„Die Bahnstadt entwickelt sich weiterhin in rasantem Tempo“

Heidelberg Logo neu VektoLebendiger Stadtteil mit viel Lebensqualität fünf Jahre nach Einzug der ersten Bewohner

Der Gadamerplatz mit dem Bildungs-, Betreuungs- und Bürgerhaus B³, die Straßenbahntrasse, das Nahversorgungszentrum „Westarkaden“, das neue Konferenzzentrum, das Areal rund um den Bahnhofsvorplatz Süd, das Multiplex-Kino und das Labor- und Forschungsgebäude SkyAngle – die Heidelberger Bahnstadt kommt mit großen Schritten voran. Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner und Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck haben am 29. Juni 2017 bei einem Vor-Ort-Termin den aktuellen Entwicklungsstand von Heidelbergs Zukunftsstadtteil vorgestellt.

Wo einst Güterzüge rangiert wurden, entsteht heute die größte Passivhaussiedlung der Welt. Vor fünf Jahren zogen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ein. Heute leben hier bereits mehr als 3.500 Menschen. „Die Bahnstadt entwickelt sich weiterhin in rasantem Tempo“, freute sich Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner: „Bei der Wohnbebauung sind wir das ja schon gewohnt, aber wir haben auch in allen anderen Bereichen eine unglaubliche Dynamik: von Hightech-Betrieben, die sich hier ansiedeln, über das Konferenzzentrum bis zur Schule, dem neuen Kino und den Geschäften. Das ist eine sehr lebendige Mischung.“

Zwei Drittel der Bahnstädter sind von außerhalb nach Heidelberg gekommen. Sie tragen dazu bei, dass Heidelberg so stark wie kaum eine andere Stadt in Deutschland wächst. „Das ist gut für die Wissenschaft und die Wirtschaft, die dringend kluge Köpfe benötigen“, so Prof. Würzner weiter: „Und es ist gut für das Steueraufkommen der Stadt.“ Der Oberbürgermeister bedankte sich bei allen Beteiligten in der Bahnstadt, insbesondere den Bewohnerinnen und Bewohnern: „Hier entsteht sehr viel. Die Bahnstädter verstehen es, diese Chance zu nutzen. Sie mischen sich in die Entwicklung des Stadtteils ein, geben Anstöße und haben eine tolle Nachbarschaft aufgebaut. Davon lebt die Bahnstadt.“

Rund 86 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner sind jünger als 45 Jahre. Nahezu jeder fünfte Bahnstädter ist ein Kind oder Jugendlicher. Die Bahnstadt ist der Stadtteil mit der höchsten Geburtenrate in Heidelberg: Im Durchschnitt kam 2016 jeden fünften Tag eine neue Bahnstädterin oder ein neuer Bahnstädter zur Welt. Die Zahl der Kitas musste mehrmals erhöht werden: Aktuell sind bereits vier Kindertageseinrichtung in Betrieb, fünf weitere sind im Bau oder in Planung.

Zentrale Infrastrukturprojekte

Mehr als die Hälfte der Entwicklung der Bahnstadt ist schon umgesetzt, bis zum Jahr 2022 sollen rund 5.500 Menschen in der weltgrößten Passivhaus-Siedlung leben sowie bis zu 7.000 dort arbeiten. „Die Wohnbebauung ist weit fortgeschritten: Bereits jetzt entlasten rund 2.250 neue Wohnungen den angespannten Heidelberger Wohnungsmarkt“, sagte Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck: „Wir stemmen aktuell mehrere große Infrastrukturprojekte parallel. Sie machen aus der Bahnstadt einen vollständigen Stadtteil: Die Straßenbahntrasse schafft die verkehrliche Anbindung an das Stadtgebiet, der Bahnhofsvorplatz Süd stellt eine attraktive Verbindung zum Hauptbahnhof und zur Gesamtstadt her, das Nahversorgungszentrum wird sehr gute Einkaufsmöglichkeiten bieten und wir errichten gerade das Herz des Stadtteils mit B³ als Verbindung aus Schule, Kita und Bürgerzentrum. Wir sind ein hohes Tempo in der Bahnstadt gewohnt. Aber dieses Jahr ist selbst für uns absolut außergewöhnlich.“

Als nächstes Großprojekt wird der Gadamerplatz mit dem Bildungs-, Betreuungs- und Bürgerhaus B³ fertiggestellt: Es beinhaltet eine Ganztagesgrundschule mit Sporthalle und Mensa, eine Kindertagesstätte und ein Bürgerzentrum. Hier werden ab dem Herbst Schülerinnen und Schüler zum Unterricht gehen sowie 60 neue Betreuungsplätze geschaffen. „Die Kinder müssen einen sicheren Schulweg haben: Mit der Anbringung von Pollern auf Höhe des Gadamerplatzes haben wir hierfür eine gute Lösung gefunden“, sagte Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck. Zum Schuljahresbeginn 2017/18 soll eine gefahrlose Querung des Langen Angers sichergestellt werden. Für das Bürgerzentrum in B³ sind noch Abstimmungen mit dem künftigen Betreiber – voraussichtlich der Stadtteilverein Bahnstadt e.V. – notwendig. Das Zentrum wird voraussichtlich Ende 2017 fertiggestellt. B³ wird im Rahmen einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft von der Bau- und Servicegesellschaft (BSG), einer Tochter der städtischen Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH), gebaut.

Ein zentrales Infrastrukturprojekt ist die rund 2,2 Kilometer lange Straßenbahntrasse durch die Bahnstadt im Rahmen des Mobilitätsnetzes Heidelberg: Die Arbeiten der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) befinden sich voll im Zeitplan. Derzeit wird der 380 Meter lange zweite Bauabschnitt zwischen dem Baumarkt und der Agnesistraße realisiert, der erste Abschnitt zwischen Agnesi- und Da-Vinci-Straße (400 Meter) in der Grünen Meile ist bis auf die Grünflächenarbeiten abgeschlossen. Im Dezember 2017 soll die Gleistrasse zwischen der Czernybrücke und dem Pfaffengrund fertiggestellt sein, Ende 2018 sollen dann auch die Straßenbahnen zwischen Gadamerplatz und Montpellierbrücke rollen. Hierfür laufen bereits die notwendigen Vorbereitungsarbeiten am Czernyring, die ab Herbst 2017 intensiviert werden. Zwei Linien (22 und 26) mit drei Haltestellen werden die Bahnstadt künftig an das Straßenbahnnetz anbinden. Im Zusammenhang mit der Straßenbahntrasse müssen rund 100 einzelne Baumaßnahmen wie Leitungsverlegungen und der Ausbau von Straßen und Gehwegen koordiniert werden.

Im Februar 2017 feierte die Unmüssig Bauträgergesellschaft Baden den Baubeginn für das Nahversorgungszentrum „Westarkaden“. Zwischen Eppelheimer Straße und Grüner Meile entstehen mit einer Gesamtfläche von 11.700 Quadratmetern Einkaufs- und Gastronomieangebote, darunter zwei Supermärkte, ein Drogeriemarkt, eine Apotheke und ein Friseur. Zudem sind eine Kita, rund 300 Wohnungen und eine zweigeschossige Tiefgarage mit über 500 Plätzen geplant. Die Eröffnung hat Unmüssig für Ende 2019 vorgesehen. Es ist das zweite Projekt, das das familiengeführte Unternehmen aus Freiburg in Heidelberg realisiert. Bereits 2013 hat Unmüssig das Bürogebäude Stadttor Heidelberg eröffnet. „Wir haben etliche ,Wiederholungstäter‘ auf Seiten der Bauträger. Das zeigt ganz offensichtlich, dass man mit uns gut zusammenarbeiten kann, sonst würden sie ja nicht wiederkommen“, freute sich Baubürgermeister Jürgen Odszuck. Bis zur Fertigstellung steht am Czernyring 14 ein Aldi zur Verfügung.

Für das neue Konferenzzentrum ist Ende Mai nach intensiver Bürgerbeteiligung der Architektenwettbewerb gestartet: Geplant ist ein international konkurrenzfähiges Tagungshaus, das architektonisch heraussticht. Der Stadtteilverein und die Bewohner der Bahnstadt hatten sich aktiv für die Ansiedlung eingesetzt. Durch eine integrierte Gastronomie soll das Umfeld auch außerhalb von Veranstaltungen belebt werden. Fünf Bürger werden als sachverständige, nicht stimmberechtigte Berater im Preisgericht mitwirken. Dieses wird am 11.Oktober unter voraussichtlich 36 Wettbewerbsbeiträgen nationaler wie internationaler Architekten fünf Preisträger bestimmen. Die Entwürfe werden anschließend öffentlich ausgestellt. Die Fertigstellung ist bis 2021 geplant.

Für den Bahnhofsvorplatz Süd hat eine Jury Anfang Mai einen Sieger im Architektenwettbewerb bestimmt: Der Entwurf von Winking Froh Architekten sieht einen lebendigen Stadtplatz mit mehreren Gebäuden vor. Geplant sind ein Hotel der Vier-Sterne-Plus-Kategorie, Flächen für Büros und Dienstleistungen, Geschäfte, Wohnungen und Gastronomie. Eine überdachte, zum Platz hin geöffnete „Stadtloggia“ soll einen direkten Weg und Blick zwischen dem Querbahnsteig des Hauptbahnhofes und dem Konferenzzentrum auf der gegenüberliegenden Seite des Czernyrings ermöglichen. Die Gustav Zech Stiftung möchte das Areal entwickeln und wird den ersten Preisträger mit den weiteren Planungen beauftragen. Zuvor muss der Gemeinderat voraussichtlich im Juli das Ergebnis bestätigen. Der Baubeginn ist Ende 2018 geplant. Die Bauzeit wird etwa 24 Monate betragen.

Im Luxor-Filmpalast an der Eppelheimer Straße mit 16 Sälen werden derzeit die Kinosessel und die Kinotechnik verbaut. Auch die Arbeiten an einem besonderen Highlight, dem Open-Air-Kino auf dem Dach des Passivhaus-Gebäudes, laufen auf Hochtouren. Für Ende August ist die Teileröffnung des ersten Passivhaus-Kinos weltweit vorgesehen. Sechs Kinosäle im Erdgeschoss sollen dann für die Kinofans zur Verfügung stehen. Das 450.000 Liter fassende Aquarium im Foyer wird dann ebenso in Betrieb gehen wie die Gastronomie sowie die zweigeschossige Tiefgarage mit 180 Stellplätzen. Die komplette Fertigstellung des Luxor-Filmpalastes ist Ende 2017 geplant.

Für die Fuß- und Radwegebrücke nebenan über die Bahngleise nach Bergheim läuft aktuell das Planfeststellungsverfahren. Der Baubeginn ist für 2018 vorgesehen. Die Gneisenaubrücke ist ein wesentlicher Bestandteil der Radachse zwischen den südlichen Heidelberger Stadtteilen und dem Neuenheimer Feld.

Mit SkyAngle nördlich der Schwetzinger Terrasse baut die Max-Jarecki-Stiftung aktuell das zweite Labor- und Bürogebäude im Bahnstadt-Campus. Der Rohbau wird Mitte August abgeschlossen sein, danach beginnen die Fassaden- und Dacharbeiten. SkyAngle ist voraussichtlich Ende 2018/Anfang 2019 bezugsfertig. Die Fassade wird Motive des benachbarten SkyLabs-Gebäudes aufweisen: die weißen, gefalteten Blechverkleidungen, die bandartigen Fenster und den dunkel abgesetzten Sockel. Auf circa 16.000 Quadratmetern werden forschungs- und wissenschaftsnahen Unternehmen modernste Arbeitsbedingungen in einem attraktiven Umfeld geboten. Das Arbeitsplatzangebot in der Bahnstadt wird dadurch weiter ausgebaut. SkyLabs ist komplett vermietet: Dort sind insgesamt rund 500 Arbeitsplätze angesiedelt.

Die Pfaffengrunder Terrasse wird bereits jetzt als Erholungs- und Freizeitort von Bahnstädtern, aber auch Menschen aus anderen Stadtteilen genutzt: Im Rahmen einer Zwischennutzung stehen unter anderem Tischtennisplatten, Mauern für Graffiti und Beete für Urban Gardening bereit. Nach der Fertigstellung des Gadamerplatzes gegenüber wird die Pfaffengrunder Terrasse ab 2018 als eine der zentralen Plätze des Stadtteils mit hoher Aufenthaltsqualität gestaltet: Geplant sind unter anderem Grünflächen mit Bäumen und Freizeitmöglichkeiten. Die Bauarbeiten im zweiten Abschnitt der Promenade westlich der Pfaffengrunder Terrasse werden voraussichtlich Ende 2017 abgeschlossen – hierzu gehört auch der dritte Spielplatz auf der Promenade zum Thema „Bauernhof“.

Am 23. Juni 2017 hat die GGH zwischen Langer Anger, Grüne Meile und Da-Vinci-Straße – in Nachbarschaft zu B³ – den Grundstein für ein neues Gebäude mit 185 Mietwohnungen, einer Kindertagesstätte mit 50 Plätzen, 15 kleinteiligen Gewerbeeinheiten, Büros, zwei Restaurants und einem privat geführten Hotel mit 84 Zimmern, Bar und Tagungsräumen gelegt. Die Wohnungen und die weiteren Einrichtungen sollen ab der ersten Jahreshälfte 2019 bezogen werden.

Die Wohnbebauung entlang des Langen Angers wird weiter fortgesetzt: Mitte Mai 2017 wurde der Grundstein für „Urban Element“ mit 90 Wohnungen und ebenso vielen Tiefgaragenplätzen gelegt. Das Projekt der LBBW Immobilien soll bis Sommer 2018 fertiggestellt werden.