schlachthof mannheim macht endgültig dicht - Hart für Landwirte der Metropolregion

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Mannheim. Kaum vier Jahre nach der Gründung der Regio Schlachthof Gesellschaft ist in Mannheim das letzte Schwein geschlachtet worden. Das Gemeinschaftsunternehmen von fleischverarbeitenden Firmen muss aufgeben. Ein wachsender Schuldenberg, sinkende Schlachtzahlen und fehlender Rückhalt bei den Kunden haben das sich lange abzeichnende Ende beschleunigt. (die BNN berichteten) Nun sei die Grundlage für die Fortführung des Betriebes laut dessen Rechtsanwalt Martin Wiedemann nicht mehr gegeben. Das Wirtschaftsdezernat der Stadt Mannheim will das nahe der Autobahn gelegene Gewerbegelände künftig an andere Branchen vermieten. Die Bauern müssen nun ihre Tiere in weiter entfernte Schlachthöfe wie Bretten transportieren.
Dem Regio Schlachthof erging es ähnlich wie seinem Vorgänger, dem Städtischen Fleischversorgungszentrum (FVZ). Auch dieses Unternehmen musste aufgeben, weil es hohe Verluste geschrieben hatte. Während das FVZ dann rasch abgewickelt worden war, ging dieser Abschied weniger geräuschlos über die Bühne. Im April hatte der Schlachthof beim Amtsgericht Mannheim für 27 Beschäftigte eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt und dieses juristische Verfahren zur Krisenbewältigung und Neuausrichtung Anfang Juli auch genehmigt bekommen, obwohl bei weitem nicht ausreichend Schweine zum Schlachten gebracht werden konnten.
Dennoch hatten Betreiber, Bauern und Direktvermarkter bis zuletzt mit der Stadt heftig um eine Rettung gerungen. Sie forderten unter anderem niedrigere Fleischbeschaugebühren, Stundungen und weniger Mietkosten, um auch die dringend notwendigen Instandhaltungskosten stemmen zu können. Auch die Idee, die Schlachtkapazität von 3000 auf 6000 Schweine pro Woche zu steigern, fiel bei der zuständigen städtischen Großmarktgesellschaft nicht auf fruchtbaren Boden. Dann wäre es kein regionaler Schlachthof mehr, hieß es von Seiten des Vermieters. "Wir erwarten, dass die Stadt Mannheim endlich mal bereit ist, sich zum Schlachthof zu stellen und Farbe zu bekennen - und nicht wo es geht zu torpedieren", erklärte damals kämpferisch der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Wolfgang Guckert.
Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch aber hatte stets eine klare Linie vertreten und keine Unterstützung Mannheims in Aussicht gestellt. Jetzt trifft das endgültige Aus die Landwirte hart, denn ihre Tiere müssen längere Transportwege in Kauf nehmen. Die Schließung sei eine traurige Nachricht für die Region, bedauert Guckert. "Vielleicht denkt mancher Landwirt jetzt auch um und züchtet nun gar keine Schweine mehr", hofft Edmund Haferbeck Leiter der Rechtsabteilung der Organisation Peta. Sie hatte bei der Staatsanwaltschaft Mannheim mehrere Anzeigen wegen dokumentierter Verstöße gegen die Tierschutz- und Hygienebestimmungen sowie erfolgreich wegen rüder Transportmethoden für Schweine eingereicht. Auch die Betäubung der Schweine mit CO2 rief Kritiker auf den Plan, da diese Methode fehlerhaft sein kann. Der Vorwurf der schlechten Behandlung von Tieren im Regio Schlachthof Mannheim beschäftigte sogar den Stuttgarter Landtag.
Die Pacht des Regio Schlachthofes für das über 11 000 Quadratmeter große Areal liegt mit rund 8000 Euro weit unter dem branchenüblichen Preis für das verkehrsgünstig gelegene Gelände. Nach Neuvermietung und Grundsanierung rechnet die Stadt, die eine Weiterverwertung des Gewerbegebietes inzwischen planerisch prüft, mit wesentlich höheren Mieteinnahmen.

Wolf H. Goldschmitt