Eltern und Kinder in der Gartenstadt:

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Ludwigshafen, den 19. November 2015
Eltern und Kinder in der Gartenstadt:
Erfolg durch Beteiligung – Netzwerk wird weitergeführt

Seit 2011 gibt es im Stadtteil Gartenstadt das Modellprojekt "Eltern und Kinder in der Gartenstadt", das sich zum Ziel gesetzt hat, Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern und Familien zu stärken. Mittlerweile ist im Stadtteil ein weit verzweigtes Netzwerk entstanden, in dem über 60 Kooperationspartner engagiert sind. Im Jugendhilfeausschuss am 19. November 2015 stellt die Verwaltung die Abschluss-präsentation für das Modellprojekt vor und informiert darüber, wie die Arbeit fortgeführt werden soll. In einem Pressegespräch am Donnerstag, 19. November 2015, erläuterte Beigeordnete Prof. Dr. Cornelia Reifenberg gemeinsam mit Heinz Müller vom Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH, das die Abschlusspräsentation erstellt hat, Eberhard Bucher von LuZIE, Michael Heimberger, Koordinator des Netzwerks und Sibylle Messinger, Jugendhilfe- und Bildungsplanerin, die Arbeit des Modellprojektes und das weitere Vorgehen.

"In der Gartenstadt ist in den vergangenen Jahren ein niedrigschwelliges, sehr erfolgreiches Beteiligungsangebot entstanden, das Fachkräfte und Bürgerinnen und Bürger zusammengebracht hat. Dieses Netzwerk werden wir auch weiterhin unterstützen. Gleichzeitig überlegen wir, in anderen Stadtteilen die Grundlagen zu schaffen oder zu verbessern, um Kooperation im Interesse von Familien zu stärken", fasste Beigeordnete Prof. Dr. Reifenberg die Erfahrungen aus über vier Jahren Projektarbeit in der Gartenstadt zusammen.

Netzwerk stärkt Selbsthilfekräfte

Unter den Kooperationspartnern in der Gartenstadt befinden sich neben Kindertagesstätten und Schulen auch Vereine, Initiativen und Kultureinrichtungen, Gesundheitsdienste, die Jugendfreizeitstätte, Einrichtungen der Familienbildung, Eltern-Kind-Gruppen und viele andere mehr. In diesem Netzwerk "Eltern und Kinder in der Gartenstadt" sind neue Kooperationen und Angebote entwickelt, erprobt und ermöglicht worden, durch die das bestehende Angebot an Bildung, Erziehung und Betreuung gemeinsam in ein breit gefächertes Angebot zur Stärkung der Familien und zur Verbesserung der Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen erweitert werden konnte. Wegweisend sind dabei gezielte Angebote zur Gestaltung von Übergängen wie zum Beispiel von der Familie in die Kindertagesstätte und zur Stärkung der Eltern in ihrer Erziehungskompetenz.

Hierzu zählen etwa Eltern-Kind-Gruppen, die unter pädagogischer Begleitung die Entwicklung der Kinder vor dem Kindergartenbesuch fördern, Kontakte unter den jungen Familien erleichtern und Unterstützung, auch untereinander, ermöglichen. Aus den Eltern-Kind-Gruppen heraus ist eine Elterninitiative entstanden, die im Sommer 2015 einen gemeinnützigen Verein mit dem Namen
"FINGA e. V./Familieninitiative Gartenstadt" gegründet hat.

Zudem sind alle Schulen im Stadtteil fest im Netzwerk verankert, sie tragen jedes Jahr den Gartenstadtlauf in Kooperation mit den Vereinen aus und bieten Raum für kulturelle Bildung und Sozio-Kultur-Projekte.

Ein weiteres Beispiel für die gute Kooperation von Fachkräften, Familien und Initiativen sind die Ferienangebote, die vom VSK Germania Niederfeld ehrenamtlich und dem Jugendförderzentrum "Anpfiff ins Leben" sowie der Evangelischen Jugendfreizeitstätte gemeinsam angeboten werden. Sie schaffen unvergessliche Ferienerlebnisse für Kinder und Erfahrungen an ganz besonderen Lernorten. Im gemeinsamen Handeln entsteht eine Kultur der Wertschätzung, eine positive Sicht auf die eigene Lebensumgebung und Verbundenheit unter den Bürgerinnen und Bürgern.

"Im Rückblick auf das, was in der Projektphase über das Netzwerk 'Eltern und Kinder in der Gartenstadt' entstanden ist, heben alle Beteiligten einhellig die Bedeutung früher Unterstützungsangebote im Hinblick auf einen guten Start ins Kinderleben und eine gelingende Bildungsbiografie hervor. Familienhebammen, Regionaler Familiendienst, Gesundheitsversorgung, Eltern-Kind-Gruppen, Ambulante Hilfen zur Erziehung, Familienbildung und Angebote zu Bildung, Erziehung und Betreuung in Kindertagesstätten, Kindertagespflege, Grundschulen und Jugendfreizeitstätten sowie Beratungsangebote bis hin zu Babysitterdiensten verschmelzen hier zu einer kinder- und familienfreundlichen Landschaft, in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch Identifikation und Verbundenheit mit dem Wohnumfeld möglich wird", lobte Reifenberg. Wichtig sei aus ihrer Sicht zudem, dass die Angebote gemeinsam in verschiedenen Beteiligungsschritten erarbeitet worden seien. Dadurch gebe es eine hohe Akzeptanz der Ergebnisse im Stadtteil.

ElKiko als zentraler Ort zur Weiterführung

"Die ermutigenden Erfahrungen sollten wir nutzen, um die Zusammenarbeit und die Zusammenführung von Ressourcen unter gemeinsamer Zielsetzung weiter zu verfolgen. Wenn die Voraussetzungen gegeben sind, können Netzwerke in ähnlicher Form an anderen Stellen in der Stadt unterstützt werden", so Beigeordnete Prof. Dr. Cornelia Reifenberg. "Als unumgängliche Voraussetzung erweist sich dabei eine Koordinations- und Kontaktperson als zentrale Stelle, an der die Kooperations-Fäden zusammen laufen."

Die Koordinierung des Netzwerkes in der Gartenstadt übernimmt auch zukünftig Michael Heimberger im "Eltern-Kind-Kompetenz-Zentrum Ludwigshafen", ElKiKo, Buchenstraße 2a. ElKiKo besteht seit Juni 2014 und ist eine stadtteilorientierte, aber auch stadtteilübergreifend wirksame Einrichtung für familiennahe Angebote. Träger sind die Stadt Ludwigshafen am Rhein, die Ökumenische Fördergemeinschaft Ludwigshafen und der Ludwigshafener Verein für Jugendhilfe. Von hier aus kann die Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren in der Gartenstadt fortgesetzt werden.

Familienorientierte und bedarfsgerechte Angebote, die die Bildungs- und Teilhabechancen junger Menschen verbessern, sollen auch in Zukunft entwickelt und erprobt werden. Denkbar wäre etwa den Übergang von der Kita in die Grundschule noch intensiver gemeinsam auszugestalten, so dass beide Bildungseinrichtungen in einem fortlaufenden Prozess zusammenarbeiten. Auch die Eltern werden weiter in alle

Angebote einbezogen, ihre Beteiligung ist erwünscht und wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen.

Heinz Müller, Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH, verweist auf Erfahrungen in anderen Kommunalen Bildungslandschaften und fasst die strategischen Unterstützungsmomente wie folgt zusammen: "Unterstützt wird ein solches Netzwerk durch eine kommunal-politische Gesamtstrategie, die stadtteilorientierte Initiativen in Zusammenarbeit der Akteure vor Ort als wichtigen Faktor einer sozialen Stadtentwicklung versteht. Ergänzt um professionelle Steuerung sind damit die wichtigsten Voraussetzungen für eine gelingende Bildungslandschaft erreicht. Unter diesen Voraussetzungen können Netzwerke und kommunale Bildungslandschaften auch in anderen Stadtteilen ermöglicht werden. Gründe dafür gibt es ausreichend, denn letztlich dient die eigenaktive Zusammenarbeit von professionellen Fachkräften, ehrenamtlich Engagierten und Familien immer einer gesunden Entwicklung und der Integration der Menschen in ihr Lebensumfeld."

Die Netzwerkarbeit wird zur Finanzierung, zur nachhaltigen Sicherung der bewährten Angebote und zur weiteren Ausgestaltung der Bildungskette auch künftig auf Unterstützer und Förderer angewiesen sein.

Hintergrund

Im Januar 2011 wurde der Stadtteil Gartenstadt
als Modellstandort in das Bundesprogramm "Elternbeteiligung und Gewaltprävention in Kommunalen Erziehungs- und Bildungslandschaften" aufgenommen. Das gemeinsame Ziel von Stadt Ludwigshafen und dem Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH als begleitendem Forschungsinstitut war es, im Stadtteil Gartenstadt ein Modell für die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure in Einrichtungen und Angeboten zu schaffen und in der Kooperation bessere Bedingungen für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen, deren Zugänge zu Bildung und zu Bildungschancen sowie für die Unterstützung der Familien zu erreichen. Gute Praxis im Hinblick auf die Erreichung der Ziele sollte nach Möglichkeit unmittelbar in Alltagsbedingungen integriert werden und damit anderen Stadtteilen als Anregung dienen. Die einjährige Modellphase im Bundesprojekt wurde dazu in Ludwigshafen um weitere vier Jahre Projektlaufzeit verlängert, die Finanzierung hierfür ist über Spendenmittel möglich geworden.

Das Netzwerk "Eltern und Kinder in der Gartenstadt" knüpft an Vorerfahrungen im Café Familie an, das bereits in den Jahren 1987 bis Ende der neunziger Jahre der Gartenstadt angebunden an LuZiE Angebote für Familien koordiniert und organisiert hat.