Kantersieg für den SV Waldhof gegen Rostock, aber noch kein Befreiungsschlag
(GM) Das hatten die Anhänger des SV Waldhof lange nicht erlebt. Unerwartet deutlich gewann am Samstag ihre Mannschaft, 5:0 gegen Hansa Rostock, bleibt aber auf einem Abstiegsplatz, da RW Essen ebenso überraschend bei Wehen Wiesbaden gewann und VfB Stuttgart II ebenfalls punktete. Dennoch, der Auftritt gegen Hansa Rostock gab der Hoffnung auf den Klassenerhalt ordentlich Nahrung. Einziger Wermutstropfen für den SV Waldhof: Spielmacher und Torschütze, Arianit Ferati, musste in der 61. Minute, nach einem nicht geahndeten Foul von Manu, verletzt vom Platz geführt werden. Eine Untersuchung Anfang nächster Woche soll Klarheit über die Schwere der Verletzung bringen.
Bernhard Trares nahm in seiner Mannschaft drei Wechsel gegenüber der Partie in Saarbrücken vor: Kapitän Marcel Seegert, Julian Rieckmann und Kennedy Okpala nahmen auf der Bank Platz und Sascha Voelcke, Felix Lohkemper und Adrian Fein rückten in die Startformation.
13.509 Zuschauer, darunter weit über 2.000 Rostocker Fans sorgten bereits vor Anpfiff für eine klasse Stimmung im Carl-Benz-Stadion. Und der SV Waldhof startet stürmisch in die Partie, von Unsicherheit ob der langen Sieglos-Serie, war nichts zu spüren. Bereits in der 3. Minute kam Voelcke zu einem ersten gefährlichen Abschluss, der jedoch knapp am Rostocker Tor vorbeiging. Der nächste Versuch saß dann aber. Nach einem klasse Umschaltspiel, nach Balleroberung im Mittelfeld, setzte Sietan per Außenrist im exakt richtigen Moment Lohkemper in Szene und der Angreifer stürmte dem Rostocker Tor entgegen und schob Torhüter Uphoff den Ball eiskalt durch die Beine – 1:0 für den Waldhof in der 7. Spielminute.
Und noch ehe sich die Gäste vom frühen Rückstand erholt hatten, schlug der Waldhof erneut zu. Wieder leistete sich Rostock einen Ballverlust im Mittelfeld, Lohkemper holt sich den Ball und schickt Ferati in den freien Raum. Der Waldhöfer Spielmacher zieht an Uphoff vorbei schießt aus spitzem Winkel aufs leere Tor. Wahrscheinlich wäre der Ball ohnehin ins Netz gegangen, aber der durchgelaufene Becker geht auf Nummer sicher und grätscht den Ball über die Linie, zum 2:0 in der 12. Minute.
Eine Woche zuvor lag der SV Waldhof in der Anfangsphase bereits 0:2 hinten, am Samstag war es genau umgekehrt – Fußball ist manchmal schon verrückt. Rostock bemüht sich ins Spiel zu kommen, aber die Waldhöfer bleiben dran und denken gar nicht daran, sich zurückzuziehen. Rostock meldet sich erst in der 18. Minute zum ersten Mal gefährlich an, als Rossipal einen Freistoß knapp neben das Waldhöfer Tor setzt. Aber nicht viel später klingelt es auf der anderen Seite erneut. Angelaufen von Becker, missglückt Rostocks Torhüter ein Abspiel nach vorne – genau auf Ferati, der die Situation sofort erfasst und aus der Distanz den Ball sehenswert im Rostocker Tor versenkt (24.). 3:0 für den SV Waldhof, nach noch nicht einmal einer halben Stunde – wann gab es das zum letzten Mal im Carl-Benz-Stadion?
Inzwischen macht sich etwas Frust bei Rostock bemerkbar. Lässt Schiedsrichter Gansloweit bei Dietzes Ellenbogencheck gegen Ferati noch Gnade vor Recht ergehen (29.), zückt er noch in derselben Minute die erste Gelbe Karte der Partie, als Rostocks Kapitän Pfanne ziemlich rüde einsteigt. Ärgerlich, dass direkt danach auch Ferati die Gelbe Karte sieht, als er Dietze bei einem Einwurf behindert. Unerklärlich ist allerdings, dass der Unparteiische nach Gürleyens heftiger Attacke gegen Lohkemper die Gelbe Karte in der Tasche lässt.
Kurz vor Ende der ersten Halbzeit hat Rostocks Trainer Daniel Brinkmann offensichtlich genug vom Auftritt seiner Mannschaft und wechselt gleich dreifach und hätte, wie er nach dem Spiel erklärt, am liebsten noch mehr Spieler ausgewechselt. Tatsächlich sorgen die Wechsel für Leben im Rostocker Angriff. Wegen der vielen Unterbrechungen werden sieben Minuten nachgespielt und besonders der eingewechselte Haugen sorgt für Gefahr vor dem Waldhöfer Tor. Zunächst scheitert der Rostocker am klasse reagierenden Bartels, in der vierten Minute der Nachspielzeit und nur eine Minute später bringt er zwar den Ball im Waldhöfer Tor unter, stand zuvor aber knapp im Abseits, sodass der Waldhof den 3-Tore-Vorsprung mit in die Pause nehmen konnte.
Den zweiten Spielabschnitt beginnt Rostock zwar druckvoller, aber der Waldhof lässt hinten nichts zu und setzt nun auf „kontrollierte Offensive“. Der gut aufgelegte Ferati wird in der 58. Minute von Mano gefoult, muss danach längere Zeit behandelt werden, doch es geht nicht mehr weiter – Rieckmann ersetzt den Spielmacher (61.). Trotz der klaren Führung für den Waldhof bleibt das Spiel spannend. Auf eine Kopfballchance von Lohkemper (63.), der nur knapp am Tor vorbeiköpft, folgt auf der anderen Seite die Rostocker Chance zum Anschlusstreffer, durch einen Schuss von Fröling aus kurzer Distanz, den aber Bartels mit sensationeller Parade um den linken Pfosten dreht (64.).
In der 71. Minute wechselt der Waldhof zum zweiten Mal, Shipnoski kommt für Becker. Und eine Minute später sorgt der Unparteiische für Aufregung, als er, nachdem Naderi beim Schussversuch im Waldhöfer Strafraum, in den Rasen getreten hatte, völlig unverständlich auf Elfmeter entschied. Die Proteste auf der Waldhöfer Bank quittierte Gansloweit dann noch mit Gelben Karten für Becker und Trainer Bernhard Trares. Krasse Fehlentscheidungen, denn die Proteste der Waldhöfer, angesichts der Tatsache, dass bereits die Elfmeterentscheidung falsch war, kann man durchaus verstehen. Und schade auch, dass Timo Gansloweit, der das Spiel ansonsten gut im Griff hatte, solche Fehler unterliefen.
Ausgleichende Gerechtigkeit: Bartels pariert den platziert und gut geschossenen Elfmeter von Haugen und hält das 3:0 fest (74.). Spätestens zu diesem Zeitpunkt war den Fans des SV Waldhof klar, dass es heute zum Sieg reichen würde. Eine knappe Viertelstunde vor Spielende wechselt Rostock noch einmal doppelt, aber auch diese Maßnahme greift nicht mehr. Und als Rieckmann, im Anschluss an einen Eckball, per Volleyschuss das 4:0 erzielt (80.), ist das Spiel endgültig entschieden. In der 84. Minute machen dann Sietan und Lohkemper Platz für Hoffmann und Okpala und der Waldhof bleibt im Vorwärtsgang.
In der 88. Minute gibt es noch das Sahnehäubchen obendrauf. Nach einer kurzen Ecke holt sich Voelcke den Ball, spielt sich auf engstem Rausch durch, passt in die Mitte, zu Shipnoski, dessen Schuss Uphoff zwar noch abwehren kann, aber genau vor die Füße von Hoffmann, der keine Mühe hat, zum 5:0 abzustauben. 5:0, Wahnsinn – und fünf verschiedene Torschützen und zwei Tore nach Eckbällen. Das kommt beim Waldhof nicht alle Tage vor.
Schade, dass dem SV Waldhof trotz des hohen Sieges nicht der Sprung auf die Nichtabstiegsplätze gelingt. Aber der Auftritt macht Hoffnung. So darf es weitergehen. Hoffentlich schon nächste Woche in Osnabrück, wenn es gegen Osnabrück und Ex-Trainer Marco Antwerpen geht.
SV Waldhof Mannheim – F.C. Hansa Rostock 5:0 (2:0)
Waldhof: Bartels - Matriciani, Klünter, Sechelmann, Voelcke, Thalhammer, Sietan (84. Hoffmann), Fein, Ferati (61. Rieckmann), Becker (71. Shipnoski), Lohkemper (84. Okpala)
Rostock: Uphoff - Pfanne (42. Harenbrock), Gürleyen, Rossipal, Mejdr (42. Manu), Dietze, Schumacher (42. Haugen), Neidhart (79. Jonjic), Kinsombi, Fröling, Naderi (78. Krohn)
Tore: 1:0 Lohkemper (7.), 2:0 Becker (12.), 3:0 Ferati (24.), 4:0 Rieckmann (80.), 5:0 (88.); Schiedsrichter: Timo Gansloweit; Zuschauer: 13.509; besonderes Vorkommnis: Waldhofs Torhüter Bartels pariert Strafstoß von Haugen (74.)