Mannheim: Kostenlose Biotonne? Gute Idee – schlechte Umsetzung
Die Biotonne soll Müll sparen, Kompost liefern und das Klima schützen – doch ausgerechnet im Herbst scheitert das System am falschen Timing. Eine Kolumne aus der Reihe „Ärgerlich“.
Die Idee ist richtig: Wer in Mannheim Bioabfälle trennt, reduziert Restmüll, spart Gebühren und liefert wertvollen Rohstoff für nährstoffreichen Kompost – für Balkon, Garten und die Böden der Region. Kunstdünger wird überflüssiger, der Kreislauf schließt sich. Soweit das Versprechen.
In der Praxis kippt das Bild jedes Jahr zur gleichen Zeit: Kaum beginnen die Bäume zu werfen, stellt die Stadt von der wöchentlichen Sommerleerung auf den 14-Tage-Rhythmus um – in diesem Jahr ab dem 22. Oktober. Ausgerechnet dann, wenn Gartenbesitzerinnen und Anwohner die größten Laubmengen bewältigen müssen. Die Biotonnen sind schnell voll, Deckel klemmen, Haufen bleiben liegen, modern, werden verweht – und gehen dem Kompostkreislauf verloren.
Als Ausgleich bietet die Stadt Jutesäcke an. Klingt vernünftig, funktioniert im Alltag jedoch selten: Bei Regen weichen die Säcke auf, riechen nach wenigen Tagen unangenehm und können Flächen dauerhaft verflecken. Am Ende steht zusätzlicher Ärger – und höhere Kosten – für eine Zwischenlösung, die den eigentlichen Zweck verfehlt.
Die naheliegende Korrektur wäre schlicht, pragmatisch und bürgerfreundlich: Den wöchentlichen Turnus zwei bis drei Wochen länger fortführen, bis der Großteil des Laubs erfasst ist. Damit würden Tonnen nicht überquellen, Jutesäcke überflüssig, und das Laub bliebe als Ressource im System – statt als Müllproblem auf Gehwegen und in Einfahrten zu landen.
Fazit: Die kostenlose Biotonne ist eine gute Idee. Doch solange die Umstellung im Oktober starr erfolgt, wird aus dem Umweltversprechen eine Frustmaschine. Ein wenig Flexibilität würde reichen, um aus „ärgerlich“ endlich „vorbildlich“ zu machen.