am 20.03.2022 haben wir den 2. Jahrestag des 1. ROCKTzuHAUSE Live-Streams gefeiert. Hier wollen wir eine Zusammenfassung geben und aufzeigen, was mit der Viertelmillion, die an Spendengeldern zusammenkam, alles unterstützt werden konnte.
Freitag, 13.März 2020 – Deutschland macht dicht.
Auch im Capitol geht nichts mehr. Corona hat dafür gesorgt, dass alle geplanten Veranstaltungen abgesagt werden müssen. „Das war wie ein Schlag ins Gesicht“, erinnert sich Capitol Geschäftsführer noch an dem Moment, als er die ersten Absagen besprechen und sein Team informieren musste. „Eine furchtbare Situation für uns Alle, die von sehr viel Angst und Unsicherheit begleitet war.“ Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnt: das wird nicht nur einige Wochen oder Monate dauern, sondern bislang zwei volle Jahre. „Uns war aber schnell klar, dass wir irgendwie weitermachen, uns und den Menschen Mut machen wollen“, erzählt Riehle über die Stunden nach dem ersten Lockdown. Sehr schnell sei ihm klar gewesen, dass es jetzt um ein ‚Jetzt erst Recht´ gehen müsse. Deshalb telefoniert er bereits wenige Stunden nach dem Lockdown mit Sascha Krebs und berät mit ihm, was Künstlerinnen und Künstler gemeinsam mit dem Team tun können. Genauso schnell ist klar: wir streamen aus dem menschenleeren Capitol. ´ROCKTzuHAUSE´ ist geboren. Die Technik wird informiert, Bewerbung und Kampagne organisiert und mit der Produktionsfirma Atrium8 ein professioneller Partner, der die Konzerte in die Welt sendet, mit ins Boot geholt. „Für uns ein absoluter Glücksgriff. Alle Beteiligten wussten sofort, um was es geht.“ 40 Sendungen von ´ROCKTzuHAUSE´ sowie zahlreiche weitere Sondersendungen zu Weihnachten oder Fastnacht folgten. Zählt man die Zuschauerzahlen zusammen haben mehr als zwei Millionen Zusehende die Konzerte aus dem menschenleeren Capitol gesehen. Und das waren bei weitem nicht nur Menschen aus der Region. Es gab regelmäßige Zuschauer aus den USA, England oder vom Baikalsee in Russland. „Aber auch ein Ehepaar aus Mannheim, das in der Karibik auf einem Kreuzfahrtschiff fest steckte, hat uns regelmäßig zugeschaut“, berichtet Riehle.
WAS WURDE AN SPENDEN GESAMMELT
Wichtig war neben dem Mut machen auch der Gedanke, Geld zu sammeln. Und das nicht nur, um die zahlreichen Musikerinnen und Musiker oder Techniker, die den Stream gestaltet haben, zu zahlen. „Keiner wusste ja zu dem Zeitpunkt, ob es für Kulturschaffende überhaupt dauerhafte Hilfe und Unterstützung geben wird“, erklärt der Capitol Geschäftsführer. Von ein paar tausend Euro sei er ausgegangen, aber die Summe mache ihn heute immer noch sprachlos: insgesamt wurden 276.189 Euro auf drei unterschiedlichen Wegen gesammelt: das Capitol erhielt Spenden in Höhe von 68.590 Euro als Unterstützung für das Haus, darüber hinaus wurden 1.417 Tickets für die Livestreams gekauft, die 29.165 Euro erbrachten. Die restlichen 178.434 Euro wurden dem Unterstützungsfonds Kunst und Kultur bei der Mannheimer Bürgerstiftung gespendet.
WER WURDE UNTERSTÜTZT
„Mit diesem Geld war es uns möglich, schnelle und konkrete Hilfe zu leisten“, so Riehle weiter. Mit rund 35.000 Euro, den größten Betrag, gab es dabei für Kultureinrichtungen und laufende Produktionen, die damit Gagen und Produktionskosten unabhängig von Besucherzahlen finanzieren konnten. Rund 30.000 Euro erhielt das ´Jetzt Erst Recht´ Festival, das 2020 und 2021 auf der Seebühne im Luisenpark und im Zeughof der Reiss-Engelhorn-Museen mit über 250 beteiligten Künstlerinnen und Künstlern eines der wenigen Liveereignisse in den beiden Jahren war. Aber auch Livestreams von Schatzkistl, Ella & Louis oder dem Rhein Neckar Theater wurden mit insgesamt 32.000 Euro unterstützt. Jeweils mit 10.000 Euro beteiligte sich der Unterstützungsfonds Kunst und Kultur im Sommer 2020 an dem Music Truck, der in den Stadtteilen Station machte, und im Sommer 2021 an dem Kulturtragflächenfestival im Schlosspark. Mannheim solidarisch, ein gemeinsamer Festivaltag von Nationaltheater, Theaterhaus in G7, Ella & Louis sowie anderen Locations in Mannheim wurde mit rund 11.000 Euro unterstützt. Zusammen mit dem Kulturamt lobte der Unterstützungsfonds Stipendien im Rahmen von ARTUP in Höhe von 5.000 Euro aus und 4.400 Euro erhielten die Musikerinnen und Musiker, die im Blue Tower aufgetreten sind. Aber auch Soforthilfe leistete der Unterstützungsfonds. So wurden 13.260 Euro an Solokünstlerinnen und Solokünstler ausgezahlt, um akuten Notlagen zu begegnen. „Vom Geld für den Wocheneinkauf bis zur Mietzahlung war da alles dabei“, berichtet Riehle, der gemeinsam mit der Bürgerstiftung für die Auszahlung der Beträge sorgte.
Rund 20.000 Euro stehen dem Fonds noch zur Verfügung. Geld, das sicherlich gut gebraucht werden wird. „Ich gehe im Moment davon aus, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis wir wieder mit Besucherzahlen wie vor der Corona Pandemie rechnen können“, erklärt Riehle. Insofern soll es weiterhin Unterstützung für Künstlerinnen und Künstler geben, die schnell ankommt und wirkt.