Von Dilsberg bis Walldorf: Radiale 2025 brachte die Kunst in den Rhein-Neckar-Kreis und verband Orte, Menschen und Perspektiven
Radiale – Kunst im Kreis 2025 schließt nach zwei Monaten wieder ihre Pforten und fand eine äußerst positive Resonanz. Die Ausstellungsreihe, die sich inzwischen in der Kulturregion etabliert hat, findet alle zwei Jahre statt. Für 2025 waren über 200 Bewerbungen aus der ganzen Metropolregion Rhein-Neckar eingegangen. Insgesamt wurden von der sechsköpfigen Fachjury 16 Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die in fünf Ausstellungen, verteilt auf drei Orte im Landkreis, in einem jeweils ortsspezifischen Ausstellungskonzept zu sehen waren. Bereits zum vierten Mal in Folge lud die Ausstellungsreihe Radiale – Kunst im Kreis, die bis 2018 unter dem Namen Atelier und Künstler bekannt war, Kunstinteressierte zu vielseitigen Ausstellungen, sozusagen „vor der Haustür“, ein.
Der Startschuss zur diesjährigen Radiale fiel am 4. Mai mit der ersten Vernissage im Kommandantenhaus Dilsberg und dessen Außengelände mit der künstlerischen „Intervention“ Kunst am Grünen Hang. Im Innenbereich des Kommandantenhauses sowie im Atelier haben fünf Künstlerinnen und Künstler Ihre Werke präsentiert. Eine bunte Mischung aus installativen Arbeiten, Malerei, Zeichnung, aber auch Arbeiten aus Keramik und Fotografie boten den Besucherinnen und Besuchern eine abwechslungsreiche und sehenswerte Ausstellung. So präsentierte Paul Schuseil Keramikobjekte, Alexander Horns Bilder zeigten abstrakte Formen, Daniel Schoas Zeichnungen und Porträts fanden ihren Platz auf ungewöhnlichen Bildträgern wie Milchtüten und Teebeuteln, Fatma Biber-Born widmete ihre Serie Kofferkind den Schicksalen zurückgelassener Kinder während der Gastarbeiterdekaden der 1960er, 70er und 80er Jahre und Elisabeth Kamps überzeugte mit einer Rauminstallation im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlicher Dokumentation und poetisch bildnerischer Gestaltung. Neben der Kunst war auch die musikalische Umrahmung mit dem jungen Pianisten Timo Zheng von der Musikschule Neckargemünd ein kleines Highlight der ersten Vernissage.
Im Außenbereich des Kommandantenhauses wurde zeitgleich Kunst am Grünen Hang eröffnet. Das Sonderformat innerhalb der Radiale wird noch bis April 2026 von der Mannheimer Künstlerin Jutta Steudle bespielt. Ihre dreiteilige Arbeit „verwehte Zeit“ nimmt Bezug auf den Ort, den „Raum“ und das komplexe Beziehungsgefügte von Dauerhaftigkeit und Vergänglichkeit.
Tolles Debüt in der Alten Zigarrenfabrik in Leimen
Ein Debüt wurde mit der zweiten Vernissage am 11. Mai in der Alten Zigarrenfabrik in Leimen gefeiert, wo erstmals eine Radiale-Ausstellung stattfand. Bei strahlendem Sonnenschein, Musik der Musikschule Leimen und einer breiten Vielfalt wunderbar präsentierter Kunst war die Eröffnung gut besucht und begeisterte Jung und Alt. Es präsentierten fünf Künstlerinnen und Künstler – darunter Arthur Bauer Fotografien aus der ehemaligen Sowjetunion, Jolanda Hahn farbenprächtige Frauenporträts und István Csáki Kohlezeichnungen alpiner Landschaften. Markus Gehrigs raumgreifende Installation und Katharina Weidauers fantasievolle Glaskunst verliehen der Ausstellung eine besondere Atmosphäre und Überraschungsmomente.
Bereits in der Vergangenheit bewährt, haben sich zwei Ausstellungsorte in Walldorf, die in dieser Kombination zum zweiten Mal bei der Radiale dabei waren. In der Alte Apotheke und Ehemaligen Synagoge in Walldorf hieß es dieses Jahr „Frauenpower“, hier präsentierten fünf Künstlerinnen ihre Werke. Bei bestem Wetter und der Musik eines jungen Celloduos der Musikschule Südliche Bergstraße besuchten zahlreiche Kunstliebhaberinnen und -liebhaber am 18. Mai die dritte und somit letzte Vernissage.
Die Eröffnung startete in der Ehemaligen Synagoge, wo Anna Siebert mit der Arbeit „Beweg dich langsam“ eine raumgreifende Installation aus großflächigen Papierbahnen präsentierte, die einen begehbaren Raum schuf, der in seiner beeindruckenden Größe und Beschaffenheit die Betrachtenden zu einem einzigartigen Raumerlebnis einlud. Anschließend ging es in die Alte Apotheke, wo Lena Reutter malerisch alte Fotos poetisch in eine märchenhafte Gegenwart brachte. Elke Weickelt stellte humorvoll Tier- und Menschenporträts gegenüber, Katrin Nicklas zeigte eine installative Arbeit aus verschieden Materialien, mit denen sie zwischen Raum und Fläche balancierte und Marianne Kaerner schuf eine Verbindung abstrakter und realistischer Elemente in ihren Landschaften und Interieurs.
Rundreise als krönender Abschluss
Krönender Abschluss nach drei sehr gut besuchten Vernissage-Wochenenden war die Radiale-Rundreise am 25. Mai, bei der Kunstinteressierte an nur einem Tag alle fünf Ausstellungen an den drei sehr unterschiedlichen Orten erleben konnten. Auch bei der Rundreise waren viele der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler sowie die Kuratorinnen und Kuratoren mit von der Partie, wodurch die Teilnehmenden ins direkte Gespräch kommen konnten. Begleitet wurde die Radiale erneut von Tatort Kunst, dem kunstpädagogischen Begleitprogramm der Kinder- und Jugendkunstschule Walldorf und der Jugendkunstschule Heidelberg-Bergstraße, das Schulklassen aus dem Rhein-Neckar-Kreis und damit wieder vielen Kindern und Jugendlichen das Eintauchen in die Welt der Kunst ermöglichte. Nach insgesamt acht Wochen, gefüllt mit wunderbaren Vernissagen, tollen Ausstellungen, einer Rundreise, inspirierten Besucherinnen und Besuchern und zahlreichen spannenden Momenten und Gesprächen, schließt die Radiale nun wieder ihre Pforten. Bewerbungen für die nächste Radiale sind wieder möglich im Frühjahr 2026.
Bildinformationen (Quelle: Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis)
Auf großes Interesse stießen in diesem Jahr die Radiale-Ausstellungen des Rhein-Neckar-Kreises, wie hier in der Alten Zigarrenfabrik in Leimen anlässlich der Radiale-Rundreise.
Das Sonderformat „Kunst am Grünen Hang“ innerhalb der Radiale wird noch bis April 2026 von der Mannheimer Künstlerin Jutta Steudle bespielt. Ihre dreiteilige Arbeit „verwehte Zeit“ nimmt Bezug auf den Ort, den „Raum“ und das komplexe Beziehungsgefügte von Dauerhaftigkeit und Vergänglichkeit