Heidelberg-Studie 2019: Mehrheit ist mit Fahrrad, Bus und Bahn oder zu Fuß unterwegs – Anteil der Autofahrenden erstmals gesunken Umfrage in diesem Jahr mit Schwerpunkt Verkehr

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Die Heidelbergerinnen und Heidelberger sind umweltfreundlich unterwegs: Eine Mehrheit von 80 Prozent nutzt den sogenannten Umweltverbund – bewegt sich also mit Fahrrad, Bus und Bahn oder zu Fuß fort. Der Anteil der Autofahrenden ist erstmals etwas gesunken. Das belegt die aktuelle Heidelberg-Studie 2019. Die Forschungsgruppe Wahlen hat für die neueste Ausgabe der Studie im November 2019 insgesamt 1.071 Heidelbergerinnen und Heidelberger ab 16 Jahren telefonisch befragt. Schwerpunktthema war in diesem Jahr das Thema Verkehr. Zudem wurden wie jedes Jahr Fragen zur Lebensqualität in Heidelberg, zu den drängendsten Problemen in der Stadt und zum bevorzugten Verkehrsmittel gestellt. Die gedruckte Heidelberg-Studie 2019 liegt ab sofort in der Stadtbücherei aus und steht im Internet unter www.heidelberg.de/heidelberg-studie kostenlos zur Verfügung. Dem Gemeinderat wird das Zahlenwerk am Mittwoch, 1. Juli 2020, im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss präsentiert.

Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner: „In Heidelberg haben wir 2019 den Klimanotstand ausgerufen, einen 30-Punkte-Klimaschutzplan beschlossen und bundesweit sind Diskussionen um die Verkehrswende sowie den Klimawandel entfacht – besonders deutlich auch im Rahmen der ,Fridays for Future‘-Demonstrationen. Vor diesem Hintergrund sind für uns die Ergebnisse zum diesjährigen Schwerpunktthema besonders wertvoll. Der Verkehr ist ein zentrales und sehr wichtiges Feld, wenn es um den Klimaschutz geht.“

Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck: „Die Umfrage zeigt, dass der Verkehr mit 68 Prozent noch häufiger als in den Vorjahren als wichtigstes Problem in unserer Stadt gesehen wird. Klar ist, dass die Verkehrsprobleme nur im Verbund lösbar sind. Wir müssen die ganze Region betrachten. Besonders wichtig wird es sein, für Pendlerinnen und Pendler beispielsweise den Radverkehr durch regionale Radschnellwege attraktiver zu machen. Mit den Planungen für die beiden Radschnellwege nach Schwetzingen und Mannheim oder den Verkehrsversuch auf der B37 ist hierfür der Anfang schon gemacht.“

Die Ergebnisse der Studie zum Schwerpunkt Verkehr

 In Heidelberg wird vor allem geradelt: 40 Prozent aller Heidelbergerinnen und Heidelberger geben an, die Wege innerhalb der Stadt vorwiegend mit dem Fahrrad zurückzulegen. Diese Zahl ist seit 2016 kontinuierlich gestiegen. Bei allen unter 70-Jährigen ist das Fahrrad das Hauptverkehrsmittel innerhalb der Stadt. 27 Prozent aller Befragten nutzen hauptsächlich den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), 20 Prozent fahren größtenteils mit dem Auto und weitere 12 Prozent gehen meist zu Fuß. Die Quote der Autofahrenden ist 2019 erstmals gesunken, nachdem der Wert jahrelang bei etwa 25 Prozent stabil gewesen ist.

 Stärkere Unterstützung für Bus und Bahn gewünscht: Mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) sprechen sich für eine stärkere Unterstützung des ÖPNV aus. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein deutlicher Zuwachs um zehn Prozentpunkte. 59 Prozent plädieren für eine stärkere Förderung des Radverkehrs und 30 Prozent finden, dass für Autofahrende mehr getan werden sollte. Der Anteil derjenigen, die der Meinung sind, dass für den Autoverkehr in Heidelberg sogar weniger getan werden sollte, ist im Vergleich zum Vorjahr (17 Prozent) auf 26 Prozent gestiegen.

 Mehr Radwege und weniger Gehwegparken erhofft: Knapp die Hälfte der Heidelbergerinnen und Heidelberger (46 Prozent) fände es – vor die Wahl gestellt – in Zukunft wichtiger, in Heidelberg mehr Radwege zu bauen. 30 Prozent plädieren für mehr Auto-Parkplätze und 18 Prozent für breitere Gehwege. Bei der Frage nach dem sogenannten Gehwegparken sind 52 Prozent der Befragten der Meinung, dass Parken auf dem Gehsteig verhindert werden sollte. Vor sechs Jahren war die Akzeptanz zur Frage nach dem Gehwegparken noch deutlich größer ausgefallen (2013: 63 Prozent dafür, 31 Prozent dagegen).

 Im Berufsverkehr ist die Entfernung zum Arbeitsplatz entscheidend: Um zur Arbeitsstelle oder Hochschule zu kommen, nutzen insgesamt 35 Prozent der Berufstätigen, Auszubildenden oder Studierenden innerhalb der Stadt vorwiegend das Auto. Knapp ein Drittel fährt mit dem Rad (32 Prozent) und 22 Prozent nehmen öffentliche Verkehrsmittel. Gehen Befragte ihrer Berufstätigkeit außerhalb Heidelbergs nach, dominiert mit 63 Prozent klar das Auto. Führt der Arbeitsweg in einen anderen Heidelberger Stadtteil, nutzt die Hälfte der Befragten (51 Prozent) das Fahrrad. Befindet sich die Arbeitsstelle im eigenen Stadtteil, wird diese Strecke von 45 Prozent zu Fuß zurückgelegt.

 Die Region wird vor allem mit dem Auto erkundet: Erstmals wurde in der Studie auch nach dem Verkehrsmittel gefragt, das genutzt wird, wenn Heidelbergerinnen und Heidelberger ihre Heimatstadt verlassen – beispielsweise aus privaten Gründen. Eine Mehrheit von 58 Prozent gibt an, in der Region vor allem mit dem Auto unterwegs zu sein, 38 Prozent nutzen dafür vorwiegend den ÖPNV und 3 Prozent das Fahrrad. Mit Ausnahme der 16- bis 29-Jährigen ist das Auto bei allen älteren Befragten das in der Region hauptsächlich genutzte Verkehrsmittel.

 Fast alle kennen Sharing-Angebote, aber nur wenige nutzen sie: Die meisten Heidelbergerinnen und Heidelberger geben an, Sharing-Angebote für Autos (88 Prozent), Fahrräder (87 Prozent) und E-Scooter (92 Prozent) zu kennen. Ein Fahrzeug eines Carsharing-Anbieters haben in Heidelberg aber nur 11 Prozent der Befragten bereits selbst genutzt. Ebenso sagen lediglich 6 Prozent aller Befragten, sie haben schon einmal ein Miet-Rad benutzt und 13 Prozent haben sich bereits einen E-Tretroller ausgeliehen.

Die Ergebnisse bei den jährlich wiederkehrenden Fragen

Neben einem jährlich wechselnden Schwerpunktthema umfasst die Heidelberg-Studie auch einen wiederkehrenden Fragenkatalog, der jedes Jahr abgefragt wird.

 Die Wohlfühlstadt: 97 Prozent der Befragten fühlen sich in Heidelberg eher wohl oder sehr wohl. Der kumulierte Wert ist seit Jahren nahezu konstant. Den größten Anteil an Befragten, die sich in Heidelberg sehr wohlfühlen, findet man mit jeweils 73 Prozent in den Altersbereichen der 40- bis 49- sowie bei den ab 70-Jährigen.

 Die wichtigsten Probleme: Der Verkehr und der Wohnungsmarkt werden weiterhin als die wichtigsten Probleme in der Stadt genannt. 68 Prozent der Befragten nennen den Themenbereich Verkehr als wichtigstes Problem. Hier zeigt ein Rückblick in das vergangene Jahr (58 Prozent) einen deutlichen Bedeutungszuwachs. Mit großem Abstand folgen auf Rang zwei (25 Prozent) der Wohnungsmarkt und die Entwicklung der Mieten. Die weiteren Problemfelder wurden jeweils nur selten genannt und liegen im einstelligen Prozentbereich (Verhalten der Radfahrer: 4 Prozent; Klimawandel, Umwelt und Energie: 3 Prozent; Kinderbetreuung, Flüchtlinge, Ausländer und Integration, Bildung und Schule, Betriebshofverlagerung, Öffnungszeiten von Bars, Politikverdruss, Stadtentwicklung, Kriminalität und Ordnung: 2 Prozent).

 Wohlfühlen in der eigenen Wohngegend: 66 Prozent der Befragten fühlen sich in ihrer Wohngegend sehr wohl. Im Detail wurde in diesem Jahr auch die Zufriedenheit mit der eigenen Wohnstraße erfasst. 68 Prozent der Befragten sind mit dem Aussehen der eigenen Wohnstraße sehr zufrieden oder eher zufrieden. Wenn danach gefragt wird, was sie dort stört, entfallen die meisten Nennungen auf den Zustand des Straßenbelags und die Schlaglöcher (58 Prozent). Bei der Auswahl für eine eventuelle Umgestaltung wünscht sich die Mehrheit (61 Prozent) mehr Aufenthaltsqualität, 22 Prozent sprechen sich für mehr Parkplätze aus.

 Zufriedenheit mit der Kommunalpolitik: Die Heidelbergerinnen und Heidelberger sind weiterhin zufrieden mit der Arbeit von Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner. Knapp zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) gaben an, dass Prof. Würzner seine Sache als Stadtoberhaupt „eher gut“ mache. Wie schon im Vorjahr ist knapp die Hälfte (48 Prozent) der Befragten mit der Arbeit des Gemeinderats „(sehr) zufrieden“.