ï§ Jahresempfang mit dem Behindertenbeauftragten der Bundesregierung Jürgen Dusel und Jubiläumsfilm
Nachdem die Veranstaltung in den vergangenen Jahren Corona-bedingt nicht stattfinden
konnte, luden der Verein Lebenshilfe Heidelberg e.V. sowie die Stiftung Lebenshilfe
Heidelberg am vergangenen Dienstag erstmals wieder zum Jahresempfang in die Werkstatt
in der Freiburger Straße. Gemeinsam mit Klientinnen und Klienten, mit Selbstvertretern,
Eltern, Angehörigen und Mitarbeitenden der Lebenshilfe Heidelberg sowie vielfältigen
Partnern aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft wurde dabei auch das 60. Jubiläum des
Vereins nachgefeiert, das 2021 nicht im größeren Kreis begangen werden konnte.
Mit einem Vortrag zum Thema „Demokratie braucht Inklusion - 60 Jahre Lebenshilfe Heidelberg“ –
gleichzeitig auch das Motto der gesamten Veranstaltung – war Jürgen Dusel, Beauftragter der
Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, als Hauptredner dabei. Mit
einem Grußwort bedankte sich auch Oberbürgermeister Eckart Würzner für die langjährige und
intensive Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Heidelberg, die er als unverzichtbaren Partner in der
Stadtgesellschaft bezeichnete.
Gezeigt wurde außerdem ein Film, der gemeinsam mit Nutzerinnen und Nutzern, Mitarbeitenden
aus allen Einrichtungen und Wegbegleitern der Lebenshilfe Heidelberg entstanden ist. In diesem
Jubiläumsfilm blicken diese nicht nur in die Vergangenheit und beleuchten die Gegenwart, sondern
beantworten auch die Frage, was sie sich für die Lebenshilfe Zukunft wünschen.
Inklusion ist mehr als ein Modewort
In seinem Vortrag betonte Jürgen Dusel, dass es sich bei dem Begriff der Inklusion keinesfalls nur
um ein Modewort handele oder um eine rein karitative Idee, die derzeit in aller Munde ist. Vielmehr
gehöre die Teilhabe der rund 12,5 Millionen Menschen mit Beeinträchtigungen und die
Ermöglichung dieser gesellschaftlichen und politischen Beteiligung schlichtweg zu einer
Demokratie dazu. Denn: Menschen mit Behinderung sind Bürgerinnen und Bürger dieses Landes
und haben die gleichen Rechte wie alle anderen.
„Nichts über uns ohne uns“ gilt in allen Bereichen
Gleichzeitig betonte er, dass Rehabilitation, wie sie etwa in den Werkstätten der Lebenshilfe
angeboten wird, und Inklusion sich keineswegs ausschließen, sondern einander bedingen und
voraussetzen. Auch in der schon seit einigen Jahren geführten Diskussion um die Zukunft der
Werkstätten für Menschen mit Behinderung sei daher der zentrale Satz aus der UN-
Behindertenrechtskonvention von elementarer Bedeutung: „Nichts über uns ohne uns“.
Das heißt: Auch in diesem Bereich gelte es für ihn, immer zuerst mit den Menschen selbst zu
sprechen, die dort arbeiten. Hierbei kristallisierten sich insbesondere zwei Anliegen heraus: Eine
bessere und den Arbeitsstunden angemessene Entlohnung sowie die Aussage, dass die Werkstatt
für viele Menschen mehr als ein Arbeitsplatz sei: nämlich ein Ort der Heimat und der sozialen
Beziehungen. In beiden Punkten haben die Werkstattbeschäftigten, vertreten durch die
Werkstatträte, in ihm einen Fürsprecher, der ihre Interessen stets ernst nehme, so Dusel.
Teilhabe am Gesundheitswesen und Gewaltprävention
Betont wurde von Jürgen Dusel im Kontext der Inklusion auch die Wichtigkeit der Teilhabe im
Gesundheitswesen, bei der es immer noch Defizite gebe. Hier werde intensiv daran gearbeitet,
diese gleichberechtigt zu ermöglichen, sei es durch den Ausbau der in diesem Bereich immer noch
vielerorts unzureichenden Barrierefreiheit oder durch die klare Finanzierung von benötigter
Assistenz.
Einen weiteren Schwerpunkt seines Vortrags legte er zudem auf das Thema Gewaltprävention. Das
gesamtgesellschaftlich höhere Gewaltrisiko von Menschen mit Behinderung sei noch immer ein
gesellschaftliches Tabuthema, so der Beauftragte der Bundesregierung. Hier gelte es, etwas zu
ändern, das über Konzepte und Richtlinien hinausgehe. Erfreulich also, dass in den Einrichtungen
der Lebenshilfe Heidelberg Konzepte des Gewaltschutzes und auch des Kinderschutzes umgesetzt
werden.
In Heidelberger Stadtgesellschaft gut aufgehoben
Auch für die Lebenshilfe Heidelberg ist Inklusion ein wichtiges Element, um die Demokratie zu
stärken. Schon bei ihrer Gründung1961, also in einer Zeit, als der Begriff Inklusion in diesem
Zusammenhang noch unbekannt war, war das Wirken der Lebenshilfe immer von einer inklusiven
und demokratischen Grundüberzeugung geleitet.
„Dies ist uns auch heute Auftrag und Verpflichtung. Und wir freuen uns sehr, dass wir mit diesem
Anliegen in der Heidelberger Stadtgesellschaft, bei Politik und Verwaltung in Heidelberg gut
aufgehoben sind und – bei allem Verhandlungsbedarf im Detail – solidarisch und nachhaltig
unterstützt werden“, bedankte sich Winfried Monz, Vorstand der Lebenshilfe Heidelberg, bei den
zum Jubiläums-Jahresempfang zahlreich erschienenen politischen Mandatsträgern.
Wie dieses gemeinsame Vorhaben weiter vorangetrieben werden kann, war dann auch Thema in
vielen Gesprächen, die sich dem Vortrag und der Filmvorführung bei einem Imbiss anschlossen.
„Genau das ist das Ziel unseres Jahresempfangs, der seit 2017 immer an dem Tag stattfindet, an
dem die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland in Kraft trat: Unterschiedliche Akteure
zusammenzubringen, die sich allesamt für die Belange für Menschen mit Behinderung einsetzen.
Wir freuen uns schon sehr auf die Veranstaltung im kommenden Jahr“, so das Resümee von
Siegbert Moraw, der als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lebenshilfe Heidelberg gemeinsam mit
Winfried Monz durch den Abend führte.