Amadeu Antonio Stiftung tagt am Freitag in Weinheim – Workshops und hochkarätige Referenten
Weinheim. „Rechtspopulistischen und rechtsextremen Mobilisierungen entgegentreten, Willkommenskultur für Flüchtlinge und Asylsuchende etablieren“ – so lautet der Titel der Fachtagung, zu der die in Berlin ansässige Amadeu Antonio Stiftung am Freitag, 15. Januar nach Weinheim eingeladen hat. Die Stiftung, die bundesweit Initiativen für Zivilgesellschaft und demokratische Kultur bündelt und fördert, versammelt gleich an drei Tagungsorten in der Stadt hochkarätige Referenten und Experten, die sich zwischen 11 Uhr und 17 Uhr in Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen und Workshops an die Teilnehmer wenden, die überwiegend aus Verwaltungen, Fach- und Informationsstellen stammen, aber auch als ehrenamtliche Helfer mit rechtsextremen und rechtspopulistischen Kontakten konfrontiert sind.
Die Fachtagung richtet sich an Personen aus ganz Südwestdeutschland, kurzfristig sind noch ein paar Plätze bei Vorträgen und Workshops auch für Interessierte aus dem Raum Weinheim frei, eine Anmeldung ist auch noch kurzfristig möglich (s.u.). Die Stiftung hat Weinheim als Veranstaltungsort gewählt, nachdem im Herbst vergangenen Jahres über die Vermittlung der Freudenberg Stiftung ein intensiver Kontakt zum Bündnis „Weinheim bleibt bunt“ entstanden ist; auch das Bunte Festival am 21. November wurde von der Amadeu Antonio Stiftung unterstützt.
„Überall in Deutschland sind Flüchtlinge derzeit akut von rassistischer Gewalt bedroht. Versuche rechtsextremer Gruppen, aus diffusen Ängsten Kapital zu schlagen und mit Hetzparolen zu mobilisieren, haben vielerorts Erfolg“, heißt es in der Einladung der Stiftung. Verwaltung, Behörden und Helfende seien in dieser Situation dringend auf gegenseitige Unterstützung und unkomplizierten Austausch angewiesen. Diesen soll die Fachtagung ermöglichen. Im kollegialen Gespräch sollen gemeinsam Problemlösungen und Strategien gegen rechtspopulistische und rechtsextreme Mobilisierungen entwickelt werden, um eine nachhaltige Willkommenskultur in Deutschland zu etablieren.
Die Fachtagung findet hauptsächlich im Bürgersaal im Alten Rathaus am Marktplatz statt, dort ist ab 11 Uhr auch die Begrüßung, unter anderem durch den Stiftungskoordinator Timo Reinfrank, Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard und Uli Sckerl aus dem Sprecherkreis des Bündnisses „Weinheim bleibt bunt“. Zwischen 11.15 Uhr und 12.30 Uhr findet dann eine Diskussion mit Inputreferaten von erfahrenen Experten aus der Flüchtlingsarbeit und der Extremismusforschung statt. Nach einer Mittagspause mit „Markt der Möglichkeiten“ in der Ulner Kapelle teilen sich die Teilnehmer auf Workshop-Gruppen auf, die den Nachmittag über im Bürgersaal, der Ulner Kapelle, sowie im Turmzimmer und im Kleinen Sitzungssaal des Schlosses arbeiten, bevor die Ergebnisse um 16.30 Uhr wieder im Bürgersaal besprochen werden.
Wer sich für das Programm interessiert und sich noch kurzfristig anmelden möchte, kann dies auf der Internetseite https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/weinheim/ tun (wenn möglich, bis Mittwochabend).
Amadeu Antonio, nachdem die Stiftung benannt ist, lebte als angolanischer Vertragsarbeiter in Eberswalde in Brandenburg. In der Nacht vom 24. auf den 25. November 1990 zog eine Gruppe von etwa 50 rechtsextremen Jugendlichen mit Baseballschlägern durch die Stadt, um Jagd auf Schwarze zu machen. In einer Gaststätte trafen sie auf drei Afrikaner, die sie verprügelten. Während zwei Mosambikaner teils schwer verletzt flüchten konnten, erwachte der 28-jährige Amadeu Antonio nicht mehr aus dem Koma. Er starb zwei Wochen später. Amadeu Antonio war eines der ersten Todesopfer rassistischer Gewalt nach der Wiedervereinigung.