Nachruf auf unsere Kollegin Karin Storch (19. Januar 1959 – 6. Mai 2025)
von Johannes Striffler
“Ja, Moment ‘mal…!“ diesen Ausruf von Karin Storch haben wir im Beirat des Öfteren gehört in den Jahren ab 2014, in denen sie unsere Kammergruppe Mannheim leitete. Sei es anlässlich städtebaulicher Themen, die aus unserer Sicht Fragen aufwarfen. Sei es zum immerwährenden Thema Architekten-Wettbewerbe und insbesondere die Öffnung der Teilnahmemöglichkeiten für junge Büros. Sei es zum immer brennender werdenden Thema Wohnungsbau, für das sie sich durch regelmäßige Teilnahme am ‘Runden Tisch Wohnen‘ in Mannheim engagierte. Karin Storch hat sich solcher Themen stets mit großer Offenheit und Direktheit gewidmet, mit viel Herzblut und ausgeprägter Kollegialität. Sie hat Flagge gezeigt für die Anliegen der freien Architekten und damit der Baukultur, obwohl dies anerkannt anstrengend ist, selten zu Lob gereicht und ihr darüber hinaus manche persönliche Kritik einbrachte.
Ansprüche, die sie an sich selbst zu stellen pflegte, übertrug sie konsequent z.B. auch auf die Anforderungen, die für die angehenden Kolleginnen und Kollegen in der A.i.P-Phase einzuhalten wären, sowohl in Bezug auf die Nachprüfbarkeit dieser Qualifizierungsphase als auch auf die Inhalte, die als unverzichtbare Bestandteile des Studiums zu gelten hätten.
Unter Ihrer vorbildlichen Führung etablierten sich die regelmäßigen Kammer-vor-Ort-Termine als Fortbildungsveranstaltungen. Gute Gelegenheiten, neue Projekte in der Region – oft noch in einer spannenden Bauphase – kennenzulernen und darüber mit Kolleginnen und Kollegen sowie auch Bauherren in Austausch zu kommen. Desgleichen gelang ihr es, Schulungen des IFBau nach Mannheim zu holen. In den letzten Jahren erwuchs – mehr unfreiwillig – ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit in unserer Kammergruppe durch die Auseinandersetzung mit dem Baurechtsamt über die Bearbeitung von Bauanträgen. Unter Federführung von Karin Storch entwickelte sich aus der anfänglich äußerst konfliktträchtigen Situation ein für alle Beteiligten wirksamer und gleichwohl nachvollziehbarer Prozess der Digitalisierung von Baugenehmigungen.
Gleichzeitig führte sie mit Ihrem Mann Thomas Federle seit 1993 erfolgreich das gemeinsame Architekturbüro. Bauen mit Holz und Bauen im Bestand waren von Anfang wichtige Bestandteile ihrer Tätigkeiten. Die Berufung als Mitglied des Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) erfolgte 2001.
In Kenntnis ihrer schweren Erkrankung hat sie schließlich ihr berufliches Selbstverständnis in die Hände junger Kolleginnen und Kollegen übergeben und hat dadurch vermocht, dass unsere Themen weitergetragen werden und in der Stadtöffentlichkeit und nicht zuletzt bei der Verwaltung Beachtung finden. Jetzt, wo sie der Erkrankung erlegen ist, fasst es ein Begriff vielleicht am treffendsten zusammen, obwohl Karin Storch sicher kein solches Pathos gewollt hätte – ihr Vermächtnis: Eine kritische Haltung zu wahren, in unserem Engagement nicht nachzulassen und uns gegenseitig zu unterstützen. Ihre unverzagte Art wird uns fehlen. Wir wollen sie in lebendiger Erinnerung behalten und ihr ein ehrendes Andenken bewahren.
Stimmen zum Lebensende von Karin Storch
"Karin Storch war eine beeindruckende Stimme für die Architektur und Stadtgestaltung. Mit ihrem unermüdlichen Engagement und klugen Ideen hat sie die Entwicklung der Stadt besonders geprägt. Damit ist sie ein Vorbild für die nächsten Generationen."
Ralf Eisenhauer, Bürgermeister für Planung, Bauen, Verkehr und Sport, Stadt Mannheim
"Sie beeindruckte mich stets mit der ihr eigenen Klarheit und Analytik, insbesondere wenn es darum ging, Prozesse zu optimieren. Die vereinfachten Genehmigungsverfahren, die heute beispielhaft in der Stadt Mannheim ablaufen, tragen ihre Handschrift. Karin hatte Teamgeist und war eine starke Persönlichkeit. Ich werde die gemeinsamen Gespräche, ihre Ideen und Impulse vermissen."
Andreas Grube, Vorsitzender Kammerbezirk Karlsruhe, Architektenkammer Baden-Württemberg
"Mit Karin konnten wir uns einer allseits geachteten und kompetenten Kämpferin sicher sein. Sie hat stets den Finger in die Wunde gelegt und auch bei den schwierigen Themen nicht locker gelassen. Und das mit nachhaltigem Erfolg. Der Berufsstand und die Bauenden in Mannheim haben ihrem Engagement viel zu verdanken."
Dennis Ewert, Vorsitzender Kammergruppe Mannheim, Architektenkammer Baden-Württemberg
"Hurra und schönen Dank, wie Du Karin stets auch die Schwächeren unserer Gesellschaft mitgedacht hast. Die Erinnerung bleibt, ruhe in Frieden"
Bernhard Wondra, Vorsitzender BDA Bund deutscher Architektinnen und Architekten, Mannheim
"Karin Storch war eine engagierte Architektin, die sich mit Leidenschaft für barrierefreies und sozial verantwortliches Bauen einsetzte. Als Vorsitzende der Architekten Kammergruppe setzte Sie sich für die Belange ihrer Kolleginnen und Kollegen sowie für die Förderung einer inklusiven Stadtentwicklung ein. Ihr Wirken bleibt als Zeichen für eine inklusive, nachhaltige Architektur unvergessen."
Dr. Wolfgang Naumer, Vorsitzender BDB Bund deutscher Baumeister, Mannheim/Ludwigshafen
"Danke für Dein offenes Ohr für unsere Idee. Auch dank Deiner Unterstützung von Anfang an konnten wir den Baukulturverein MOFA Mannheims Ort für Architektur gründen und etablieren. Danke Karin!"
Kai Buchhop, Vorsitzender MOFA Mannheims Ort für Architektur e.V.