Stuttgart: Kassenbetrug im Gesundheitswesen – Baden-Württemberg landet bei Neufällen auf Platz vier

Stuttgart: Kassenbetrug im Gesundheitswesen – Baden-Württemberg landet bei Neufällen auf Platz vier

Stuttgart: Kassenbetrug im Gesundheitswesen – Baden-Württemberg landet bei Neufällen auf Platz vier

Trotz vergleichsweise niedriger Schadenssumme bleibt Baden-Württemberg ein Brennpunkt für neue Verdachtsfälle von Abrechnungsbetrug – die KKH warnt vor millionenschweren Schäden durch wenige schwarze Schafe.

Kriminelle Strukturen in der Pflege und darüber hinaus

Mit 38 neuen Verdachtsfällen auf Abrechnungsbetrug lag Baden-Württemberg im Jahr 2024 bundesweit auf Rang vier – hinter Nordrhein-Westfalen (122 Fälle), Niedersachsen (78) und Bayern (60). Das geht aus dem aktuellen Bericht der KKH Kaufmännischen Krankenkasse hervor. Besonders betroffen ist der Bereich der ambulanten Pflege. Hier registrierte die KKH die mit Abstand höchsten Schadenssummen, bundesweit entstanden Schäden in Höhe von 5,4 Millionen Euro – der höchste Wert seit Bestehen der Prüfgruppe Abrechnungsmanipulation. In Baden-Württemberg selbst fiel der Schaden laut KKH mit rund 63.000 Euro zwar moderater aus (Rang sechs im Bundesvergleich), dennoch zeigt sich ein klares Muster: Auch hier nutzen einige Leistungserbringer die komplexen Strukturen des Gesundheitswesens für eigene Zwecke. So steht etwa ein Transportunternehmen im Verdacht, über einen längeren Zeitraum Fahrten überhöht abgerechnet zu haben – obwohl die tatsächlichen Entfernungen deutlich geringer waren.

Milliardenschäden durch Betrug und Korruption

„Das lockt ganz offensichtlich kriminelle Leistungserbringer, wobei es immer nur einige wenige schwarze Schafe unter vielen weißen sind“, erklärt KKH-Chefermittler Emil Penkov. Diese wenigen verursachen jedoch enorme Schäden: Allein in den Jahren 2022 und 2023 summierten sich Betrug und Korruption im Gesundheitswesen auf über 200 Millionen Euro – zulasten der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer. Nach internationalen Studien könnten die tatsächlichen Schäden in Deutschland bei bis zu 18,5 Milliarden Euro liegen. „Die ergaunerten Gelder fehlen in der Versorgung der Versicherten“, warnt Penkov. „Zudem gefährden betrügerische Leistungserbringer Menschenleben – etwa wenn Patientinnen und Patienten gepanschte Medikamente erhalten.“

Gemeinsamer Kampf gegen Betrug

Um solchen Fällen auf die Spur zu kommen, arbeiten die Ermittlerinnen und Ermittler der KKH eng mit Polizei, Staatsanwaltschaften, dem Medizinischen Dienst und Kassenärztlichen Vereinigungen zusammen. Entscheidend sind dabei glaubhafte Hinweise – auch von Bürgerinnen und Bürgern. Wer den Verdacht auf Abrechnungsbetrug hat, kann diesen anonym oder namentlich über das BKMS-Hinweis-System unter kkh.de/abrechnungsbetrug oder per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. melden.
Hintergrund: Die KKH im Überblick

Die KKH Kaufmännische Krankenkasse zählt zu den größten bundesweiten gesetzlichen Krankenkassen. Sie betreut rund 1,5 Millionen Versicherte, beschäftigt etwa 4.000 Mitarbeitende und verfügt über ein Haushaltsvolumen von 8,2 Milliarden Euro. Bereits seit 24 Jahren unterhält sie eine eigene Stelle zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen.