Mannheim. Schon beim Betreten von Mannheims "guter Stube" umgibt die Besucher ein internationales Flair. Das Durcheinander aller möglichen Sprachen Europas, Amerikas und Asiens auf vier Etagen sorgt für eine ständige Hintergrundkulisse während des dreitägigen Events. Nicht minder gemischt und farbenfroh das Messepublikum - vom Alt-Hippie mit dem obligatorischen Zöpfchen bis zum Heavy-Metal-Hooligan mit schulterlanger Haarpracht spannt sich ein Bogen der eingefleischten etwa 14 000 Gitarrenliebhaber. Alle eint eines: die Liebe zum Instrument. Und jedes Jahr kommen mehr zum "Guitar Summit" mit seinen schier unüberschaubare Menge an Konzerten, Workshops, Masterclasses, Signierstunden und Talkrunden. Genau genommen spielen Gitarrenbands kaum noch eine Rolle in den aktuellen Charts. So überrascht auch nicht, dass die Jugend kaum zu sehen ist und meist ein gut betuchtes Männerklientel älteren Semesters die Szene beherrscht. Sie haben das Kapital und bringen die Erfahrung mit, schon anhand des Katalogs Spreu vom Weizen unter den über 600 Ausstellern zu trennen. Zielgerichtet steuern sie die "Acoustic Area" auf Level 2 an oder finden zwischen Ace Applification und Zenrok Guitars im Erdgeschoss den richtigen Händler. Zwischen den Nobelmarken Gibson, Fender und Martin und den teuren Markenverstärker von Marshall, Orange oder Peavey gibt es immer ein paar verborgene „Schätzchen“ zu entdecken. Für Laien mögen Gitarren alle irgendwie gleich aussehen. Der Kenner, davon sind wieder Tausende unterwegs, schaut genauer hin und weiß: im Detail liegt der Unterschied auf diesem "Jahrmarkt der Einzelheiten". Die Wahl des Holzes, die filigranen Besonderheiten bei der Verarbeitung, vielleicht nur die Schlichtheit im Design oder einfach eine geniale Erfindung faszinieren immer wieder. Der Anbieter Furch Guitars aus Tschechien beispielsweise ist Pionier auf dem Gebiet der kompakten Akustikgitarren. Die kann man zusammenfalten und einfach in den Rucksack stecken. Das Pendant bietet die Firma Makeev aus Kasachstan im Untergeschoss: eine einklappbare elektrische Gitarre. Ob es dafür einen Markt gibt, muss sich erst noch zeigen. Anders sieht es bei den Langhalsmodellen in extrem kreischenden Farben aus, die momentan recht populär sind. Diese Produkte im Neon-Look und im verschrammten Vintage-Stil sind nicht nur Blickfang, sondern auch lassen sich auch gut verkaufen. An Umsatz denkt Jens Ritter aus Deidesheim nicht, wenn er wie jedes Jahr die Parade seiner extrem hochpreisigen, schillernden Instrumente auffährt. "Ich habe im Vorfeld der Messe so gut wie alle Ausstellungsstücke verkauft. Hier bin ich eher, weil ich Spaß haben möchte", erzählt er augenzwinkernd und ein wenig gezeichnet von der Aftershowparty. Die Unterhaltung liefert gerade der Stand 260 direkt gegenüber im Musensaal. Christian Jablonski spielt Fleetwood Mac´s "Albatros" hingebungsvoll auf seinem Modell aus Makassarholz. "Wunderschöne Entspannung", freut sich der Pfälzer inmitten des Messetrubels. Jens Traub, "Der Punk unter den Zupfinstrumentenbauern", hat einen Platz abseits der Besucherströme zugewiesen bekommen. Irgendwie wirken er und seine vier Gitarren verloren dort im Eck. Hat er für 1800 Euro Standmiete nicht einen besseren Platz erwartet? Der Berliner nimmt es wie es kommt: "Ich war schon auf Messen in Los Angelos oder Montreux. Mannheim ist für mich der beste Event seiner Art weltweit." Deswegen nimmt er seinen „Stiefmütterchenplatz“ gelassen. Der Hersteller Duke in Level 2 hat es räumlich besser erwischt. Die Firma setzt seit Jahrzehnten auf chinesische Gitarrenbaukunst und deutsche Handwerkstradition. Die preisgünstigen Instrumente werden unter der Leitung des Gitarrenbauers Armin Hanika in Fernost roh gefertigt und in Deutschland zu Ende gebaut", erklärt Thomas Stolcis an Stand 393. Aus Umweltschutzgründen und wegen der weltpolitischen Lage setze Duke inzwischen auch auf deutschen Gitarrenbau, erzählt er weiter und zeigt stolz auf in Bayern hergestellte Modelle aus heimischen Hölzern. Die kosten allerdings dann einen vierstelligen Preis. Sabrina Lau kommt erstmals zum "Gipfeltreffen“ der Ebner Medien. Und die kreative Hamburgerin beweist mit ihren handbemalten Gitarrengurten, dass es noch Marktnischen gibt. Ihr Umsatz mit dem vernachlässigten Accessoire, das zwischen 100 und 250 Euro kostet, lässt sie strahlen. "Auf eine Neues im nächsten Jahr", verspricht die Künstlerin etwas, was wohl für das Gros der Aussteller gelten dürfte.