Ladenburger Baubörse „So wollen wir bauen“: Die Neue Nordstadt im Modell.

Ladenburg LogoEs sollte ein ‚Markt des Möglichen’ sein: Wer als zukünftiger Bauherr, Investor, Mieter oder Käufer einer Eigentumswohnung ein neues Stück Ladenburg mitgestalten wollte, traf am Samstag in der Turnhalle der Alten Martinsschule auf mehr als 200 Gleichge-sinnte. Bürgermeister Rainer Ziegler konnte am frühen Nachmittag eine erwartungs-volle Bürgerschaft und auch viele Interessenten aus der Region und darüber hinaus zur ‚Baubörse für die Neue Nordstadt’ begrüßen.

Es war klar, dass es weder Grundstücke noch Häuser zu kaufen geben würde. Die ‚Bör-se’ sollte schlicht allen Beteiligten helfen, Angebot und Nachfrage transparent zu ma-chen, um damit den weiteren Planungsprozess zielgerichtet gestalten zu können. Also wurden erst einmal Tische bereitgestellt, an denen sich jeweils diejenigen zusammen-setzen konnten, die einen ganz bestimmten Haustyp favorisierten. Wie erwartet, waren Einfamilienhäuser und mit einigem Abstand Reihenhäuser am meisten nachgefragt. Auch an den Tischen für Mehrfamilienhäuser und Hausgruppen ging es lebhaft zur Sache. Moderiert wurden die Tischgruppen von Expertinnen und Experten der Stadt und des Darmstädter Urban Index Instituts. Im Unterschied zur ersten Planungswerk-statt am 28. November des letzten Jahres konnte diesmal schon sehr anschaulich ge-zeigt werden, ob und wie Häuser und Grundstücke zusammenpassen, wie sie im Ver-gleich wirken, wohin sie sich orientieren und was z. B. passiert, wenn eher gleiche oder ganz unterschiedliche Gestaltungsvorstellungen aufeinandertreffen.

Auf den Tischen waren große Rasterfelder im Maßstab 1:100 dargestellt, auf denen wie bei einem Brettspiel Holzbausteine platziert werden konnten. Würfel mit 6 cm Sei-tenlänge simulierten eine zweigeschossige Bebauung mit 60qm Wohnfläche, sodass 2 Würfel z. B. ein Einfamilien- oder Reihenhaus mit 120qm Wohnfläche ergeben. Und mit 3cm Seitenlänge hatte man 7,5 qm in der Hand, die beliebig addiert werden konnten. So war es leicht, sich auszumalen, wie hoch, wie breit, wie klar oder wie verschachtelt man gerne bauen würde. Das war besonders vorteilhaft für eine Tischgruppe, die sich das experimentelle Bauen vorgenommen hatte und u. a. einen Wohn- und Werkhof mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten aufbaute.

Die individuellen Baukonzepte und engagierten Diskussionen über konkrete Vorhaben in der Neuen Nordstadt hatten auch den Zweck, an den sechs Typologie-Tischen mög-licherweise zukünftige Nachbarn zu treffen oder Partner für gemeinsame weitere Schritte in Richtung Bauen zu finden, um damit z. B. Baukosten zu sparen.

Dass auch diese Erwartung an die ‚Baubörse’ durchaus nicht unrealistisch war, wurde bei der abschließenden gemeinsamen Modellbauaktion eindrücklich vor Augen geführt. Mehr als 2.000 Holzbausteine standen als ‚Spielmaterial’ auf 16 qm Fläche zur Verfü-gung. Schon nach etwa anderthalb Stunden stand das erste Modell der Neuen Nord-stadt vor den zahlreichen ‚Bauherren’. Es war nicht nur spannend anzusehen, was so-wohl an noch vagen Ideen, schon festen Absichten und erstaunlich konkreten Plänen zusammenkam. Das experimentelle Stadtmodell hält vor allem Erkenntnisse bereit, die in der von Prof. Wolfgang Christ moderierten Vorstellungsrunde von den Verfasserin-nen und Verfassern selbst formuliert wurden. So vermittelt das Modell bereits auf den ersten Blick, dass mit der Neuen Nordstadt tatsächlich ein Stadtteil mit einem hohen Potential an Gestaltungsvielfalt entstehen kann. Zugleich wird ein zusammenhängendes Ganzes erfahrbar. Dies spiegelt geradezu beispielhaft die Vorschläge für die Bebauung rechts und links des zentralen Parks wider. Sogar ein 8-geschossiger Wohn- oder Ge-schäftsturm fand allgemeine Aufmerksamkeit, denn auf diese Weise würde die Neue Nordstadt unzweideutig ihre Mitte markieren. Die vom Gemeinderat festgelegten Ge-bäudehöhen wurden ansonsten nahezu überall eingehalten. Daneben deutet sich auch ein Trend an: Bauherren suchen nach Mitstreitern für Wohnbau- oder Hausgruppen, um gemeinsam zu bauen, Gemeinschaftsgärten anzulegen und Nachbarschaften zu initi-ieren.

Bürgermeister Ziegler kündigte an, dass die Stadt den Fortgang der Planung weiterhin im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern gestalten und die vorhandene Kommuni-kationsplattform ausbauen will. Wichtig sei, kein Bauherren- oder Investorenformat werde bei Beachtung der vom Gemeinderat beschlossenen Leitlinien von vornherein ausgeschlossen. Über den Newsletter der Stadt, der mittlerweile mehr als 300 Adressa-ten hat, sollen die Interessenten weiterhin auf dem Laufenden gehalten werden.

Verlauf und Ergebnisse der Baubörse werden nun dokumentiert und auf der Homepa-ge der Stadt bereitgestellt. Das Modell der Neuen Nordstadt wird ins Rathaus umziehen und kann demnächst dort besichtigt werden.