Wissenschaftler des Hopp-Kindertumorzentrums Heidelberg wird zweifach für herausragende Studie geehrt

LamboLewenzpreis2019

Für seine Studie über Erbgutveränderungen kindlicher Hirntumoren wurde der Wissenschaftler Sander Lambo vom Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) gleich zwei Mal in diesem Jahr ausgezeichnet. Am 12. März erhielt er den mit 5000 Euro dotierten Dr. Holger Müller Preis 2019. Im Januar 2020 wurde dem Wissenschaftler für die Studie der Waltraud-Lewenz-Preis des DKFZ mit einem Preisgeld von 7500 EUR verliehen.

Die Verleihung des Dr. Holger Müller Preises fand am 12. März 2020 im Alten Rathaus von Esslingen unter der Schirmherrschaft von Angela Zieger, Kuratorin der Stiftung Heinz Weiler, statt. Sowohl den Dr. Holger Müller Preis, als auch den Waltraud-Lewenz-Preis erhielt Sander Lambo für seine Forschung an embryonalen Tumoren mit mehrschichtigen Rosetten (ETMR), einer besonders schlecht behandelbaren Form kindlicher Hirntumoren. Betroffen sind vor allem Kleinkinder, die meisten dieser Kinder sterben innerhalb kürzester Zeit. In Deutschland gibt es nur einzelne Fälle von ETMR und die geringen Fallzahlen erschweren wissenschaftliche Arbeiten an dieser Tumorgruppe. Die Entstehung von ETMR ist daher noch weitgehend ungeklärt und wirksame Therapieoptionen gibt es nicht.

Sander Lambo aus der Arbeitsgruppe von Marcel Kool am KiTZ hatte zusammen mit Kollegen einen entscheidenden genetischen Treiber bei dieser Krebserkrankung entdeckt: Einen Defekt des Gens Dicer1, der auch schon bei zahlreichen anderen Krebserkrankungen nachgewiesen wurde. Die Mutation entsteht bereits in den Spermien und Eizellen der Eltern und wird an das Embryo weitergegeben. Menschen mit dieser Mutation haben ein erhöhtes Risiko im Kindesalter an Krebs zu erkranken. Mittels Genomanalyse erstellte das Forscherteam eine Art „molekulare Landkarte“ dieser seltenen Krebsart. Dabei zeigte sich, dass die derzeitige Behandlung von ETMR mit platinbasierten Chemotherapeutika eher kontraproduktiv ist, weil sie neue Mutationen begünstigt und die Therapie der Tumoren erschwert.

Zudem identifizierte das Forscherteam eine auffällige Ansammlung bestimmter molekularer Strukturen, die für die charakteristische Instabilität der Chromosomen bei ETMR-Patienten verantwortlich sind und somit die Entstehung dieser Tumorform wesentlich begünstigen. „Das sind beispielsweise interessante Zielstrukturen für neue Therapien“, erklärt Preisträger Sander Lambo. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass unsere genetischen Daten viele neue Möglichkeiten eröffnen werden, ETMR-Patienten zu helfen. Die Auszeichnung freut mich daher sehr.“

Über den Waltraud-Lewenz-Preis:
Der Waltraud-Lewenz-Preis wurde von der gleichnamigen Lehrerin aus Wiesbaden gestiftet. Sie starb 1999 im Alter von 58 Jahren an Krebs. Der Preis ist Teil ihres Nachlasses und wird alle zwei Jahre für herausragende Forschung am DKFZ vergeben.

Über den Dr. Holger Müller Preis:
Der Dr. Holger Müller Preis richtet sich inbesondere an jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, um ihr Engagement für Menschen mit seltenen Erkrankungen zu würdigen und zu fördern. Bewerbungsberechtigt sind Einzelpersonen oder Gruppen aus dem In- und Ausland. Die Bewerber sollen das 40. Lebensjahr nicht überschritten haben. Nachwuchswissenschaftler werden ausdrücklich zur Bewerbung ermuntert. Gefördert werden interdisziplinäre und international ausgerichtete wissenschaftliche und klinische Projekte – mit dem Ziel, Krankheitsursachen aufzuklären und innovative Therapien für Kinder mit seltenen Erkrankungen zu entwickeln. Der wissenschaftliche Beirat der Care-for-Rare Foundation bewertet die eingereichten Arbeiten. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung verliehen.

Originalpublikation:
Lambo et al.: "The Molecular Landscape of Embryonal Tumors with Multilayered Rosettes at Diagnosis and Relapse."
Online verfügbar unter: https://www.nature.com/articles/s41586-019-1815-x