Jährlich etwa 2.000 Operationen, mehr als 45.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr, rund 1.100 Mitarbeitende in drei universitären und zwei nicht-universitären Fachabteilungen und – die Thoraxklinik Heidelberg hat sich im Laufe ihrer Geschichte zur größten Fachklinik für Lungenerkrankungen in Deutschland sowie zu einer der ältesten und größten Lungenfachkliniken Europas entwickelt. Am 14. September 2024 feiert sie ihr 125-jähriges Bestehen.
Ursprung der Thoraxklinik ist das Jagdschloss „Rohrbacher Schlösschen“, das Erbprinz Carl August von Pfalz-Zweibrücken 1772 erbauen ließ. Nach mehr als einem Jahrhundert in adligem Besitz erwarb es 1898 der „Verein für Genesungsfürsorge“ und wandelte es in ein Genesungsheim um. Bereits im Februar 1899 wurden hier die ersten Lungenkranken behandelt. Im ersten Weltkrieg verwandelte sich das Genesungsheim in ein Reservelazarett, danach diente es als Tuberkulosekrankenhaus für Kriegsversehrte und Kriegshinterbliebene. 1929 übernahm es die Landesversicherungsanstalt Baden. Stetige Erweiterungen schufen den benötigten steigenden Kapazitätsbedarf. So entwickelte sich die Thoraxklinik im Laufe der Zeit von einer Tuberkuloseklinik am Ortsrand zu einer modernen Lungenklinik mitten in der Stadt. Die Tuberkulose spielt inzwischen nur noch eine untergeordnete Rolle; in den Mittelpunkt ist unter anderem die Behandlung von Lungenkrebs gerückt.
Heute ist die Thoraxklinik, die seit 2011 eine hundertprozentige Tochter des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) ist, ein international anerkanntes Zentrum für Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des Brustkorbs und der Lunge. Die Thoraxklinik ist eines der wenigen G-BA-Exzellenzzentren in Deutschland. Wesentlich zu dieser erfolgreichen Entwicklung beigetragen haben interne abteilungsübergreifende Kooperationen sowie die Zusammenarbeit mit externen Partnern im In- und Ausland. Als besonders bedeutsam hebt Professor Dr. Felix Herth, Ärztlicher Direktor und Medizinischer Geschäftsführer der Thoraxklinik, die Integration in das UKHD im Jahr 2011 hervor: „Dieser Übergang von einer nichtuniversitären in eine universitäre Einrichtung ist uns sehr gut gelungen, ohne unsere eigene Identität aufzugeben. Das geht nur mit einem tollen Team, das sich für die Patientinnen und Patienten sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung der Therapieverfahren einsetzt.“ Stolz ist Prof. Herth auch auf die herausragende Forschung an der Thoraxklinik, aus der weltweit bewährte medizintechnische und pharmakologische Therapieverfahren hervorgegangen sind.
Eine herausragende medizinische Versorgung benötigt optimale Rahmenbedingungen. Dafür sorgt Sebastian Frank, Kaufmännischer Geschäftsführer der Thoraxklinik, mit seinem Team: „Wir investieren sowohl in Gebäude der Klinik als auch vor allem in Personal. Denn es sind unsere hervorragenden Mitarbeitenden, die den Erfolg der Thoraxklinik ermöglichen.“ Herth und Frank sind sich einig: Die Thoraxklinik ist sehr gut aufgestellt und für die vielfältigen Herausforderungen der Zukunft gewappnet.
Vielfach ausgezeichnete Expertise
Die Thoraxklinik ist nicht nur eine bedeutende Lungenfachklinik, sondern außerdem Teil des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) und arbeitet eng mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zusammen. Seit 2009 ist die Klinik ein durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziertes Lungenkrebszentrum sowie zertifiziertes Weaningzentrum der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP), also eine spezialisierte Intensivstation, die Patienten bei der Entwöhnung von der Beatmung unterstützt. Darüber hinaus ist die Thoraxklinik zertifiziertes Schlafzentrum der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin (DGSM), zertifiziertes Mukoviszidosezentrum und Mitglied im Europäischen Netzwerk seltener Erkrankungen. Die größte Lungenbiobank Deutschlands befindet sich ebenso an der Thoraxklinik wie das Präventionsprogramm „ohnekippe“, mit dem seit dem Jahr 2000 regelmäßig Schülerinnen und Schüler der Region über die Gefahren des Rauchens aufgeklärt werden.
Bevölkerung ist zur Jubiläumsfeier eingeladen
Anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Thoraxklinik sind am 14. September 2024 alle Interessierten zur Jubiläumsfeier in die Röntgenstraße 1 in 69126 Heidelberg eingeladen. Neben spannenden Vorträgen von Experten sowie dem Musiker und Extremsportler Joey Kelly erwartet die Besucherinnen und Besucher ein abwechslungsreiches Programm: verschiedene Führungen, etwa durch das Rohrbacher Schlösschen mit Tuberkulosemuseum, und Mitmach-Aktionen, Infostände, kulinarische Highlights, Livemusik, Hüpfburg, Kinderschminken, Teddy-Krankenhaus und vieles mehr. So können Besucherinnen und Besucher Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Thoraxklinik hautnah erleben. Es stehen begrenzt kostenfreie Parkplätze zur Verfügung. Gut erreichbar ist die Klinik auch mit den Straßenbahnlinien 23 oder 24, Haltestelle „Ortenauer Straße“.
Weitere Informationen im Internet
Programm der Jubiläumsfeier
Kurzinterview mit Prof. Dr. Felix Herth und Sebastian Frank
Wie hat sich die medizinische Versorgung und Forschung in der Thoraxklinik im Laufe der Zeit entwickelt?
Prof. Dr. Felix Herth: Anfangs bestand die Therapie der Tuberkulosepatienten aus einer Liegekur und guter Ernährung. Später konnten die Patientinnen und Patienten auch operiert werden, hauptsächlich mit Verfahren, die Chirurgen und Chirurginnen an der Thoraxklinik mit entwickelt hatten. Im Laufe der Zeit ging die Zahl der Tuberkulosepatienten zurück, hauptsächlich durch verbesserte Hygiene und die neuen Möglichkeiten einer Antibiotikatherapie. Stattdessen stieg der Anteil der Patienten mit Krebserkrankungen, die auf das Rauchen zurückzuführen waren. Entsprechend verlagerte sich der Schwerpunkt der Forschung und Therapie auf diesen Bereich. Heute können wir viele Patienten mit Lungenkrebs gezielt und individuell therapieren.
Welche Innovationen und Fortschritte der Thoraxklinik in den vergangenen Jahren sind besonders hervorzuheben?
Prof. Dr. Felix Herth: Wir forschen einerseits im Bereich der Pathophysiologie, also wie Krankheiten entstehen und sich im Körper auswirken und wie den Patienten entsprechend geholfen werden kann. Andererseits entwickeln wir gemeinsam mit vielen Partnern medizintechnische Implantate und Verfahren. In den vergangenen 20 Jahren haben wir einige Verfahren in der Medizintechnik und auch in der Pharmakotherapie entwickelt, die inzwischen weltweit als State of the Art gelten und vielen Menschen zugutekommen. Darauf sind wir stolz. Als Beispiel zu nennen wären hier den endobronchialen Ultraschall sowie Implantate, die den Luftstrom so beeinflussen und lenken, dass die Luft in Bereiche der Lunge strömt, in denen noch gesundes Lungengewebe vorhanden ist. So kann der Patient wieder besser atmen.
Welche Rolle spielt die kaufmännische Seite für die Klinik?
Sebastian Frank: Beide Seiten – die medizinische und die wirtschaftliche – sind wichtig. Die kaufmännische Seite sehe ich als Dienstleistung für die Spitzenmedizin, die hier angeboten wird: Sie schafft die Rahmenbedingungen, damit die Mediziner gut arbeiten können. Dazu investieren wir viel: in die Klinikgebäude, in die notwendige medizinische Ausstattung wie Diagnostiksysteme und in Personal. Noch in diesem Jahr soll beispielsweise der Spatenstich für ein Personalwohnheim erfolgen. Bereits seit 2023 wird die Klinikambulanz komplett mit Eigenmitteln ausgebaut. Die medizinische und kaufmännische Seite müssen also in Einklang sein. Das funktioniert bei der Thoraxklinik schon immer sehr gut, sodass sie medizinisch und betriebswirtschaftlich auf einem soliden Fundament steht.
Welche strategischen Ziele hat die Klinik für die Zukunft, um weiterhin erfolgreich zu sein?
Sebastian Frank: Unser Ziel ist es, dass die Thoraxklinik weiterhin die führende Einrichtung auf dem Gebiet der Lungenerkrankungen bleibt. Dazu möchten wir die Spitzenmedizin hier erhalten und weiter ausbauen. Darüber hinaus arbeiten wir kontinuierlich daran, für unsere Mitarbeitenden ein attraktiver Arbeitgeber zu sein und zu bleiben, denn ihre Expertise trägt wesentlich zum Erfolg der Thoraxklinik bei. Wir wollen außerdem die Digitalisierung in der Gesundheitsbranche weiter vorantreiben, flexibler und agiler werden. So sollen beispielsweise die Wartezeiten für die Patienten durch ein optimiertes Terminmanagement verkürzt werden. Darüber hinaus wollen wir die Anbindung an die niedergelassenen Ärzte verbessern. Da die neu entwickelten onkologischen Therapien zu steigenden Patientenzahlen führen, sollen zudem die Kapazitäten in diesem Bereich ausgebaut werden. Auch wenn das Gesundheitssystem und die anstehenden Reformen einige Herausforderungen mit sich bringen, bin ich sicher, dass wir diese hier in der Thoraxklinik sehr gut meistern werden.