Mannheim: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – Mahnung und Zeichen der Versöhnung

Mannheim: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – Mahnung und Zeichen der Versöhnung

Mannheim: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – Mahnung und Zeichen der Versöhnung

Am Gedenkkubus auf den Planken erinnerte Mannheim an die Deportation jüdischer Bürgerinnen und Bürger im Oktober 1940 – mit Musik, Schülerbeiträgen und bewegenden Worten.

Erinnerung im Herzen der Stadt

Am 22. Oktober 2025 fand am Gedenkkubus auf den Planken das jährliche Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Die von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Rhein-Neckar organisierte Veranstaltung erinnerte an die Deportation von rund 6.500 badischen, pfälzischen und saarländischen Jüdinnen und Juden in das französische Internierungslager Gurs im Oktober 1940 – darunter mehr als 2.400 aus Mannheim. Nach einem Musikstück von Kantor Amnon Seelig sowie Ansprachen von Dr. Cornelia Weber und Rita Althausen gestalteten Schülerinnen und Schüler des Karl-Friedrich-Gymnasiums das Gedenken mit musikalischen und literarischen Beiträgen. Sie erinnerten an die Kinder von Izieu, trugen Gedichte vor und spielten das Stück Petite Fleur des von Rassismus betroffenen Komponisten Sidney Bechet. Zum Abschluss legten sie Blumen am Kubus nieder – vor den Namen der während der Shoah ermordeten Kinder.

„‚Nie wieder‘ darf keine Floskel bleiben“

In seinem Grußwort betonte Oberbürgermeister Christian Specht die historische Verantwortung, die sich aus den Verbrechen des Nationalsozialismus ergibt: „Die Erinnerung an die Menschheitsverbrechen des Nationalsozialismus und das Gedenken an die Opfer wachzuhalten, ist unsere gemeinsame Aufgabe. Der Gedenkkubus ist Mahnmal und Leuchtzeichen zugleich – er erinnert an das, was verloren ging, und mahnt uns, Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung entschieden entgegenzutreten. ‚Nie wieder‘ darf keine Floskel bleiben – ‚Nie wieder‘ ist jetzt.“ Besonders bewegend war die Anwesenheit von Eve Boden und Peggy Kreisman, Nachkommen von Überlebenden des NS-Terrors, die aus den USA angereist waren, um an der Verlegung von Stolpersteinen für ihre Angehörigen teilzunehmen. Specht nannte ihren Besuch „ein Zeichen der Versöhnung und des Erinnerns“.

Der Gedenkkubus als Symbol der Mahnung

Der 2003 errichtete Glaskubus auf den Planken erinnert an die aus Mannheim deportierten Jüdinnen und Juden. Er steht sinnbildlich für den Verlust jüdischen Lebens in der Stadt und zugleich für die Verantwortung, die Erinnerung wachzuhalten. „Der leere Raum im Kubus erinnert uns daran, dass etwas in unserer Mitte fehlt“, so Specht. „Er mahnt uns, niemals gleichgültig zu bleiben gegenüber Unrecht, Ausgrenzung und Hass.“
Ausstellungstipp: „Gurs 1940“ im MARCHIVUM

Das MARCHIVUM Mannheim zeigt derzeit die Wanderausstellung „Gurs 1940“ der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz. Sie wird durch lokale Biografien ergänzt und ist noch bis 9. November 2025 zu sehen. Weitere Informationen unter www.marchivum.de.