetall-Vorsitzende Dr. Joachim Schulz betonte bei der Feierstunde: „Baden-Württemberg ist in Europa und der Welt eine der innovationsstärksten Regionen. Diese Spitzenstellung haben wir uns auch durch eine gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen und den Unternehmen erarbeitet. Wissenschaft und Forschung sind entscheidende Treiber für Innovation, neue Geschäftsmodelle und Wirtschaftswachstum“, sagte Schulz. „Wir brauchen gleichermaßen eine starke Wirtschaft und ein leistungsfähiges Hochschulsystem, damit Baden-Württemberg seine industrielle Spitzenposition im immer schärfer werdenden globalen Wettbewerb halten kann.“ Und im Hinblick auf die Geschichte der mit mit jeweils 5.000 Euro dotierten Förderpreise, die der Arbeitgeberverband Südwestmetall bereits seit mehr als 35 Jahren vergibt, ergänzte er: „Diese lange Tradition zeigt, wie wichtig Südwestmetall die nachhaltige Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Baden-Württemberg ist.“
Foto: Diana Rasch
Text: Diana Rasch und Elisabeth Rasch