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Kreisforstamt: Erfolgreiches Naturschutzprojekt „Walldorfer Waldweide“ wird ausgeweitet / Rinder und Ziegen grasen auf der Winterweide

Kreisforstamt: Erfolgreiches Naturschutzprojekt „Walldorfer Waldweide“ wird ausgeweitet / Rinder und Ziegen grasen auf der Winterweide

 

„Das ist seit Jahren ein wertvolles Projekt. Wir sind sehr dankbar, dass der Forst das begleitet“, sagt Walldorfs Bürgermeister Matthias Renschler über die Waldweide im Waldgebiet Reilinger Eck. Dort wurde die Weidefläche in diesem Jahr von vier auf rund acht Hektar verdoppelt und aktuell findet erstmals eine Beweidung der neu hinzugekommenen Fläche statt: Anstelle der über die wärmere Jahreszeit zu sehenden Esel von Horst Kempf weiden auf der neuen Fläche derzeit 19 Rinder und 30 Ziegen.

Die Esel können zwar Kälte vertragen, aber die Nässe würde zu einem Problem für die empfindlichen Hufe der grauen Langohren, so Kempf. Einen weiteren Vorteil haben die Rinder und Ziegen gegenüber den Eseln vor allem auf der neuen Weidefläche. Hier findet sich im Moment noch dichter Grasbewuchs und viele Sträucher und Büsche. Für die genügsamen Esel fast schon zu viel des Guten. „Das wäre für die Esel so, wie wenn unsereins jeden Tag zur Sahnetorte greift“, beschreibt Horst Kempf anschaulich das Problem. Außerdem haben besonders die Ziegen keine Scheu vor störrischen Gehölzen, sie fressen praktisch alles ab, was ihnen vor das Maul kommt. Und genau das ist hier erwünscht.

Mit der Waldweide soll nach den Worten von Revierförster Achim Freund eine „sehr lichte Waldgesellschaft“ entstehen und erhalten werden, in der die Nährstoffe knapp sind, es wenig Wasser gibt, aber viel Licht den Boden erreicht. Damit habe man eine Nischenfläche für Pflanzen geschaffen, die im Wald sonst keinen Platz finden. „Wir sind auch Vogelschutzgebiet“, verweist der Förster darauf, dass man hier sowohl Nistmöglichkeiten als auch offene Flächen habe, in denen Vögel Insekten jagen könnten. „Ziegenmelker, Wendehals und Heidelerche stehen oben auf der Prioritätenliste“, sagt er. Horst Kempf, der auch ohne seine Esel täglich vor Ort ist, um bei den Ziegen und Rindern nach dem Rechten zu sehen, ergänzt: „Wir haben hier sieben Arten von Fledermäusen, darunter das Große Mausohr und Kleiner Abendsegler.“ Seit dem Beginn der Waldweide im Jahr 2007 gibt es ein regelmäßiges Monitoring: inzwischen sind 21 bedrohte Pflanzenarten in der Fläche nachgewiesen worden, die Anzahl der Vogelarten hat sich verdreifacht.

Die Herbana GmbH mit Sitz in Bruchsal, welche die Weidetiere zur Verfügung stellt, wurde 2016 von der Stiftung Naturschutz gegründet, erläutert deren Vorsitzender Jochen Bresch. Mit den eigenen Rindern, Schafen und Ziegen widmet man sich auf verschiedenen Flächen zwischen Kaiserstuhl und Mannheim der naturschutzdienlichen Beweidung und der Landschaftspflege durch Weidetiere. In Walldorf sind Galloway- und Zwergzebu-Rinder beziehungsweise aus beiden Arten gekreuzte Tiere mitsamt ihren Kälbchen im Einsatz. Die beiden Rinderrassen stammen ursprünglich aus Schottland und Sri Lanka, finden hier aber ideale Bedingungen vor.

Tierischer Transport von Pflanzensamen

Dazu kommen Burenziegen, die in Südafrika heimisch sind. Je nach Futterlage werden die Tiere von Jochen Bresch schon bald an den nächsten Einsatzort nach Speyer transportiert. Und die Esel von Horst Kempf sollen von Mai bis Oktober auf die Waldweide zurückkehren. Dass die Herbana-Tiere regelmäßig an andere Orte gebracht werden, erfüllt laut Achim Freund ein weiteres Naturschutzziel: „Wir wollen eine Vernetzung der Lebensräume erreichen.“ Allein durch Anhaftungen von Erde in Fell und Hufen, sowie durch die natürlichen Ausscheidungen der Tiere finde „ein Transport von Samen“ statt.

Bei allen Maßnahmen wird immer auf das richtige Gleichgewicht geachtet, wie Förster Freund verdeutlicht: „Nach der gewünschten Lichtungsphase in der bestehenden Waldweide kümmern wir uns auch darum, wieder Bäume nachzuziehen.“ Schließlich wolle man keine gänzlich leere Fläche entstehen lassen. An den Wegen entlang der Zäune, die die Waldweide vom restlichen Gebiet abgrenzen, wurden in Töpfen angezogene, mediterrane Flaum- und Zerreichen gepflanzt, um für eine gute Mischung aus heimischen und klimastabilen Bäumen zu sorgen.

Nur gucken – nicht füttern!

„Die Bevölkerung darf grundsätzlich gerne hierherkommen und die Tiere und den besonderen Wald bewundern“, sagt Achim Freund. Aber: „Es besteht ein absolutes Fütterungsverbot.“ Jede Nahrung von außen bedeute „eine große Gefahr für die Tiere“. Wie groß, weiß Jochen Bresch: „Wir haben über den Sommer mehrere Ziegen durch Fütterung verloren.“ Auch wegen solcher Themen findet Bürgermeister Renschler es wichtig, dass Projekte wie die Waldweide Eingang in die Waldpädagogik und gemeinsame Projekte mit den Walldorfer Schulen finden: „Es geht auch darum, dass Bewusstsein zu schärfen. Ob beim Füttern der Tiere oder beim Thema Klimawandel.“ Deshalb dankt er allen Beteiligten, „dass Sie das mittragen“. Denn die Waldweide bedeute auch „eine Menge Arbeit“.

Quelle: Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis

Revierförster Achim Freund, Bürgermeister Matthias Renschler, Eselbesitzer Horst Kempf und Jochen Bresch von der Herbana GmbH (von links nach rechts) auf der Walldorfer Waldweide umringt von den Tieren.